Ergebnisse aus RESI-extrem II – Resilienzstrategien für Städte im Umgang mit Extremwetterereignissen

Starkregen und andere Extremwetterereignisse richten immer wieder immense Schäden an. Das Projekt RESI-extrem II hat untersucht, wie Stadtentwicklung trotz der scheinbaren Unvorhersehbarkeit von Extremwetter Vorsorge- und Schutzkonzepte für eine klimaresiliente Entwicklung entwickeln und umsetzen kann.

Die Überflutungen Mitte Juli 2021 im Ahrtal und in Rheinland-Pfalz mit mehr als 180 Toten und einem Sachschaden von 40 Milliarden Euro haben die Länder und Kommunen sowie die Bundespolitik und Öffentlichkeit für die Gefahren von Starkregen deutilch sensibilisiert. In der Praxis wird die Notwendigkeit einer effizienten Starkregenvorsorge zwar oft bereits gesehen, tatsächlich wird sie aber vielfach noch nicht realisiert. Hier hat das Projekt RESI-extrem II angesetzt. Die Umsetzungs- und Verstetigungsphase reichte von August 2021 bis Juli 2024.

Ziel des Projekts war es, Resilienzansätze gegen Starkregen in die Stadtentwicklung zu integrieren und umzusetzen. Dabei sollten die bisher meist getrennten Arbeitsweisen zwischen Starkregenrisikomanagement und Stadtentwicklung überwunden werden.
Bereits in der vorangegangenen Forschungs- und Entwicklungsphase des Projektes RESI-extrem wurden in beiden Städten erste Resilienzmaßnahmen gegen Starkregen entwickelt und geprüft, beispielsweise der Einsatz von Starkregengefahren- und Risikokarten in städtebaulichen Planungen.

Vorsorgekonzepte für Starkregen in Olfen (Nordrhein-Westfalen)
Die Vorsorgeansätze bei Starkregen bezogen sich nicht allein auf den Neubau von Stadtquartieren oder einzelnen Gebäude. Vielmehr ging es um die Entwicklung von Konzepten für Umgestaltungen in bestehenden Quartieren, beispielsweise des alten Stadtgrabens in Olfen (NRW). Das Projekt RESI-extrem konnte zeigen, dass die Führung des alten Stadtgrabens so verändert werden kann, dass er oberflächlich abfließendes Regenwasser zu beträchtlichen Mengen aufnimmt und abfließen lässt, so dass dadurch die Höhe des Wassers in der überfluteten Umgebung reduziert werden kann.

Vorsorgekonzepte für Starkregen in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg)
In Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) wurde in einem ämterübergreifenden Dialogprozess die Machbarkeit der Wiederherstellung der Mühlbäche sowie weiterer Alternativen zur Ableitung von Regenwasser aus der Innenstadt diskutiert. Bei diesem Diskurs zwischen Forschenden und Stadtverwaltung zeigte sich das große Potenzial der Visualisierung von Maßnahmen. So konnten die Forschenden Überflutungs-Szenarien für die Zivilgesellschaft und für die Stadtverwaltung anschaulich und nachvollziehbar zeigen, so dass sich merklich ein besseres Gefahrenbewusstsein ausgebildet hat.

Die 3-D-Visualisierungen machen Starkregenmaßnahmen verständlicher und kommunizierbarer. Zudem zeigt sich an den Visualisierungen, dass die Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz im Bestand auch eine hohe Aufenthaltsqualität für die Stadtbewohnerinnen und -bewohner erhalten bzw. schaffen können. Beispielsweise ist der Platz des Spitalhofs in Schwäbisch Gmünd bereits heute eine ruhige Oase in der Stadt. Durch leichte Umgestaltung kann er für wesentlich mehr Resilienz gegenüber Starkregen und auch für neue Sitzmöglichkeiten – etwa für die örtliche Gastronomie – sorgen. Im Vergleich zu Maßnahmen mit größeren Bauwerken, wie etwa Starkregenrückhalteräumen im Außenbereich von Städten, zeigt die Visualisierung am Beispiel von Schwäbisch Gmünd, dass sich passende Schutzmaßnahmen auch gut in Bestandsquartiere integrieren lassen.

