Was Perowskit-Solarzellen so effizient macht
Das enorme Potenzial sogenannter Perowskite zeigt sich in Tandem-Solarzellen. Mit ihnen lässt sich das Spektrum des Sonnenlichts optimal ausnutzen. Forscher vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben gemeinsam mit Wissenschaftlern des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) und der Ludwig-Maximilians-Universität München Perowskit-basierte Dünnschicht-Tandem-Solarzellen erforscht und neue Erkenntnisse zur physikalischen Natur der optischen Übergänge gewonnen.
Forscher vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) untersuchen gemeinsam mit Wissenschaftlern des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) und der Ludwig-Maximilians-Universität München Perowskit-basierte Dünnschicht-Tandem-Solarzellen. Herausgekommen sind neue Erkenntnisse zur physikalischen Natur der optischen Übergänge, über die die Wissenschaftler nun in der Zeitschrift „Applied Physics Letters“ berichten. Das Forschungsprojekt ist Teil des Verbundprojekts „CISOVSKIT“ (Entwicklung hocheffizienter Hybrid-Solarzellen aus CIGS- und Perowskit-Materialien), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Blei ersetzen und Stabilität erhöhen
Die Forschung steht derzeit vor den Herausforderungen, die langfristige Stabilität der Perowskit-Solarzellen zu erhöhen sowie das in ihnen enthaltene Schwermetall Blei durch umweltverträglichere Elemente zu ersetzen. Dazu bedarf es tieferer Einblicke in die Struktur und Funktion der Perowskit-Schichten. Die optischen Übergänge spielen hierbei eine zentrale Rolle. Optische Übergänge sind Änderungen des Energiezustands von Elektronen in einem Material durch Abgabe (Emission) oder Aufnahme (Absorption) von Lichtteilchen (Photonen).
KIT macht Fortschritte
Bei dem Forschungsprojekt hat Fabian Ruf vom KIT in seiner Doktorarbeit nun gezeigt, dass in Solarzellen mit dem klassischen Absorbermaterial (Methylammonium-Bleijodid) beim grundlegenden optischen Übergang gebundene Elektron-Loch-Paare (Exzitonen) gebildet werden können. Dadurch erhöht sich einerseits die Absorptionsfähigkeit des Materials, jedoch muss bei gebundenen Exzitonen zunächst die Bindungsenergie der Elektron-Loch-Paare überwunden werden, um die Ladungsträger zu trennen und Strom fließen zu lassen.Je nach Kristallstruktur des Perowskits, die sich mit wechselnder Temperatur ändert, beträgt die Bindungsenergie circa 26 beziehungsweise 19 Millielektronenvolt. „Die Bindungsenergie ist damit klein genug, um bei Raumtemperatur eine ausreichende thermische Trennung der Ladungsträger zu ermöglichen“, erklärt der Projektleiter Michael Hetterich vom Lichttechnischen Institut am KIT.
Neue Einblicke in opto-elektronische Eigenschaften
In Perowskiten kommt es durch exzitonische Effekte zu einer verstärkten Absorption. Zusammen mit der effektiven Trennung der Ladungsträger bei Raumtemperatur wird ein effizienter Betrieb der Perowskit-Solarzelle ermöglicht.
Originalpublikation:
Excitonic nature of optical transitions in electroabsorption spectra of perovskite solar cells
Fabian Ruf, Alice Magin, Moritz Schultes, Erik Ahlswede, Heinz Kalt and Michael Hetterich
Appl. Phys. Lett. 112, 083902 (2018);