Die Juristin für Artenschutz
Wie lässt sich Artenvielfalt gesetzlich schützen? Das untersucht die Doktorandin Ebru Tuncel anhand von Reproduktionstechnologien für ausgestorbene Tierarten. Das Bundesfor-schungsministerium fördert ihre Forschungen im Kompetenznetzwerk „Zukunftsherausforde-rungen des Umweltrechts“ (KomUR).
Seit einem Jahr ist Ebru Tuncel Doktorandin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Europarecht an der Freien Universität Berlin. „Wenn ich von meinen Forschungen erzähle, denken viele gleich an Jurassic Park", erzählt die Juristin lachend. Tuncel erforscht die rechtlichen Bedingungen für die neuartige biologische Methode der „De-Extinction". Damit können bereits ausgestorbene oder vom Aussterben bedrohte Tierarten neu gezüchtet werden. Das kann mittels Rückzüchtung, Klonen oder auch Genmanipulation geschehen. Da sich die genetische Manipulation als „tiefgreifendster Eingriff" in die Natur darstellt, untersucht Tuncel, wie sich die De-Extinction-Technologie mit dem europäischen Umweltrecht vereinbaren lässt. Ferner untersucht sie, wo man das Recht erneuern oder anpassen müsste, um Artenvielfalt im Allgemeinen zu schützen.
De-Extinction ist auch ein Verfahren, das die Verantwortung der Menschen für den Planeten neu betrachtet. „Es bettet sich in die Anthropozän-Debatte ein. Das bedeutet, dass Erdprozesse und -kreisläufe vom Menschen beeinflusst sind", so Tuncel. „Auf Grundlage dieser Erkenntnis wird reflektiert, wie der Mensch sich sein Wirken zunutze machen kann, um die Umwelt gezielt zu schützen."
Dass sie heute promoviert, verdanke sie ihrem Masterstudium in Rom. „Diese Zeit war eine der wichtigsten Stationen in meinem Leben", erzählt die Juristin. Der Master war Teil einer internationalen Ausbildung im Rahmen des European Law School Netzwerks. Zusätzlich studierte sie auch in London und absolvierte in Berlin das Erste Staatsexamen. Während eines Praktikums bei der General-direktion Umwelt der EU-Kommission in Brüssel arbeitete sie schließlich in der Abteilung für die Durchsetzung des EU-Rechts. „Dort bin ich so richtig mit dem Thema Klima- und Umweltschutz in Verbindung gekommen", so Tuncel.
Bereits in ihrer Schulzeit hatte die heutige Juristin großes Interesse an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. „Ich nahm zum Beispiel an einem Schüleringenieursprogramm teil und arbeitete schon an Projekten an Universitäten mit", erzählt sie. „Besonders spannend fand ich erneuerbare Energien." Vielleicht war das damals schon ein Auslöser für ihr Promotionsthema im Umweltschutzbereich. Heute ist die Doktorandin eine von 14 Nachwuchsforschenden des Kompetenznetzwerks „Zukunftsherausforderungen des Umweltrechts" (KomUR).
Zuletzt geändert am