POLARSTERN-Expedition zum Larsen-C-Schelfeis und zum Eisberg A68
Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts fliegt am 4. Februar Richtung Antarktis, um ein bisher unter Schelfeis verborgenes Meeresökosystem zu erkunden.
Das Team unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) wird am 9. Februar 2019 in Punta Arenas (Chile) mit dem Forschungseisbrecher POLARSTERN zu der neunwöchigen Expedition in die Antarktis aufbrechen. Die Nutzung von Satellitenaufnahmen unterstützt die Navigation durch das Meereis, um die abgelegene Region des Larsen-C-Schelfeisgebietes östlich der Antarktischen Halbinsel zu erreichen.
„Die Expedition zum Larsen-C-Schelfeis ist eine einmalige Gelegenheit für die internationale Forschungsgemeinschaft, um in dieser vom Klimawandel betroffenen Region interdisziplinäre Forschung durchzuführen“, sagt der wissenschaftliche Fahrtleiter der Expedition, Dr. Boris Dorschel. „Larsen-C liegt wirklich weit im Süden und selbst in Zeiten minimaler Meereisbedeckung in der Antarktis ist dort noch viel Eis vorhanden. Zum jetzigen Zeitpunkt dorthin zu gelangen ist sehr wichtig, weil wir uns Einblicke in die erst kürzlich vom Schelfeis befreite Welt erhoffen. Wir werden unser Bestes geben, um die Geheimnisse des Eisschelfs und des Eisbergs A68 zu lüften“, so der AWI-Bathymetriker, der die Strukturen am Meeresboden erforscht. Die Wissenschaftler werden dabei unterstützt von hochauflösenden Satellitendaten und Eiserkundung mit den Bordhelikoptern der POLARSTERN.
„Das Kalben von A68 ist eine einmalige Gelegenheit, Meereslebewesen zu untersuchen, die einem dramatischen ökologischen Wandel ausgesetzt sind. A68 ist einer der größten jemals beobachteten Eisberge. Sein Abbruch eröffnet uns die einzigartige Chance, eine Welt zu erforschen, über die wir praktisch nichts wissen, weil sie normalerweise unter hunderte Meter dickem Eis verborgen liegt“, sagt der Meeresbiologe Dr. Huw Griffiths vom British Antarctic Survey (BAS). Er leitet eines der Projekte zur Erforschung der Biologie am Meeresboden. „Das Gebiet war Jahrtausende ohne Sonnenlicht, und wir gehen davon aus, dass sich hier eine Artengemeinschaft entwickelt hat, die sich speziell an ein Leben mit sehr wenig verfügbarer Nahrung angepasst hat. Der Abbruch dieses riesigen Eisbergs wirkt so, also nehme man plötzlich die Decke von einer Höhle. Erstmals seit tausenden von Jahren können durch das einfallende Sonnenlicht an der Wasseroberfläche Mikroalgen wachsen, was das gesamte Nahrungsnetz verändert, so dass sich andere Arten ansiedeln“, erläutert Huw Griffiths.
Das Expeditionsteam wird Tiere, Mikroorganismen, Plankton, Meeressedimente und Wasserproben untersuchen. Dabei kommen verschiedenste Geräte zum Einsatz wie Unterwasser-Videokameras und ein Schlitten, der am Meeresboden kleine Tiere sammelt und der Meeresboden wird mithilfe von Sonarsystemen detailliert vermessen.