Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt

Städte als Orte der Innovationen Das Wissenschaftsjahr 2015 steht im Zeichen der Zukunftsstadt. Die Stadt ist für die meisten Menschen der Lebensort Nummer eins. Wie das Zusammenleben in der Stadt in Zukunft noch besser werden kann, zeigen Wissenschaft und Forschung. Ob es um neue Mobilitätskonzepte geht, um Urban Gardening und gesunde Ernährung oder um neue Wohnideen – Städte sind Orte der Innovationen.

„Die Stadt ist nicht das Problem. Die Stadt ist die Lösung." Diese Worte des international renommierten Stadtplaners Jaime Lerner zeigen den Anspruch des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt. Seit der Antike ist der Grundriss einer Stadt zugleich auch die Blaupause ihrer sozialen und politischen Strukturen. Städte sind für viele Menschen der Lebensmittelpunkt – sie wohnen und arbeiten dort, sie gehen dort zur Schule, zur Uni. Sie kaufen ein, treffen sich mit Freunden, gehen ins Kinooder ins Theater; sie joggen, skaten oder genießen ruhige Minuten in Grünanlagen.

Gleichzeitig zeigen sich in den Städten auch die Herausforderungen für die Zukunft: Ob Klimaanpassung, Energieversorgung, sichere Arbeit, bezahlbares Wohnen, nachhaltige Mobilität oder demografischer Wandel – dort treffen viele Fragen wie in einem Brennglas aufeinander. Städte entwickeln sich unablässig, positiv wie negativ. Darum sind Städte auch der Ort für Innovationen. Sie können ökologisch, sozial und ökonomisch Modell und Vorreiter für nachhaltige Entwicklungen sein. Das Wissenschaftsjahr 2015 zeigt an konkreten Beispielen, wie die Forschung Entscheidungswissen liefert und damit vor Ort neue Handlungsoptionen schafft.

In Städten werden drei Viertel der Energie verbraucht und 70 Prozent der von Menschen erzeugten Treibhausgase emittiert. Wer nachhaltige Lebensweisen verwirklichen will, muss zunächst die Städte dafür gewinnen. Das macht Wilfried Kraus, Leiter der Unterabteilung „Nachhaltigkeit, Klima, Energie" im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) deutlich. Für ihn ist Forschung der Schlüssel für die Zukunft. „Ohne Wissenschaft und Forschung wird es uns nicht gelingen, Lösungen für zentrale gesellschaftliche Herausforderungen zu finden." Dafür müssten die Angebote der Forschung an die Bedürfnisse der Menschen angepasst sein. „In sogenannten Agendaprozessen werden die Bürger frühzeitig in Pläne und Projekte einbezogen und entwickeln sie mit", sagt Kraus. „Die Transformation unserer Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit muss und kann vor Ort gelingen." Im Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt sollen neue Formate der Beteiligung entwickelt werden, die zeigen, wie Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit der Wissenschaft ihre Städte gestalten.

Wie das gelingt, zeigt das vom BMBF geförderte Projekt „Klimainitiative Essen. Handeln in einer neuen Klimakultur". In der Ruhrgebietsstadt wirken viele Teile der Gesellschaft mit an einer neuen Klimakultur: Ein umfassendes Netzwerk – angefangen vom Rathaus über die Energieversorger, Verkehrsbetriebe, Verbraucherzentralen, lokalen Handwerksbetriebe und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen bis hin zu engagierten Bürgerinnen und Bürgern – hat sich zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß in Essen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu reduzieren.

Wie ändert man eine Klimakultur? „Indem die Stadtgesellschaft in einem partizipatorischen Prozess Menschen aus allen Milieus der Stadt einbindet und neue technische Lösungen und Dienstleistungen entwickelt", erklärt Dagmar Wolsing, Leiterin der Essener Klimaagentur. „Wir konzentrieren uns auf die Handlungsfelder Mobilität, Gebäudesanierung, erneuerbare Energien und Stadtentwicklung. Dabei agiert die anwendungsorientierte Forschung als Wissens- und Ideengeber von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft." Essen gehört zu den fünf Städten, die den Wettbewerb „Energieeffiziente Stadt" des BMBF gewonnen haben.

Die Forschung für eine nachhaltige Wasserversorgung und den sinnvollen Umgang mit Abwasser fördert das BMBF unter der Überschrift „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung" (INIS). Unterschiedliche Forschungsprojekte erhalten insgesamt 33 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2016 erarbeiten 13 Verbundprojekte integrierte Siedlungs- und Infrastrukturkonzepte, innovative Technologien und neuartige Managementinstrumente. Sie leisten damit einen Beitrag zur Entwicklung von Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Stadtentwässerung. Auch in diesen Projekten wirken Wissenschaft und Praxis eng zusammen, um Anwendbarkeit und Übertragbarkeit sicherzustellen.

So wird zum Beispiel in Berlin konkret ausprobiert, wie frische Nahrungsmittel im Stadtraum produziert und mit innovativen Methoden der Siedlungswasserwirtschaft kombiniert werden können. Das Verbundprojekt ROOF WATER-FARM entwickelt und erprobt ein Konzept, das einzelne und kombinierte Verfahren zur hygienisch sicheren Nutzung von Regen-, Grau- und Schwarzwasser in Verbindung mit der Kultivierung von Pflanzen (Hydrokultur) und Fischen (Aquakultur) einsetzt. Das Verbundprojekt untersucht die Übertragbarkeit und Alltagstauglichkeit dieses Ansatzes als sektorübergreifende Infrastruktur urbaner Nahrungsmittelproduktion und Wasserwirtschaft. Dabei nimmt es einzelne Technologien, ganze Gebäude und Quartiere sowie auch die Gesamtstadt in den Blick.

Im Newsletter zum Wissenschaftsjahr werden Interessierte stetig über geplante Maßnahmen auf dem Laufenden gehalten.

Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre "Wissenschaftsjahr 2015 - Zukunftsstadt".

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