GrüneLunge 2.0 – Transformation zu resilienten städtischen Wäldern: Umsetzung von Forschungsergebnissen
Wie können städtische und stadtnahe Wälder, wie in Parks und Gärten, widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels, wie Dürre und Starkregen, werden? Das Projekt GrüneLunge 2.0 hat seine Forschungsergebnisse in die Praxis umgesetzt – für ein klimaangepasstes Management von Stadtwäldern.
Städtische und stadtnahe Wälder – also Wälder, Straßenbäume, sowie Bäume in Parks, Gärten und anderen bebauten Gebieten im städtischen und stadtnahen Raum – sorgen für mehr Lebensqualität für die Stadtbewohnerinnen und -bewohnern. Im Sommer spenden diese Bäume Schatten, mildern die Hitzebelastung, verbessern die Luftqualität, regulieren den Wasserhaushalt und bieten Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Tier. Insbesondere während der COVID-19-Pandemie leistete der „grüne" Erholungsraum einen wichtigen Beitrag zur physischen und auch zur mentalen Gesundheit der Bevölkerung. Jedoch: Durch den fortschreitenden Klimawandel mit zunehmenden Dürreperioden und das starke urbane Wachstum sind städtische und stadtnahe Wälder bedroht.
Das Forschungsprojekt GrüneLunge 1.0 zeigte in seiner Forschungs- und Entwicklungsphase, dass vor allem anhaltende Hitzeperioden und fehlende Niederschläge zum Gesundheitsverfall städtischer Bäume führen. In der Projektstadt Karlsruhe kann aktuell nur ein geringer Anteil der städtischen und stadtnahen Bäume als gesund klassifiziert werden. Dies führt zu einer sinkenden Luftqualität und zu einer steigenden Hitzebelastung, was wiederum den Gesundheitszustand der städtischen und stadtnahen Bäume weiter verschlechtert.
Projekt GrüneLunge 2.0: Beiträge zum Management städtischer und stadtnaher Wälder
In seiner Umsetzungs- und Verstetigungsphase hat das Projekt GrüneLunge 2.0 seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umgesetzt und so dazu beigetragen, die Klimaresilienz städtischer und stadtnaher Bäume und Wälder in Karlsruhe und darüber hinaus zu verbessern. Das Hauptziel des Forschungsprojektes war es, Anpassungsmaßnahmen für das zukünftige Management der städtischen und stadtnahen Wälder einzuführen und zu verstetigen. Diese Anpassungsmaßnahmen umfassen vor allem:
- die Schaffung eines klima-intelligenten Bewässerungssystems,
- die Entwicklung eines Online-Tools zur Stadtbaumauswahl („City Tree Suit"), in dem Erkenntnisse zur Auswahl geeigneter Baumarten zugänglich gemacht werden, um Kommunen bei einer standort- und klimaspezifischen Auswahl von Stadtbaumarten zu unterstützen,
- die Entwicklung verschiedener Klima- und Managementszenarien, die das Karlsruher Gartenbauamt und die Forstwirtschaft bei der Bewirtschaftung unterstützen,
- die Einrichgung eines Geoportals, das auf der Webseite der Stadt Karlsruhe gehostet wird, um die Projektergebnisse für die staatlichen Behörden, Stakeholders, sowie für Bürgerinnen und Bürger zugänglich zu machen.
Das Projektteam von GrüneLunge 2.0 hat darüber hinaus untersucht, inwiefern in der Projektstadt Karlsruhe ein „Ökosystemleistungs-Punktesystem" umgesetzt werden kann: Ziel war es, die ökosystemrelevanten Wirkungen von Bäumen in der Stadt (entlang von Straßen, in Parks, Friedhöfen, etc.) zu prüfen und durch Punktvergaben für Ökosystemleistungen einen Anreiz für eine verbesserte Bewirtschaftung von urbanen Wäldern zu schaffen. Das Konzept des Punktesystems wurde mit verschiedenen Ämtern der Stadt Karlsruhe diskutiert und fand breite Akzeptanz. Das Punktesystem wird nun in einem Folgeprojekt weiterentwickelt.
Neues Warnsystem soll gefährdete Personen vor Hitze schützen
Anhaltende Hitzeperioden haben auch gesundheitliche Probleme für die Stadtbevölkerung zur Folge, wie zum Beispiel Dehydrierung, Herz- und Kreislaufbeschwerden sowie erhöhte Allergiebelastungen. Um die Bedürfnisse vulnerabler Gruppen, wie von Kindern oder älteren Personen, zu berücksichtigen, entwickelte das Projektteam in der Umsetzungsphase – aufbauend auf dem Nationalen Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes – erstmalig in Deutschland ein Hitzewarnsystem, das auf Stadtteilebene funktioniert und diese vulnerablen Personengruppen besonders miteinbezieht. Darauf aufbauend wurde eine Anwendung für lokale Hitzewarnungen und die entsprechenden Handlungsempfehlungen entwickelt.
Um den Wandel zu resilienten Stadtwäldern zu erreichen, ist auch die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger wichtig. Dazu soll das „Bürger-Stadtbaumforum" beitragen, in dem sich die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig treffen und ihre Ideen zum Management von Stadtbäumen und Grünflächen austauschen können. Das letzte Stadtbaumforum in Karlsruhe fand am 16. Mai 2023 im Waldzentrum statt. Das Gartenbauamt Karlsruhe setzt sich dafür ein, zukünftig auch weiter ähnliche Beteiligungsformate, wie das Stadtbaumforum, regelmäßig durchzuführen.
Insgesamt hat das Projekt GrüneLunge 2.0 dazu beigetragen, die Planung und Umsetzung für zukünftige städtische und stadtnahe Wälder zu verbessern – und damit auch die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten.
Für dieses Projekt hat das BMBF knapp eine Million Euro zur Verfügung gestellt.
Projektleitung
Dr. Somidh Saha
Sondervermögen Großforschung beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) - Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Karlstr. 11, 76133 Karlsruhe
Tel.: +49(0)721 608-24644
E-Mail: somidh.saha@kit.edu
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