Herausforderungen auf dem Weg zur klimaresilienten Stadt 
Neben diesen vielfältigen Erfolgen hat die vergangene Projektphase von RESI-extrem II aber auch neue Herausforderungen offengelegt. Als ein Hindernis ist beispielsweise die hohe Komplexität des Themas Resilienz zu nennen und die teilweise schwer kommunizierbare, aber notwendige Verknüpfung zwischen nachhaltiger Stadtentwicklung und Klimaresilienz für Verwaltung und Bürgerschaft. Ziel der Umsetzungsphase war es deshalb, diese notwendige Verknüpfung weiter zu vertiefen und die bisher voneinander getrennten Bereiche der Stadtplanung und des Starkregen-Risikomanagements zukünftig miteinander zu vereinen. Nur so können neben neuen Infrastrukturen auch bestehende städtische Quartiere klimaresilient umgebaut werden. In RESI-extrem wurden hierfür als Grundlage Entwurfsskizzen integrierter städtebaulicher Entwicklungskonzepte (InSEK) für zwei Quartiere jeweils in Olfen und in Schwäbisch Gmünd erarbeitet, die das Thema "Resilienz gegen Starkregen" berücksichtigen.

Voraussetzung für Projekterfolge: Gute Kooperation mit den Stadtverwaltungen und der Anwohnerschaft
In den beiden Städten Olfen und Schwäbisch Gmünd konnten die Forschenden in der Umsetzungs- und Verstetigungsphase auf eine erfolgreiche Kooperation mit der jeweiligen Stadtverwaltung - aufbauend auf der Forschungs- und Entwicklungsphase - zurückgreifen.
Eine weitere Aufgabe in der Umsetzungsphase war es, die lokale Bevölkerung durch Bürgerveranstaltungen für die Risiken und Gefahren von Extremwetter weiter zu sensibilisieren. Mit diesem Bewusstsein können Bürgerinnen und Bürger ihre Betroffenheit von Hochwasser zukünftig besser abschätzen, Handlungsmöglichkeiten abwägen und gegebenenfalls zusätzlich eigene Vorsorgemaßnahmen in die Wege leiten. Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse aus den Quartieren auch für zukünftige Planungsprozesse auf gesamtstädtischer Ebene nutzbar gemacht werden, indem die Starkregengefahren- und Risikokarten weiterhin für die Bewertung zukünftiger Bebauungsvorhaben eingesetzt werden.

Ergebnisse und Erkenntnisse aus RESI-extrem
Abschließend haben die Forschenden die Erkenntnisse aus beiden Städten im Rahmen von RESI-extrem zusammengeführt und so aufbereitet, dass die beiden Projektkommunen Olfen und Schwäbisch Gmünd selbst, aber auch andere Städte von den identifizierten Chancen und Hemmnissen bei der Umsetzung von Resilienz fördernden Strategien in der Stadtentwicklung lernen und diese Erkenntnisse bei zukünftigen Planungen anwenden können. Dies umfasst beispielsweise die Priorisierung von wirksamen Maßnahmen zur Anpassung an Starkregenereignisse sowie die Entwicklung von Interpretationshilfen für Starkregengefahren- und Starkregenrisikokarten.

Für dieses Projekt hat das BMBF insgesamt rund 1,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

 

Projektleitung
Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann
Universität Stuttgart - Fakultät 2 Bau- und Umweltingenieurwissenschaften - Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung
Pfaffenwaldring 7
70569 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 685-66333
E-Mail: joern.birkmann@ireus.uni-stuttgart.de 

Projektseite RESI-extrem II

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