CO2-haltige Hüttengase unter der Lupe: Neues Carbon2Chem-Labor in Oberhausen eingeweiht
Das Carbon2Chem-Labor ist ein wichtiger Teil des ambitionierten Forschungsprojekts. Es legt die wissenschaftlichen Grundlagen für die Arbeit mit realen Hüttengasen im Technikum am Stahlwerk von thyssenkrupp in Duisburg. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit 63 Millionen Euro.
Kann man Stahl produzieren ohne das Klima zu belasten? Das ist die Vision des BMBF-Vorhabens Carbon2Chem. Seit 2016 arbeiten dort namhafte Partner aus der Stahl- und Chemieindustrie an einer sinnvollen, und vor allem wirtschaftlichen, Verzahnung von Klimaschutz und Innovationen. Die Abgase von der Stahlherstellung, sogenannte Hüttengase, sollen stofflich genutzt werden – das bedeutet, dass daraus in mehreren Schritten neue chemische Produkte entstehen. Dazu muss man die komplexen Gase reinigen und so aufbereiten, dass daraus wieder neue chemische Bausteine werden können. Aus dem sogenannten Synthesegas entstehen zum Beispiel Harnstoff, Methanol, Polymere oder höhere Alkohole – das sind Vorprodukte von synthetischen Kraftstoffen, Kunststoffen oder Dünger. Ein Teil dieser Alltagsprodukte könnte in Zukunft also aus einem CO2-Kreislauf stammen und so deutlich nachhaltiger werden.
Die Bedeutung des Vorhabens für innovationsorientierten Klimaschutz betonte der Ableitungsleiter im BMBF Volker Rieke:
„Carbon2Chem zeigt, dass Klimaschutz und wettbewerbsfähige Industrie kein Gegensatz sind. Carbon2Chem erschließt in der Stahl- und Chemieindustrie immense Klimaschutzpotentiale mit einem zukunftsweisenden Ansatz branchenübergreifender Vernetzung. Die enge Zusammenarbeit von Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und ‚global playern' ist dabei beispielgebend für den Forschungsstandort Deutschland.
Katalysatoren gründlich testen
Seit 2018 läuft am thyssenkrupp-Stahlwerk in Duisburg der weltweit erste Praxistest. Im Carbon2Chem-Technikum werden im Realbetrieb Methanol und Ammoniak hergestellt. Bundesforschungsministerin Karliczek hatte die Inbetriebnahme begleitet. Nun folgt als wichtiger ergänzender Baustein das neue Carbon2Chem-Labor in Oberhausen am Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT). Betrieben wird es gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) – eine einmalige Konstellation. Im neuen Labor können die für die chemischen Reaktionen erforderlichen Katalysatoren gründlich getestet werden bevor sie im großen Maßstab erst in dem Technikum und dann in Großanlagen zum Einsatz kommen. Die Forschenden führen im Labor nun gezielt wissenschaftlich reproduzierbare Bedingungen herbei und sammeln so wichtige Erkenntnisse über das Verhalten von Katalysatoren und die Gasreinigung. Die Gase lassen sich dabei genauestens konditionieren. Verunreinigungen können in den Gasstrom eingebracht und deren Folgen beobachtet werden.
17 Partner, 10 Jahre, 1 Ziel
Die Arbeit im neuen Labor, aber auch am Technikum in Duisburg, zeichnet sich durch eine enge Kooperation zwischen Wissenschafts- und Industriepartnern aus. „Diese Kooperation macht auch verdammt viel Spaß resümierte Prof. Görge Deerberg über die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Für externe Wissenschaftler halten die Beteiligten ebenfalls Plätze bereit, denn von der gemeinsamen Arbeit versprechen sich die Verantwortlichen den größten Fortschritt. Das gemeinsame Ziel einer möglichst CO2-neutralen Stahlproduktion verliert das schlagkräftige Konsortium dabei nicht aus den Augen: „Wir haben den Anspruch CO2 zu reduzieren und wirtschaftlich zu sein, machte Dr. Markus Oles, Projektkoordinator der thyssenkrupp AG, den Anspruch nochmals klar. Deerberg reduzierte den Anspruch auf den folgenden Slogan: „17 Partner, 10 Jahre, 1 Ziel!
Glück auf!