BREsilient II – Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen – Umsetzungs- und Verstetigungsphase abgeschlossen
Bremen ist durch die Folgen des Klimawandels auf vielfältige Weise von Sturmfluten und Hochwasser betroffen. Im BMBF-Projekt BREsilient II wurden in vier Modellbereichen gemeinsam mit betroffenen Bürgerinnen und Bürgern Anpassungsmaßnahmen umgesetzt.
Neben Hitzeperioden und Starkregenereignissen wird in Bremen auch der Meeresspiegelanstieg zu einer zunehmenden Herausforderung. Das Projekt „BREsilient II – Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen – Umsetzungs- und Verstetigungsphase" hat hier an seine Forschungs- und Entwicklungsphase (11/2017 – 05/2021) angeknüpft und in vier Modellbereichen in Bremen Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels umgesetzt.
Unter Federführung der bremischen Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, Berlin), das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL, Bremen) sowie die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zusammen an vielfältigen Formaten zur Beteiligung der Akteure vor Ort gearbeitet.
Hochwasservorsorge
In der Pauliner Marsch, einem Naherholungsgebiet vor der Hauptdeichlinie der Weser, und in einem Überschwemmungsgebiet an der Blumenthaler Aue stand die Hochwasserrisikovorsorge im Mittelpunkt. Während der steigende Meeresspiegel und häufigere und intensivere Sturmfluten an der Weser zu einem Problem werden können, ist es in dem Einzugsgebiet der Blumenthaler Aue die zunehmende Gefahr durch Starkregen. Durch die Gründungen einer „Sturmflutpartnerschaft" und einer „Starkregenpartnerschaft" zwischen Stadtverwaltung und Beteiligten werden betroffene Bewohnerinnen und Bewohner, Vereine und Firmen nun durch einen kontinuierlichen Austausch und gezielte Öffentlichkeitsarbeit sensibilisiert, wodurch die Risiken verringert werden können. Neue Informationstafeln in den hochwassergefährdeten Gebieten sowie Broschüren weisen zudem die Besucherinnen und Besucher auch vor Ort auf mögliche Gefahren hin. Mit der Einführung eines ortsspezifischen Kurzfristvorhersagesystems wurde außerdem die Eigenvorsorge bei Starkregenereignissen im Gebiet der Blumenthaler Aue gestärkt. Mit einer Machbarkeitsstudie wurde modelliert, durch welche Maßnahmen das Gebiet Pauliner Marsch und Im Suhrfelde nach einer Überschwemmung durch eine sehr schwere Sturmflut schneller entwässert werden kann.
Bremer Stadtgrün-Bewertungstool für die Stadtplanung
Für die Stadtverwaltung Bremen wurden außerdem die bereits entwickelten Kosten-Nutzen-Analysen zu „grünen" Klimaanpassungsmaßnahmen um gesundheitliche Effekte von Straßenbäumen ergänzt und in eine Online-Anwendung überführt. Mit dem Bremer Stadtgrün-Bewertungstool lässt sich auf der räumlichen Ebene einzelner Stadtteile der monetäre Wert der Effekte einer erhöhten Anzahl von Grünflächen, begrünten Dachflächen sowie Straßenbäumen auf die Wasserrückhaltekapazitäten, die Luftreinhaltung, die Kohlenstoff- und die Temperaturregulation sowie das Stadtbild bewerten. Damit ist ein Instrument geschaffen worden, das die Einbindung der positiven Effekte von Stadtgrün in politisch-administrative Planungs- und Entscheidungsprozesse ermöglicht und die interessierte Öffentlichkeit für den gesellschaftlichen Wert von Stadtgrün sensibilisiert.
Simulationsmodell Inland-Hub für mehr Flexibilität bei Extremwetter
Auch die Maritime Logistik, die einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Bremen darstellt, ist von den Folgen des Klimawandels betroffen. Die global vernetzten Unternehmen und komplexen Lieferketten sind bei Störungen durch Extremwetter, die durch den Klimawandel zunehmen, auf kurzfristige Alternativen und Maßnahmen angewiesen. Im Falle einer Störung bzw. eines Ausfalls eines Verkehrsträgers hat bisher jedes Logistikunternehmen einzeln versucht, die Fracht auf andere Transportmittel zu verlagern. Aufgrund einer fehlenden unternehmensübergreifenden Koordination mussten zeitkritische Waren dabei teilweise auch warten.
Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) hat nun ein Simulationsmodell entwickelt, das die Transporte zwischen Bremerhaven und dem Hinterland inklusive der Störungen durch Extremwetterereignisse abbildet. Damit wurde untersucht, wie ein sogenannter Inland-Hub für verschiedene Verkehrswege die Resilienz gegenüber Klimawandelfolgen verbessern kann. Der simulierte Inland-Hub steht hier als Abbild eines zwischengeschalteten Inlandshafens, der direkt mit einem Seehafen verbunden ist und die Verkehrsträger Bahn, Binnenschiff und Lkw bedient.
Durch ein Entscheidungs-Unterstützungssystem können die Frachten nun bei Extremwetter spontan und flexibel auf unterschiedliche Transportträger (See, Binnenschiff, Zug, Straße) aufgeteilt werden. Die Simulationsergebnisse zeigen, dass durch die Simulation eines Inland-Hubs die Resilienz der Lieferketten gesteigert wird, da im Falle von Störungen die Container mithilfe von digitaler Intelligenz schneller und effektiver auf andere Verkehrsträger verteilt werden können. Zudem trägt ein Inland-Hub dazu bei, Containertransporte vom und zum Seehafen nachhaltiger zu gestalten, indem Lkw-Transporte zugunsten von Bahn und Binnenschiff reduziert werden.
Branchenübergreifendes Planspiel für Klimaanpassungsmaßnahmen in Unternehmen
Für Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen wurden die Auswirkungen von Klimawandelfolgen im Projekt BREsilient zudem durch ein branchenübergreifendes Planspiel spielerisch erfahrbar gemacht. In diesem Rahmen tauschten sie sich aus und erfuhren, was Extremwetter als Folge des Klimawandels für ihr unternehmerisches Handeln bedeutet und wie sie ihren Unternehmensstandort und ihre Prozesse besser vorbereiten und schützen können. Auf dieser Basis entwickelten sie gemeinsam Lösungsansätze und Anpassungsmaßnahmen.
Speziell für Unternehmen der Bremer Ernährungswirtschaft wurde außerdem vom Institut für ökologische Wirtschaftsförderung (IÖW) eine Lernworkshop-Serie (Peer Learning) durchgeführt. Diese Workshop-Serie förderte den Austausch über Erfahrungen mit Klimawandelfolgen und Optionen zur Vorsorge vor zukünftigen Risiken bzw. mögliche Anpassungsmaßnahmen. Die Workshops boten vielfältige Gelegenheiten, voneinander zu lernen. Ergänzend unterstützte das Projektteam die beteiligten Unternehmen in Einzelgesprächen bei der Ermittlung der Betroffenheit jedes einzelnen Unternehmens, bei der Anwendung von digitalen Tools zur Risikoerfassung und der Entwicklung von Klimaanpassungsmaßnahmen.
Für die Umsetzungs- und Verstetigungsphase des Projekts BREsilient hat das BMBF knapp eine Million Euro zur Verfügung gestellt.
Verbundkoordination
Die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau der Freien Hansestadt Bremen
Dr. Lucia Herbeck, Projektleiterin
An der Reeperbahn 2, 28217 Bremen
Tel.: +49 421 361-31009
E-Mail: bresilient@umwelt.bremen.de
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