Abschluss der Fördermaßnahme WavE: Ergebnistransfer ist entscheidend
Trotz eines ungewöhnlich regenreichen Jahrs hat das Thema Wasserverfügbarkeit nichts von seiner Dringlichkeit verloren. Auf der Abschlusskonferenz der Fördermaßnahme WavE stellten beteiligte Projekte neue Technologien und Konzepte zur Wiederverwendung von Wasser vor, um diese knappe Ressource nachhaltig zu schonen. Ein Leitfaden soll die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis erleichtern.
Aktuell verzeichnet Deutschland zwar anhaltend hohe Niederschläge. Prognosen gehen jedoch davon aus, dass der Klimawandel auch hier zu saisonalem und regionalem Wassermangel führen wird. Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben diese Entwicklung bereits verdeutlicht. Eine Wiederverwendung von Wasser stellt aus Sicht vieler Expertinnen und Experten eine nachhaltige Option dar, um den Frischwasserbedarf zu senken. An Innovationen in diesem Bereich haben 14 Verbundprojekte der Fördermaßnahme „Wassertechnologien: Wiederverwendung" (WavE) geforscht, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aufgelegt wurde. Rund 200 Teilnehmende kamen vom 8. bis 9. Oktober in Frankfurt am Main zur offiziellen Abschlussveranstaltung der Maßnahme zusammen.
Ein Schwerpunkt von WavE war der Ergebnistransfer – von der Erprobung von Methoden und Technologien in Reallaboren bis hin zum Einsatz im Markt oder durch das Einfließen der Erkenntnisse in neue Regelwerke. Zu den Erfolgsbeispielen gehört beispielsweise das Projekt „HypoWave+". Hier haben sich Projektpartner aus Forschung und Wirtschaft zusammengeschlossen und ein Verfahren für den wasserschonenden Gemüseanbau mit recyceltem Abwasser entwickelt. Diese Methode kommt seit diesem Sommer erstmals in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Wahrenholz im niedersächsischen Landkreis Gifhorn unter realen Bedingungen zum Einsatz. So kann die Entwicklung des „HypoWave"-Systems mit seinen wissenschaftlich-technischen wie auch sozialen Innovationen bis zur Marktreife begleitet und eine erfolgreiche Umsetzung gewährleistet werden. Im bayerischen Schweinfurt hat das Projekt „Nutzwasser" in den vergangenen Jahren die Bewässerung städtischer Grünflächen mit gereinigtem Abwasser aus der örtlichen Kläranlage erprobt. Das innovative Konzept wird nach Abschluss des Projektes von der Stadt fortgeführt und weiter ausgebaut.
Die Forschungsergebnisse zur Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft und im städtischen Bereich fließen zudem in das DWA-Merkblatt M1200 ein, das unter anderem die Planungs- und Betreiberaufgaben sowie die behördlichen Genehmigungsverfahren spezifiziert. Das Merkblatt wird derzeit erarbeitet und unterstützt auch die nationale Umsetzung der EU-Verordnung zur Wasserwiederverwendung.
Große Potenziale für die Wasserwiederverwendung bietet die Industrie. In den sechs WavE-Projekten, die zu diesem Thema geforscht haben, wurden zahlreiche innovative Technologien in der Praxis erprobt – etwa neue elektrochemische Membranverfahren wie die kapazitive Deionisierung sowie kombinierte Membran-Verfahren. In der Stahlindustrie lässt sich der Wasserfußabdruck beispielsweise um etwa 30 Prozent verringern. Durch Aufbereitung von Filterspülwässern in der Trinkwassergewinnung können große Mengen an Wasser genutzt werden, die bislang verlorengingen – für Städte wie Hamburg allein rund eine Million Kubikmeter pro Jahr.
Gerade im industriellen Bereich ist es jedoch sehr schwierig, neue Technologien zur Wasserwiederverwendung großtechnisch umzusetzen. Hier erweisen sich insbesondere hohe Kosten und unsichere rechtliche Rahmenbedingungen häufig als schwerwiegende Hemmnisse. Um diese zu überwinden, müssen Forschungsprojekte von Beginn an strukturiert geplant, örtliche Bedingungen gründlich analysiert und alle relevanten Akteure – das heißt Forschungsreinrichtungen, Technologieunternehmen und potenzielle Kunden – eng zusammenarbeiten. Zu diesem Fazit kamen die Expertinnen und Experten auf der Abschlussveranstaltung. Die im Rahmen von WavE erarbeiteten Empfehlungen zur Durchführung von Innovationsprojekten in der industriellen Wasseraufbereitung stehen als Leitfaden zur Verfügung. Darüber hinaus werden alle neu entwickelten Produkte und Technologien auch zeitnah im Innovationsatlas Wasser veröffentlicht.
Die Fördermaßnahme „Wassertechnologien: Wiederverwendung" ist im Februar 2021 gestartet und läuft noch bis April 2025. 14 Verbundprojekte entwickeln innovative Technologien, Betriebskonzepte und Managementstrategien zur Wasserwiederverwendung und Entsalzung in drei Themenfeldern: Nutzung von aufbereitetem kommunalem Abwasser, Kreislaufführung in der Industrie sowie Aufbereitung von salzhaltigem Grund- und Oberflächenwasser.