Stadt-Land-Plus: Projekt RAMONA kurz vor der Umsetzungsphase

Am Freitag, den 15.01.2021 fand die Fokuskonferenz des Stadt-Land-Plus Forschungsprojektes RAMONA statt. Das Projekt, das sich der Erforschung des Kompensationsgeschehens in der Region Stuttgart widmet, hat den Übergang von der Forschungs- und Entwicklungsphase hin zur Umsetzungs- und Verstetigungsphase als Anlass genommen, die bisherigen Ergebnisse und den Ausblick in die zweite Phase einer größeren Fachöffentlichkeit vorzustellen. Insgesamt 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Fachverwaltungen, aus dem Forschungsverbund Stadt-Land-Plus und den Kommunen Winnenden, Backnang und Vaihingen a.d.Enz waren zugeschaltet.

Bereits in den einleitenden Worten der Baubürgermeister von Stuttgart und Filderstadt wurde die Bedeutung des Zusammenspiels von Kompensation und Freiraumentwicklung in Kommunen unterstrichen. Besonders in Kommunen, in denen der Flächendruck an allen Ecken und Enden spürbar und die Flächensuche nicht nur für bauliche Maßnahmen, sondern auch für deren Kompensation schwierig ist, bestehe dringender Handlungsbedarf. Nur in der interkommunalen Zusammenarbeit, auf regionaler Ebene und im stadtregionalen Ausgleich, scheint eine Lösung des Problems greifbar. Genau hier hakt auch der Verband Region Stuttgart ein und fordert eine in übergeordnete Planungen integrierte Kompensation, die sichtbar und effizient ist.

Hintergrund: Flächeninanspruchnahme und Kompensationsmaßnahmen
Gemäß Bundesnaturschutzgesetz hat der Verursacher von Eingriffen in Natur und Landschaft unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen. Werden also Siedlungen oder Straßen gebaut, müssen die dadurch entstandenen Beeinträchtigungen der Natur ausgeglichen, also kompensiert werden. Diese Ausgleichsmaßnahmen stehen in wachsenden Stadtregionen in zunehmendem Konflikt mit anderen Raumnutzungen und -gütern. In vielen Städten sind die äußeren Wachstumsgrenzen erreicht. Innere Wachstumsgrenzen sind – gerade in Anbetracht von Auswirkungen des Klimawandels – ebenso absehbar. Die Bereitstellung geeigneter Entwicklungsflächen wie auch zweckmäßiger Kompensationsstandorte stellt daher eine immer größer werdende Herausforderung dar.

 

Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungsphase

Die Ergebnisse aus der Forschungs- und Entwicklungsphase machen allerdings deutlich, dass das bisherige Kompensationsgeschehen weder den erwarteten Effekt auf die Landnutzung, noch den Vorstellungen von regionaler Zusammenarbeit entspricht. In der Raumanalyse wurde zum ersten Mal das Eingriffs- und Ausgleichsgeschehen der letzten 20 Jahre (1998 – 2018) als Karte dargestellt. Die zerstreute Verteilung der siedlungsexternen Ausgleichsflächen ist sehr gut ablesbar und auch, dass sie nur leidlich dem Gebot zur Eingriffsnähe folgen. Lediglich im Einzelfall können sie übergeordneten Verbundplanungen zugeordnet werden. Es entsteht der Eindruck, dass das Kompensationsgeschehen bislang vor allem vom zufälligen Flächenzugriff geleitet war: wo kann der Ausgleich unmittelbar und schnell fachgerecht umgesetzt werden. Dabei werden besonders häufig landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen.
Die Ergebnisse der Akteursanalyse legen die mangelnde instrumentelle Durchschlagskraft des Kompensationsgeschehens offen: Es fehlt an Umsetzung, Monitoring, Vorsorge und regionaler Einbindung.
Den eher ernüchternden Ergebnissen begegnet mit neuen sich ergänzenden Angeboten an die verschiedenen Akteure des Kompensationsgeschehens. Ziel ist, mit der Realisierung von Kompensationsmaßnahmen ökologische und freiraumstrukturelle Mehrwerte auf kommunaler und regionaler Ebene zu schaffen. Gleichzeitig sollen Verwaltung und Politik mit Schulungsangeboten unterstützt werden. In den Bereichen Weiterbildung, Verbundplanung/ Suchraumkulisse, siedlungsinterner Ausgleich, Kompensation in Steillagen und Produktionsintegrierter Kompensation (PIK) entwickelt RAMONA Produkte, die in der 2. Projektphase zusammen mit den Städten Stuttgart, Filderstadt sowie weiteren interessierten Kommunen in der Region umgesetzt werden sollen.
Die Suchraumkulisse, das Weiterbildungskonzept und die Umsetzung von Pik-Maßnahmen in Kooperation mit Kommunen wurden auf der Fokuskonferenz innerhalb von Workshops vorgestellt und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert. Die Ideen und Ansätze trafen auf offene Ohren und wurden konstruktiv kommentiert.
Mit Rückenwind aus der Fachöffentlichkeit ist RAMONA nun bereit, in die zweite Phase zu starten.