Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema „Moderne Züchtungsforschung für klima- und standortangepasste Nutzpflanzen von morgen“
Mit der „Nationalen Bioökonomiestrategie“ zielt die Bundesregierung auf die nachhaltige Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen im Dienst umwelt- und naturschonender Produktionsverfahren in allen Wirtschaftsbereichen. Die Bioökonomie ist Treiber neuer Industrien, der Modernisierung unserer Primärproduktionssysteme, des Umweltschutzes sowie des Erhalts und der Wiederherstellung der Biodiversität. Die Forschungsförderung im Rahmen der Bioökonomie orientiert sich daran, durch intelligente Strategien und innovative Produktionsweisen zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, dem Primat der Ernährungssicherung Rechnung zu tragen und mögliche Zielkonflikte bei der agrarischen Produktion und Landnutzung zu entschärfen.
1 Förderziel, Zuwendungszweck, Rechtsgrundlagen
1.1 Förderziel
Nachhaltigkeit und das Denken in Kreisläufen sind Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Umsetzung der Bioökonomie und der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA). Mit ihrer „Zukunftsstrategie Forschung und Innovation" beschleunigt die Bundesregierung den angestoßenen Transformationsprozess zusätzlich. Klimaschutz, Klimaanpassung, Ernährungssicherheit und Bewahrung der Biodiversität sollen durch innovative Lösungen weiter vorangebracht werden. Im Fokus der Strategie steht hierbei unter anderem die Herausforderung, die Versorgungssicherheit für eine wachsende Weltbevölkerung im Angesicht der Folgen des Klimawandels zu gewährleisten und zugleich langfristig die Biodiversität, die Bodenqualität und -gesundheit sowie eine klimaneutrale Wirtschaftsweise zu fördern.
Eine innovative, technik- und methodenoffene Pflanzenzüchtungsforschung kann wesentlich dazu beitragen, die stetig steigende Nachfrage nach bio-basierten Rohstoffen – insbesondere vor dem Hintergrund bestehender Nutzungskonkurrenzen – nachhaltig zu bedienen und befindet sich hierbei im Einklang mit den Vorgaben der „Farm to Fork"-Strategie der EU, die im Rahmen des europäischen „Green Deal" entwickelt wurde.
Wichtige Voraussetzung für die in diesem Kontext angestrebte biobasierte Transformation, in welcher fossile Ressourcen durch verschiedene nachwachsende Rohstoffe nachhaltig substituiert werden sollen, ist eine moderne, leistungsfähige Pflanzenzüchtungsforschung. Sie überführt den züchterischen Fortschritt in die landwirtschaftliche Praxis und ist damit Grundlage einer effizienten wettbewerbsfähigen Pflanzenproduktion. Die Züchtung von klimarobusten Pflanzensorten gilt es hierbei besonders zu unterstützen.
Die klassische Pflanzenzüchtung besitzt bereits eine Vielzahl wohlerprobter Werkzeuge. Mit der Genomeditierung hat die Züchtungsforschung heutzutage ein zusätzliches leistungsstarkes und gezielt einsetzbares Instrumentarium zur Verfügung. Die neuen molekularen Techniken erlauben eine bisher nie dagewesene Präzision und Effizienz in der Verbesserung von Nutzpflanzen. Diese Innovationspotenziale gilt es zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele auszuschöpfen, beispielsweise zur Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und der Eindämmung von Ernteverlusten. Da die neuen Züchtungstechnologien zudem relativ einfach zu handhaben sind, können diese von vielen öffentlichen Forschungseinrichtungen und lokalen Züchtungsunternehmen direkt angewendet werden, um Lösungen zu generieren, die auch von kleinen landwirtschaftlichen Betrieben in vielen Teilen der Welt genutzt werden können.
Im Rahmen der Förderrichtlinie „Moderne Züchtungsforschung für klima- und standortangepasste Nutzpflanzen von morgen" sollen sowohl konventionelle Verfahren als auch neue Züchtungsmethoden für die Entwicklung resilienter und leistungsstarker Nutzpflanzen eingesetzt werden. In den letzten beiden Dekaden wurden mithilfe der Entschlüsselung zahlreicher Pflanzengenomsequenzen sowie der Methodenentwicklung der gezielten Genmodifikation in Pflanzen wesentliche Erkenntnisse für die Forschung in der Pflanzenzüchtung gewonnen. Auf dieser Basis ist das Ziel dieser Fördermaßnahme, die Grundlagen für die Züchtung zulassungsfähiger Sorten zu schaffen, um die verlässliche, klimarobuste Versorgung mit hochwertigen, gesunden und sicheren Nahrungsmitteln auch zukünftig gewährleisten zu können. Es sollen innovative Nutzpflanzen erzeugt werden, die den Folgen des fortschreitenden Klimawandels begegnen, deren Entwicklungszeiten signifikant verkürzt sind und die zu einer umwelt- und ressourcenschonenden Erhaltung der Flächenproduktivität beitragen. Für die Entwicklung und Optimierung resilienter, ressourceneffizienter, klima- und standortangepasster Nutzpflanzen ist es wesentlich, die vorhandenen genetischen Ressourcen zu bewahren, umfassend zu nutzen und signifikant zu erweitern, sowohl durch ein breites Sortenspektrum als auch durch neue Kulturarten, inklusive bisher wenig genutzter Sonder- und Nischenkulturen. Hierbei ist das Auffinden stabiler Merkmale im Kontext ertragsgefährdender biotischer und abiotischer Stressfaktoren eine wichtige Herangehensweise, um Vorhersagen treffen zu können, wie sich bestimmte Pflanzeneigenschaften in verschiedenen Umweltbedingungen zukünftig verhalten werden. Dies soll zur Stärkung einer nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen Agrarwirtschaft beitragen, die gleichermaßen Klimaschutz und -anpassung wie auch die Bewahrung der Biodiversität berücksichtigt.
Die vollständige Bekanntmachung finden Sie hier:
https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/bekanntmachungen/de/2023/10/2023-10-26-Bekanntmachung-Z%C3%BCchtungsforschung.html