Maker: Forscher empfehlen Förderung sozialer Innovationen
Diese Woche traf sich am Mittwoch die Maker-Szene in Berlin, um auf der Tagung „Werkstätten des Wandels über die Zukunft dezentraler Produktion zu diskutieren. In sogenannten „offenen Werkstätten wie FabLabs, Makerspaces oder RepairCafés experimentieren und produzieren neben Tüftlern auch immer mehr interessierte Bürgerinnen und Bürger mit dezentralen Produktionstechnologien, vom traditionellen Handwerk bis zu innovativem 3D-Druck. „Offene Innovationsprozesse sind gesellschaftlich höchst relevant, gerade auch für eine nachhaltige Entwicklung, sagte der Berliner Innovationsforscher Ulrich Petschow vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). „Offene Werkstätten verbinden soziale und technische Innovationen miteinander, dies kann wichtige Impulse für Nachhaltigkeit setzen.
Empfehlungen zur Stärkung dezentraler Produktionsstrukturen
„Bei offenen Werkstätten werden häufig zunächst die technischen Innovationen gesehen, dabei handelt es sich bei ihnen auch um soziale Innovationen mit bedeutendem Nachhaltigkeitspotenzial, sagte Petschow. „In unserer dreijährigen Forschung haben wir vielversprechende Ansätze von kollaborativer Wissensentwicklung, Open-Source-Hardwareentwicklung oder agiler Organisation untersucht, um herauszufinden, wie offene Werkstätten zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können. Noch befinden sich solche Ansätze in Nischen und haben dadurch eine begrenzte Wirkung. Doch wir sehen großes Potenzial, wenn es gelingt, Konzepte und Netzwerke für die Entwicklung offener Werkstätten zu entwickeln und tragfähige Finanzierungs- und Betreibermodelle zu etablieren.
Die Forscher betonten weiter, dass offene Werkstätten wichtige Impulse für die Innovationskraft lokaler Wirtschaftsstrukturen setzen können. Industrie- und Handwerkskammern empfehlen sie daher etwa in regionalen Entwicklungs- und Clusterstrategien die Möglichkeiten dezentraler Ansätze stärker zu berücksichtigen und offene Werkstätten etwa bei der Suche nach Räumlichkeiten und Finanzierungen zu unterstützen.
Um die öffentliche Wahrnehmung für die Potenziale offener Werkstätten zu stärken, lotete die Tagung Möglichkeiten für die Entwicklung gemeinsamer Strategien der verschiedenen Initiativen aus. Unter dem Titel „Innovation NOW! entwarfen Akteure aus Praxis und Wissenschaft ein Netzwerk zur Förderung von Innovation durch offene Werkstätten. Hierbei wurde insbesondere empfohlen, die Relevanz dezentraler Produktionsansätze für gesellschaftlichen Wandel durch Erfolgsgeschichten aus der Praxis aufzuzeigen.
Fabrik, Bibliothek oder Nachbarschaftstreff: Werkstattporträts zeigen breites Spektrum offener Werkstätten
Drei Erfolgsgeschichten offener Werkstätten wurden auf der Tagung in Form von Videoporträts vorgestellt:
- Gemeinschaft – selbst gemacht | Landkombinat Gatschow: Die offene Werkstatt in Gatschow, Mecklenburg-Vorpommern, bietet Interessierten eine Anlaufstelle für selbstorganisiertes, praktisches und gemeinschaftliches Produzieren. So kann innovative Kollaboration in offenen sozialen Netzwerken einen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation in einer ländlichen Gegend leisten. Zum Film
- Wissen kommt von Machen | Makerspace in der Dresdener Bibliothek SLUB: Der Makerspace in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) ist ein offener Kreativraum für Menschen, die ihre Ideen und Do-It-Yourself-Projekte realisieren möchten. Im Fokus der kreativen Arbeit stehen Wissensvermittlung und Austausch. Nutzer lernen von Nutzern und teilen vorhandenes Know-how miteinander. Innovationsprozesse und Wissensvermittlung gehen im Makerspace Hand in Hand. Mit dem Leitmotiv des Open Source greift der Makerspace die zentralen Aufgaben einer Bibliothek auf: Wissen aufbauen, strukturieren, vermitteln. Zum Film
- Mach was Du willst | Hafven Hannover: Der Coworking und Makerspace Hafven bietet auf über zweitausend Quadratmetern Fläche Büroarbeitsplätze, Besprechungs- und Workshopräume, ein FabLab, Holz- und Metallwerkstätten sowie ein Café. Diesen Raum nutzen über 500 Mitglieder, darunter Selbständige, Angestellte, Start-Ups und Konzerne. Jede/r kann machen, was er oder sie will. Der Hafven sieht sich selbst als Labor für verschiedene Themen, etwa DIY, digitale Transformation, dezentrale Organisations- und Produktionsformen, Arbeiten 4.0 oder Start-Up-Kultur. Zum Film