Klimaschutz: Glaube an gerechte Klimagipfel mindert eigene Handlungsbereitschaft
Wer findet, bei Klimaverhandlungen wie derzeit in Lima gehe es besonders gerecht zu, ist seltener bereit, auch persönlich etwas für den Klimaschutz zu tun – so das auf den ersten Blick überraschende Ergebnis der empirischen Studie eines Forscherteams aus Kassel und Karlsruhe. Grundsätzlich aber sind viele Menschen bereit, ihre Gewohnheiten zum Wohle des Klimas umzustellen.
Das Team um den Kasseler Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Andreas Ziegler befragte für die Studie mehr als 2000 US-Amerikaner und Deutsche. Die Teilnehmer gaben in der Online-Erhebung u.a. an, ob sie internationale Klimapolitik für wichtig halten und ob sie meinen, dass in Klima-Konferenzen jedes Land seine Interessen gleichermaßen vertreten kann. Zudem wurden die Teilnehmer zu ihrem Konsumverhalten befragt. Im Fokus standen dabei Maßnahmen, die zum Klimaschutz beitragen: beispielsweise ein spritsparendes Auto kaufen oder weniger Fleisch und Milcherzeugnisse essen. Prof. Ziegler, Leiter des Fachgebiets Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Kassel, fasst die Ergebnisse so zusammen: „Diejenigen, die die internationale Klimapolitik grundsätzlich für wichtig erachten, möchten auch persönlich mehr für den Klimaschutz tun. Glauben die Menschen dagegen, dass alle Länder gleichermaßen ihre Interessen in Klimakonferenzen einbringen können, sind sie in einem geringeren Ausmaß zu Klimaschutz-Maßnahmen bereit.“ Dieser Zusammenhang ist in den USA besonders stark ausgeprägt, in Deutschland dagegen nur für Energiesparmaßnahmen zu Hause klar feststellbar. Über die Richtung des Zusammenhangs sagen die Ergebnisse der Studie nichts aus. „Wir stellen hier lediglich eindeutige Korrelationen fest. Kausale Effekte sollte man in weiteren Studien untersuchen“, so Ziegler.
Am geringsten ist die Bereitschaft, den Konsum von Fleisch oder Milchprodukten einzuschränken
Sowohl in Deutschland als auch in den USA ist die Bereitschaft zu zukünftigen Energiesparmaßnahmen in Haus oder Wohnung am höchsten (87 Prozent bzw. 81 Prozent). Auch die Anschaffung von energiesparenden Haushaltsgeräten können sich 84 Prozent (D) bzw. 78 Prozent (USA) vorstellen, den Kauf eines spritsparenden Autos 71 Prozent (D) bzw. 67 Prozent (USA). Zum Umstieg auf erneuerbare Energien sind 62 Prozent (D) bzw. 50 Prozent (USA) bereit. Hingegen können sich nur 50 Prozent der Deutschen und gar nur 42 Prozent der US-Amerikaner vorstellen, weniger tierische Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Die Studie förderte weitere interessante Ergebnisse zu Tage: So spricht nichts dafür, dass die Anzahl der Kinder einen Effekt auf die Bereitschaft hat, sich für klimafreundliche Maßnahmen zu engagieren. Auch das Alter hatte keinen signifikanten Einfluss. Dagegen waren Frauen etwas aufgeschlossener gegenüber persönlichen Klimaschutz-Maßnahmen als Männer und höher gebildete Teilnehmer aufgeschlossener als Menschen mit einem niedrigen Bildungsabschluss. Ob ein Teilnehmer davon ausgeht, dass Beschlüsse eines Klimagipfels auch tatsächlich umgesetzt werden, hatte übrigens keinen messbaren Einfluss.
