MOSAiC-Expedition: Zwei Forschungsschiffe übernehmen Versorgung der POLARSTERN
Die MOSAiC-Expedition kann trotz der Corona-Pandemie fortgesetzt werden. Die deutschen Forschungsschiffe SONNE und MARIA S. MERIAN fahren Mitte Mai 2020 zum Austausch von Personal und Fracht bis Spitzbergen und treffen dort auf die POLARSTERN. Dieses Logistikmanöver bedeutet aber auch, dass der Forschungseisbrecher seine Position im Packeis verlässt und die Drift für drei Wochen unterbrechen muss.
Diesen Alternativplan für die Expedition hat die MOSAiC-Projektleitung zusammen mit dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe verkündet. Das Vorgehen wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und den Betreibern der deutschen Forschungsflotte unterstützt.
Hintergrund sind logistische Probleme durch die Corona-Pandemie - aufgrund der internationalen Grenzschließungen musste ein für Anfang April geplanter Team-Austausch verschoben werden. Der Wechsel des Expeditionsteams, der dritte während der Expedition, war ursprünglich als Flugzeug-Transfer geplant und sollte über die Inselgruppe Spitzbergen stattfinden, die von den norwegischen Behörden jedoch abgeriegelt wurde. Auch andere Eisbrecher konnten nicht einspringen.
Jetzt wurde eine Lösung gefunden: Mitte Mai wird der Forschungseisbrecher POLARSTERN nach Monaten der Drift wieder seinen Motor starten und durch das Packeis nach Süden fahren – Ziel ist ein Fjord auf Spitzbergen. Dort sollen die deutschen Forschungsschiffe SONNE und MARIA S. MERIAN mit dem neuen 100-köpfigen Expeditionsteam sowie Versorgungsgütern zeitgleich eintreffen.
Beide Schiffe starten ebenfalls Mitte Mai von Bremerhaven aus in Richtung Arktis. Die SONNE und MARIA S. MERIAN waren selbst von Restriktionen betroffen und kehrten aufgrund der weltweiten Pandemie-Maßnahmen nach Deutschland zurück. Sie liegen derzeit im Hafen Emden.
„Die Expedition war mit zahlreichen Alternativplänen in der Schublade auf fast alle denkbaren Szenarien vorbereitet. Doch die Pandemie machte es erforderlich, ein komplexes Szenario für gänzlich neue, so noch nie dagewesene und ungeahnte Bedingungen zu entwickeln", sagt Expeditionsleiter Prof. Markus Rex vom AWI. „Die Fortsetzung der Expedition konnte unter äußerst widrigen Umständen gerettet werden."
Der neue Austauschplan wird von Sicherheitskonzepten in enger Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden begleitet. Anfang Mai werden die Teilnehmer des nächsten Expeditionsabschnitts in Deutschland in Quarantäne gehen und währenddessen mehrfach auf Corona getestet. Aufgrund der Verzögerung werden nunmehr nur vier statt fünf Austausche während der Expedition stattfinden. Das geplante Ende der Fahrt ist weiterhin der 12. Oktober 2020.
Während der letzten Monate ist der Forschungseisbrecher mit der Drift zügig vorangekommen, so dass er sich bereits zwischen dem Nordpol und der Framstraße und somit südlicher als erwartet befindet. Für die anstehenden Logistikoperationen ist diese Position von Vorteil. Bis zur Rückkehr der Polarstern messen nun einige Geräte auf dem Eis autonom weiter, andere werden rückgebaut.
Je nachdem wie die Drift verläuft, wird der Position des Forschungscamps auf dem Eis womöglich noch einmal angepasst. „Driften wir zu weit nach Süden, wird das Eiscamp wieder nach Norden verlegt und die Messungen werden dort weitergeführt, wo die zentrale Arktis auch im Sommer mit Eis bedeckt ist", so Rex. Er zeigt sich dennoch zufrieden: „Die enorme Datenfülle, die wir während der letzten sieben Monate geerntet haben, begeistert uns. Trotz der gegenwärtigen Widrigkeiten hoffen wir, die Expedition über den gesamten Zyklus eines Jahres fortzusetzen und wie geplant im Oktober zum Abschluss zu bringen."