Stadtquartier 2050: Wie sich Stadtviertel klimaneutral und sozialverträglich gestalten lassen
Sanierungen sind ein zentraler Hebel zum Erreichen der Klimaziele. Auf den Gebäudesektor entfällt rund ein Drittel der CO2-Emissionen. Durch Sanierungen könnten diese deutlich reduziert werden. Das Problem: die Kosten. Klimafreundliche Bauten haben häufig besonders hohe Mieten. Ein Projekt aus Süddeutschland will das jetzt ändern – und zeigt praktisch vor Ort, wie Neubauten gut fürs Klima und für den Geldbeutel sein können.
Wie können Stadtplaner und Kommunen bezahlbaren Wohnraum schaffen und trotzdem ihren Beitrag zur Klimaneutralität leisten? Der Druck wächst, zumal die Klimaschutzziele in verschiedenen Regionen der Welt weiter verschärft werden, während Städte vor der Herausforderung stehen, möglichst schnell Wohnraum für sozial schwache Bevölkerungsgruppen zu schaffen.
In den Städten Überlingen und Stuttgart werden im Rahmen des Projekts „Stadtquartier 2050" klimaneutrale Wohnquartiere realisiert – unter dem besonderen Aspekt einer sozialverträglichen Mietpreisentwicklung, welche schon heute als Leuchtturm beispielgebend für die spätestens 2050 zu erreichenden Klimaziele sein sollen. Das Projekt umfasst sowohl Neubauten als auch die Renovierung von Bestandsgebäuden – eine Projektzusammenfassung im Video finden Sie hier.
Hocheffizienter Dämmstoff
Beim Teilprojekt in Überlingen steht der Wärmeschutz der rund 170 Wohneinheiten im Mittelpunkt, die auf 14 neue Gebäude verteilt sind. Er wird mittels eines effizienten Hochleistungsdämmstoffs des Projektpartners puren erreicht. "Unsere Dämmplatten leisten einen wichtigen Beitrag, damit die Gebäude in Überlingen den energetischen Spitzenstandard KfW 40 Plus erfüllen", erläutert Dr. Andreas Huther, Geschäftsführer von puren. KfW-Effizienzhaus 40 Plus bedeutet, dass ein Gebäude nur 40 Prozent der Primärenergie eines Referenzgebäudes entsprechend der Energieeinsparverordnung benötigt. "Die Dämmplatten bieten aber noch mehr Nachhaltigkeit, da sie ressourcenschonend hergestellt werden und überdies langlebig und recycelbar sind."
"Die Dämmplatten basieren auf Polyurethan-Rohstoffen von Covestro und bieten die beste Dämmwirkung marktgängiger Dämmstoffe", ergänzt Fernando Resende, Marketing Manager Building and Construction in der Region Europa, Nahost und Afrika bei Covestro. "Deshalb können sie gegenüber anderen Materialien dünner ausgelegt werden, um die gleiche Dämmwirkung zu erzielen. Das Ergebnis ist ein Nutzflächengewinn in der Wohnung, aber auch ein geringerer Ressourcenverbrauch bei der Herstellung der Platten."
Bezahlbarer Wohnraum
Für ein Plus an Nachhaltigkeit sorgt auch das sozialverträgliche Mietkonzept des Investors, der Baugenossenschaft Überlingen (BGÜ). Dazu leisten geringe Energiekosten aufgrund der Wärmedämmung, ein Wohnflächengewinn aufgrund schlanker Fassadendämmung, aber auch eine innovative und effiziente Nahwärmeversorgung, ihren Beitrag. Hinzu kommt eine neuartige, auf die Bewohner abgestimmte Quartiers-App mit einem Bonussystem für einen bewussten Energieverbrauch der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT sowie eine sozialverträgliche und warmmietenneutrale Sanierung des Viertels am Stadtrand von Überlingen.
„Stadtquartier 2050" wird von den Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Wirtschaft und Energie (BMWi) als Leuchtturmprojekt auf Quartiersebene unterstützt. Es ist Teil der ressortübergreifenden Förderinitiative „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt".
Einzelne Stadtquartiere wie dasjenige in Überlingen dienen dabei als Reallabore, in denen unter Einbeziehung aller relevanten Akteure innovative Konzepte zur Wärme- und Energiewende gleichzeitig erforscht und umgesetzt, aber auch schnell auf andere Kommunen übertragen werden können.