Ziegler sieht in den Ergebnissen der Studie einen guten Ansatzpunkt für politische Entscheidungen: „Zum einen erscheint es auch für die Umsetzung globaler Klimaabkommen auf nationaler Ebene, bei der freiwillige Klimaschutzmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen, nützlich, für mehr Akzeptanz von internationaler Klimapolitik zu werben. Gleichzeitig sollte die Politik überlegen, wie sie es kompensieren kann, dass freiwillige Klimaschutzaktivitäten möglicherweise zurückgehen, wenn Klimaverhandlungen gerechter gestaltet werden – was grundsätzlich ja wünschenswert ist.“ Claudia Schwirplies, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Empirische Wirtschaftsforschung, fügt hinzu: „Infrage kommen dabei etwa finanzielle Anreize oder die Stärkung von sozialen Normen bzw. des Bewusstseins, etwas Gutes zu tun. Diese Faktoren wurden in zusätzlichen Studien als besonders förderlich für klimabewusstes Konsumverhalten identifiziert.“
An der Erhebung nahmen 1010 US-Amerikaner und 1005 Deutsche ab 18 Jahren online teil. Sie fand im Mai und im Juni 2013 statt; die Ergebnisse wurden jetzt veröffentlicht. An der Erhebung und der Auswertung war neben dem Kasseler Team auch Prof. Dr. Joachim Schleich vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe beteiligt. Die Studie ist Teil des Forschungsprojektes „Die Bedeutung freiwilliger Beiträge und von Fairnesspräferenzen für den Erfolg internationaler Klimapolitik“ (VolFair), das von der Universität Kassel koordiniert wird. Kooperationspartner sind neben dem ISI das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und die Universität Hamburg. VolFair wird im Rahmen des Förderprogramms „Ökonomie des Klimawandels“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell gefördert.
Die Studie ist abrufbar unter http://goo.gl/mAKYzZ
Am geringsten ist die Bereitschaft, den Konsum von Fleisch oder Milchprodukten einzuschränken
Sowohl in Deutschland als auch in den USA ist die Bereitschaft zu zukünftigen Energiesparmaßnahmen in Haus oder Wohnung am höchsten (87 Prozent bzw. 81 Prozent). Auch die Anschaffung von energiesparenden Haushaltsgeräten können sich 84 Prozent (D) bzw. 78 Prozent (USA) vorstellen, den Kauf eines spritsparenden Autos 71 Prozent (D) bzw. 67 Prozent (USA). Zum Umstieg auf erneuerbare Energien sind 62 Prozent (D) bzw. 50 Prozent (USA) bereit. Hingegen können sich nur 50 Prozent der Deutschen und gar nur 42 Prozent der US-Amerikaner vorstellen, weniger tierische Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Die Studie förderte weitere interessante Ergebnisse zu Tage: So spricht nichts dafür, dass die Anzahl der Kinder einen Effekt auf die Bereitschaft hat, sich für klimafreundliche Maßnahmen zu engagieren. Auch das Alter hatte keinen signifikanten Einfluss. Dagegen waren Frauen etwas aufgeschlossener gegenüber persönlichen Klimaschutz-Maßnahmen als Männer und höher gebildete Teilnehmer aufgeschlossener als Menschen mit einem niedrigen Bildungsabschluss. Ob ein Teilnehmer davon ausgeht, dass Beschlüsse eines Klimagipfels auch tatsächlich umgesetzt werden, hatte übrigens keinen messbaren Einfluss.
Ziegler sieht in den Ergebnissen der Studie einen guten Ansatzpunkt für politische Entscheidungen: „Zum einen erscheint es auch für die Umsetzung globaler Klimaabkommen auf nationaler Ebene, bei der freiwillige Klimaschutzmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen, nützlich, für mehr Akzeptanz von internationaler Klimapolitik zu werben. Gleichzeitig sollte die Politik überlegen, wie sie es kompensieren kann, dass freiwillige Klimaschutzaktivitäten möglicherweise zurückgehen, wenn Klimaverhandlungen gerechter gestaltet werden – was grundsätzlich ja wünschenswert ist.“ Claudia Schwirplies, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Empirische Wirtschaftsforschung, fügt hinzu: „Infrage kommen dabei etwa finanzielle Anreize oder die Stärkung von sozialen Normen bzw. des Bewusstseins, etwas Gutes zu tun. Diese Faktoren wurden in zusätzlichen Studien als besonders förderlich für klimabewusstes Konsumverhalten identifiziert.“
An der Erhebung nahmen 1010 US-Amerikaner und 1005 Deutsche ab 18 Jahren online teil. Sie fand im Mai und im Juni 2013 statt; die Ergebnisse wurden jetzt veröffentlicht. An der Erhebung und der Auswertung war neben dem Kasseler Team auch Prof. Dr. Joachim Schleich vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe beteiligt. Die Studie ist Teil des Forschungsprojektes „Die Bedeutung freiwilliger Beiträge und von Fairnesspräferenzen für den Erfolg internationaler Klimapolitik“ (VolFair), das von der Universität Kassel koordiniert wird. Kooperationspartner sind neben dem ISI das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und die Universität Hamburg. VolFair wird im Rahmen des Förderprogramms „Ökonomie des Klimawandels“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell gefördert.
Die Studie ist abrufbar unter http://goo.gl/mAKYzZ