Impulsveranstaltung: Potential thermisch aktivierter Hybridkanäle nutzen
Zum Thema „Kommunale Wärmeleitpläne: Potenzial thermisch aktivierter Hybridkanäle nutzen“ fand am 18. April 2024 eine Impulsveranstaltung statt. Vortragender war Till Kugler von der Universität Stuttgart – Institut für Geotechnik als Koordinator des Forschungsprojekts „IWAES II“ der BMBF-Fördermaßnahme „Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft (RES:Z)“.
Im Fokus des Impulsvortrags stand das von IWAES II entwickelte Konzept eines thermisch aktivierten Abwasserkanals, der nicht nur die thermische Energie des Abwassers, sondern auch des umgebenden Erdreichs nutzt. Dem Nutzer steht die thermische Energie so direkt zur Verfügung.
Großes Potenzial für Wärmeplanung
Nachdem Till Kugler seinen Vortrag mit den Grundlagen und Hintergründen zur kommunalen Wärmeplanung eingeleitet hatte, stellte er in einer Potenzialanalyse die Abwasserthermie vor, separiert nach dem Ort des thermischen Wärmeentzugs. Anschließend wurden der thermisch aktivierte Hybridkanal, seine Funktionsweise und seine Vorteile detailliert vorgestellt. Dabei hob Kugler besonders hervor, dass der Hybridkanal grundlastfähige thermische Energie bietet, sich in dünn besiedeltem Raum verwenden lässt und als Baustein eines Wärmenetzes dienen kann. Sein Potenzial reicht dabei aus, um 15 Prozent des thermischen Bedarfs eines Stadtquartiers zu decken.
In den Leitfäden zur kommunalen Wärmeplanung wird das Konzept jedoch bisher kaum beachtet. Stattdessen wird vor allem die an den Kläranlagen entnehmbare thermische Energie des Abwassers berücksichtigt, deren Nutzung sich aber hauptsächlich bei größeren Städten in Kombination mit geringer Entfernung zwischen Kläranlage und Nutzer lohnt.
Noch viele Hürden
Trotz dieser Potenziale ist der Hybridkanal derzeit im Handlungsleitfaden „Kommunale Wärmeplanung" des Landes Baden-Württemberg aber noch kaum berücksichtigt. Ebenso wie das Thema der Betreibermodelle, welches von großer Bedeutung ist, um eine effiziente Wärmeplanung voranzubringen. Ergebnisse aus Recherchen und Interviews zeigen, dass mit Blick auf die Wärmeleitplanung noch viele Herausforderungen bestehen. So ist beispielsweise die Zuständigkeit für die Wärmeplanung in Deutschland nicht einheitlich geregelt. Hinzu kommen die häufige Überforderung der Kommunen mit der Wärmeleitplanung und der schlechte Informationsfluss durch fehlende Stabsstellen bei den Verwaltungen. Auch die Wichtigkeit von Klimaschutzmanagern werde teilweise noch nicht anerkannt, so Kugler. Wichtig sei daher, so sein Fazit, das Verwaltungsstrukturen mehr beachtet und entsprechend der klimapolitischen Ziele optimiert werden.
IWAES II (Integrative Betrachtung einer nachhaltigen Wärmebewirtschaftung von Stadtquartieren) ist eines von aktuell acht Forschungsprojekten der BMBF-Fördermaßnahme „Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft – RES:Z". Ziel von IWAES II ist es, die Grundlage für einen ausgeglichenen Wärmehaushalt im urbanen Umfeld zu schaffen. Dazu sollen unter integrativer Betrachtung von Stadtentwicklungsprozessen thermisch aktivierte Abwasserkanäle zur Ein- und Ausspeicherung von Wärme- und Kälteenergie innerhalb eines Stadtquartiers genutzt werden.
Die Forschungsprojekte der Fördermaßnahme RES:Z des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erarbeiten Konzepte für den ressourceneffizienten Umgang mit Wasser, Fläche, Stoffströmen, Energie und Stadtgrün in urbanen Gebieten. Das Ziel ist eine integrative Planung und ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Management von Stadtquartieren mit Beteiligung und Abstimmung aller relevanten Akteure.