Zukunftsstadt-Konferenz 2019: Forscher und Städtevertreter entwickeln Ideen für neue digitale Hilfsmittel zur Anpassung an Klima- und Umweltveränderungen
Wie können sich Städte gut auf zukünftige Klima- und Umweltveränderungen vorbereiten? Auf der Zukunftsstadt-Konferenz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) am 2. Dezember 2019 in Münster diskutierten Städtevertreter mit Forschern wie neue digitale Werkzeuge Stakeholder unterstützen können, Entscheidungen für eine klimawandelfeste und umweltgerechte Entwicklung zu treffen.
„Klima-aktiv, innovativ, digital" – das war das Motto der Zukunftsstadt-Konferenz 2019. Ganz in diesem Zeichen stand auch der Workshop „Digitalisierung für Umwelt- und Lebensqualität in der Zukunftsstadt". Forschende und Städtevertreterinnen und -vertreter diskutierten die dringenden Herausforderungen in Bezug auf Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit und mit welchen digitalen Werkzeugen diese gemeistert werden können.
Prof. René Haak, Leiter des BMBF-Referats „Globaler Wandel - Klima, Biodiversität" hob in seiner Begrüßung die neue Leitinitiative „Lokale Klima- und Umweltmodelle für Zukunftsstädte und Regionen" hervor. Sein Referat entwickelt diese Initiative federführend als Teil der BMBF-Digitalstrategie. Die Leitinitiative stelle eine einzigartige Möglichkeit dar, Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Sinne von Klima- und Umweltfragen zusammen zu denken und daraus neue spannende Forschungsprojekte zu gestalten. Gemeinsam mit Nutzerinnen und Nutzern sollen dabei Hilfsmittel entwickelt werden, die integrierte Bewertungen für Klimaanpassung genauso wie zu Umweltveränderungen möglich machen.
Willi Wendt, Teamleiter zu Urban Data & Resilience am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO fragte in seinem Impulsvortrag, wie die Digitalisierung helfen kann, Städte klimasicherer zu machen. Smarte digitale Tools müssten darauf ausgerichtet sein, Abläufe transparent zu machen, Prognosen zu ermöglichen und adaptive Prozesse zu gestalten. Die Basis hierfür bilden u. a. Daten und Erkenntnisse der Klimaforschung. Um die komplexen Prozesse des Klimasystems abzubilden, setzt die Klimaforschung bereits seit vielen Jahren immer detailliertere Computermodelle ein. Prof. Steffen Bender, Leiter der Abteilung Klimafolgen und Ökonomie am Climate Service Center Germany GERICS, stellte diese Grundlagen und einige Werkzeuge im Bereich Klimaanpassung vor. Dazu gehört die Fördermaßnahme „Stadtklima im Wandel" - gleichzeitig der erste Baustein der Leitinitiative, in dem ein gebäudeauflösendes Stadtklimamodell entwickelt wird. Zweiter Baustein der Leitinitiative ist die Maßnahme „Regionale Informationen zum Klimahandeln". In den Projekten sollen vom Frühjahr 2020 an auf kommunaler Ebene Instrumente für die integrierte Bewertung von Klimarisiken und Wirkungsanalysen von Maßnahmen entwickelt werden. Der dritte Baustein soll stärker auf die Verknüpfung von Informationen über den Klimawandel mit weiteren Umweltveränderungen fokussieren.
Um diesen dritten Baustein drehten sich dann die von sieben Städtevertretern moderierten Kleingruppengespräche im Workshop. Fragen wie z. B. „Wie werden sich zukünftige Klima- und Umweltveränderungen auf eine Stadt auswirken?" kennen die Stadtverwaltungen der anwesenden Städte Duisburg, München, Dresden, Oldenburg, Ulm, Bonn und Würzburg alle. Dass es sinnvoll ist, sich auf Hitzewellen oder Starkregenereignisse vorzubereiten, ist für alle Beteiligten offensichtlich. Doch sind hierfür häufig schwierige Abwägungen und Entscheidungen notwendig, die verlässliche Daten nicht nur zur Klimaänderung und ihren Folgen, sondern auch zur Wirkung möglicher Maßnahmen erfordern. Beispiel Duisburg: Dr. Thomas Griebe, Abteilungsleiter Umweltschutz der Stadt Duisburg, machen v. a. Niedrigwasser im Rhein und im Hafen Sorgen. Können Frachtschiffe nicht oder nur noch eingeschränkt fahren, hat dies weitreichende Konsequenzen für die Versorgung mit Waren im gesamten Ruhrgebiet, aufgrund von mehr Lastverkehr auf der Straße aber auch auf die Luftqualität in der Stadt. Er wünscht sich ein Entscheidungsunterstützungssystem, das sowohl für die langfristige Planung, als auch das kurzfristige Ergreifen von Maßnahmen, Optionen mit Vor- und Nachteilen aufzeigt.
Auch in den weiteren Gruppen wurden viele Ideen diskutiert, wie digitale Werkzeuge Städte noch besser unterstützen können. Die Städtevertreterinnen und -vertreter wiesen besonders darauf hin, dass die Entwicklung von Hilfsmitteln, die integrierte Bewertungen für Klimaanpassung genauso wie zu Umweltveränderungen möglich machen, nur gelingen kann, wenn von Beginn an die Städte einbezogen werden. Der Workshop bot hier die Chance für Forschung und mögliche Nutzer, gemeinsam neue Ideen zu entwerfen. Vielleicht wird aus manchen der Ideen ein Projekt der Leitinitiative.