Rapid Planning
Funktionierende Infrastrukturen sind die Garanten einer lebenswerten und wettbewerbsfähigen Stadt. Die Versorgung mit Strom, Wasser, Kanalisation usw. ist hierzulande eine Selbstverständlichkeit. Ist die Entscheidung für ein Versorgungssystem jedoch einmal gefallen, legt es Städte für Jahrzehnte fest und führt zu sogenannten Pfadabhängigkeiten.
Vielen Städten in Schwellen- und Entwicklungsländern fehlt es gänzlich an Infrastrukturen oder sie sind unterversorgt. Ihre Bevölkerung wächst so schnell und unregistriert, dass eine entsprechende Bereitstellung diese Städte vor eine Reihe von Herausforderungen stellt.
Die BMBF-Fördermaßnahme Rapid Planning verstand sich als Kontrapunkt zur ungeplanten Stadtentwicklung. Diese Planungsmethode trägt dazu bei, dass der Zeitraum zwischen der Datengenerierung zur Systemerfassung (Abfall, Wasser, urbane Landwirtschaft, Energie und Stoffströme) und der Umsetzung in die Planung von urbanen Infrastrukturen und Dienstleistungen bei optimaler Ressourcenausnutzung minimiert wird. Durch die Bündelung und Kombination von Sektoren werden die Outputströme eines Sektors als Input für einen anderen Sektor eingesetzt. Das Vorgehen ist damit transsektoral. Die Vorteile aus den potenziellen Synergien, die sich bei der Verknüpfung der genannten Infrastruktursektoren ergeben, wurden bereits in den Städten Kigali (Ruanda), Da Nang (Vietnam) und Frankfurt am Main genutzt. Denn die Methode ist in unterschiedlichen Natur- und Kulturräumen mit entsprechenden Dynamiken (Städtewachstum oder -schrumpfung) anwendbar und begünstigt generell regionales Ressourcenmanagement.
Rapid Planning wurde mit folgenden Schritten entwickelt:
- Erdbeobachtung zur Gebäude-, Land- und -nutzungscharakterisierung
- Bestimmung von Ver- und Entsorgungsketten und deren Gewichtung für den Planungsprozess
- Referenzierung/ Verknüpfung der Ver- und Entsorgungssysteme mit der Gebäude- und Landnutzung
- Implementierung der Stoffstromanalyse als Grundlage zum regionalen Ressourcenmanagement – von „end of pipe technologies" zu einem Angebot- und Nachfrage getragenen System auf der Basis von Sekundärrohstoffen („Urban Mining")
- Entwicklung einer Methode zur Analyse, Interpretation und Priorisierung der Ergebnisse aus der Stoffstromanalyse für Entscheidungsträger
- Transfer aus und Feed-back-Schleife in die Projektstädte zur Referenzierung durch den Input bereits entwickelter Methoden, Daten usw. und Rückführung.
Um alle Informationen auch langfristig zugänglich zu machen, wurde eine Plattform entwickelt, die die Produkte, Werkzeuge sowie praktische Erfahrungen und Handbücher für interessierte Städte bereitstellt. Das entwickelte allgemeine Know-how kann auch als Schulungsmaterial auf verschiedenen Verwaltungsebenen aufbereitet und verwendet werden. Die Academy of Managers for Construction and Cities (AMC), die für die Ausbildung des gesamten Verwaltungspersonals in Vietnam zuständig ist, plant beispielsweise die Rapid Planning Methode in die nationalen Ausbildungspläne aufzunehmen.
Zusammen mit UN-Habitat wurde außerdem der Transfer in die Praxis und die Übertragbarkeit der Lösungen in den Städten Belmopan, Belize und Tam Ky, Vietnam erprobt. Diese Zusammenarbeit erwies sich für die Verstetigung der Projektergebnisse als besonders wertvoll, da UN-Habitat zukünftig weiter mit der Methode arbeitet und diese weltweit in Stadtplanungsprozesse mit einbezieht.
Das Forschungsvorhaben Rapid Planning wurde vom BMBF zwischen 2014 und 2021 mit einer Summe von 13 Millionen Euro gefördert.
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