Reste-Verwertung ohne Emission
Mit BMBF-Förderung hat der Spezialchemie-Konzern LANXESS in einem Forschungsprojekt eine vollkommen neuartige Technologie zur Wiederverwertung von Resten in der Lederherstellung entwickelt. Die feierlich eröffnete Pilotanlage startet jetzt in den Testbetrieb.
„Mit dem Projekt wollen wir aufzeigen, wie sich Produktionsreste bei der Lederherstellung direkt in der Gerberei verwerten lassen und dadurch das Nachhaltigkeitsprofil der Lederfertigung deutlich verbessert werden kann, sagt Luis López-Remón, Leiter des Geschäftsbereichs für Leder-Chemikalien bei LANXESS. „Die gilt vor allem im Vergleich zur traditionellen Herstellung von Nachgerbstoffen, die bisher in zentralen Produktionsstandorten fernab der Gerbereien erfolgt.
Vollständige Verwertung ohne Emissionen
Bei einer Gerberei mittlerer Größe fallen durch das Bearbeiten des Leders etwa ein bis zwei Tonnen Falzspäne pro Tag an. Mit einer von LANXESS geleasten Produktionsanlage könnte die Gerberei daraus direkt vor Ort eine vergleichbare Menge an flüssigem X-Biomer-Produkt zur Nachgerbung herstellen. Die Späne werden dabei zu hundert Prozent verwertet, es bleiben keinerlei Rückstände übrig und es werden keine Emissionen erzeugt. Das Ziel des Projektes ist es, dem Gerber X-Biomer etwa zu vergleichbaren Kosten wie beim Bezug herkömmlicher Nachgerbstoffe anbieten zu können.
Eine Gerberei könnte auf diese Weise einen Teil ihres Bedarfs an Nachgerbstoffen, wie sie LANXESS in seiner X-Biomer-Reihe anbietet, vollautomatisch und weitgehend selbstständig herstellen. „Das Projekt ist ein vielversprechender Schritt für ein noch nachhaltigeres Produktionskonzept, erklärt Dietrich Tegtmeyer, Leiter des Projekts bei LANXESS. „Auf der einen Seite werden durch eine ‚Vor-Ort'- und ‚Just in time'-Produktion enorme Ressourcen in Logistik und Verpackung gespart, auf der anderen Seite muss ein Nebenprodukt wie Falzspäne nicht entsorgt werden, sondern dient als Rohstoff für die benötigte Nachgerbchemie.
„Ich bin fasziniert von der Ingenieurskunst, die in dieser Pilotanlage steckt, sagt Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath bei der Eröffnung der Anlage. „Auch mit dieser Produkt- und Anlagenneuheit wird Leverkusen seinem Ruf als Standort für industrielle Innovationen gerecht.
Gefördertes Gemeinschaftsprojekt
Das Gemeinschaftsprojekt mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund fünf Millionen Euro wird nahezu zur Hälfte durch Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt und ist auf drei Jahre angesetzt. Es läuft seit 2016. Im ersten Schritt wurden bei LANXESS im Leverkusener Labor die Verfahren auf einen chemischen Recyclingprozess hin angepasst und optimiert. Für die Planung und den Bau der jetzt fertiggestellten Pilotanlage war hauptsächlich das Leverkusener Forschungsinstitut INVITE verantwortlich. Um das neuartige Produktionskonzept in einem dritten Schritt unter realen Bedingungen zu testen, soll die Anlage nach einigen Probedurchläufen zur Überprüfung der Mess- und Regeltechnik ab Oktober 2017 bei HELLER-LEDER in Betrieb gehen.
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme „r+Impuls – Innovative Technologien für Ressourceneffizienz – Impulse für industrielle Ressourceneffizienz gefördert. Mit der Fördermaßnahme werden Projekte unterstützt, die innovative Technologien und Produkte aus dem Labor in die wirtschaftliche Anwendung bringen.
Der Film zur Eröffnung: https://www.youtube.com/watch?v=IN_9mk78ALw