EnergyCultures - Wissenschaft im Kontext wissensintensiver Governance globalen Wandels

Moderne industrialisierte Gesellschaften leben von Energie. Ihre Strukturen und Kulturen beruhen zu einem erheblichen Teil darauf, dass Energie (v.a. in den Bereichen Strom, Wärme, Mobilität) zu jeder Zeit, an fast jedem Ort und für alle Teile der Gesellschaft verfügbar ist. Energie ist daher auch keine physikalische oder technische Größe, sondern wird stets von Menschen und Organisationen erzeugt, gehandelt, reguliert, verbraucht oder gespart. Das Konzept der Energiekulturen ermöglicht eine umfassende Analyse dieser technosozialen Beziehungen ohne die eine Energietransformation weder theoretisch durchdrungen noch realisiert werden kann.

Gerade ihr enormer Hunger nach Energie stellt moderne Gesellschaften vor massive Herausforderungen. Dass die Erwärmung der Erde maßgeblich vom Verbrauch fossiler Energieträger getrieben wird steht heute außer Frage. Unabhängig davon gehen diese Brennstoffe zur Neige oder werden von unsicheren Regimen kontrolliert. Die Kernenergie gilt gerade in Deutschland nicht erst seit der Katastrophe im japanischen Kraftwerk Fukushima Daiichi als unkalkulierbares und teures Risiko.

Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem durch eine ‚Energiewende' die komplette Energieversorgung umgestaltet werden soll und nun die lange und schwierige Suche nach neuen Wegen, Energie herzustellen, zu verteilen, zu speichern, und zu sparen begonnen hat. Auch die Europäische Union verfolgt ein energiepolitisches Dreifachziel: 20% weniger Treibhausgase (im Vergleich zu 1990), 20% der Gesamtenergie aus erneuerbaren Energien, 20% Energieeinsparungen durch Effizienzsteigerungen.

Aber: Gerade weil Energie alle Gesellschaftsbereiche durchzieht und weil unsere Kultur so sehr von ihr abhängt, sind alle – von der Politik über die Industrie bis tief in den Alltag der Bürger – von einer solchen Energietransformation betroffen. Dementsprechend vielfältig sind die Entwicklungspfade, Reaktionen, Erwartungen und Konflikte, die im Laufe eines solchen Prozesses unweigerlich zu Tage treten.

Die Gestaltung von Wandel unter diesen Bedingungen verlangt nach vielfältigem und umfassendem Wissen, das sich aber nicht auf technologische oder ökonomische Aspekte beschränken darf, sondern die wechselseitige Verschränkung von Energie und Kultur genauso berücksichtigen muss. Der Wandel von Energiekulturen hängt ebenso von Wissen über Konfliktpotentiale und deren Neuverhandlung sowie von der Innovation alternativer Organisationsformen, Praktiken und Deutungsrahmen ab.

Projektziele
Vor allem die Wissenschaft soll komplexe Situationen für eine Gesellschaft durchschaubar und beherrschbarer machen. Daher konzentriert sich die EnergyCultures Nachwuchsgruppe insbesondere für die Kapazitäten der Wissenschaft, transformatives Wissen für nachhaltige Energietransformationen bereitzustellen. Aber nachhaltigkeitsrelevantes Wissen wird zunehmend auch von anderen gesellschaftlichen Akteuren – von Umweltaktivisten bis zu Unternehmen – entwickelt, deren Innovationen und Potentiale nicht übersehen und gegebenenfalls in die Ausgestaltung neuer Energiekulturen eingespeist werden müssen.
Die Forschung der EnergyCultures Nachwuchsgruppe beschäftigt sich mit drei zentralen Forschungsthemen: Der wechselseitigen Verknüpfung von Energie mit gesellschaftlicher Ordnung und Kultur (Energiekulturen), der Suche nach nachhaltigeren Energiekulturen und der Frage, wie ein solcher kultureller Wandel durch gezielte Wissensproduktion beeinflusst werden kann (transformatives Wissen).
Aufbauend auf ihre Grundlagenforschung untersucht die EnergyCultures Nachwuchsgruppe konkrete Möglichkeiten zur Kompetenzentwicklung von Entscheidungsträgern sowie spezifische Interventionsmöglichkeiten um den nachhaltigen Wandel von Energiekulturen durch die Produktion, Verbreitung und Anwendung transformativen und nachhaltigkeitsrelevanten Wissens zu unterstützen.

Projektleitung
Dr. Thomas Pfister
Zeppelin University
Am Seemooser Horn 20
88045 Friedrichshafen
Tel.: +49 7541 6009 1348
E-Mail: thomas.pfister@zu.de

Link zur Homepage

Zuletzt geändert am