Weltumwelttag: EU-Kommission zeigt Forschungsbedarfe der neuen Europäischen Biodiversitätsstrategie für 2030 auf und unterstützt so eine grünere Umwelt

Die Qualität der Umwelt und der Erhalt der Artenvielfalt sind zwei untrennbare Elemente unserer Existenz. Am heutigen Weltumwelttag gilt es gerade unter den aktuellen Herausforderungen wie Pandemien, Klimawandel und Biodiversitätsverlust der Natur mehr Raum zu geben.

1972 tagte die „UN-Konferenz zum Schutz der Umwelt" in Stockholm zum ersten Mal. Um daran zu erinnern, wurde der 5. Juni zum „Weltumwelttag" erklärt. Vor wenigen Tagen erschien die neue EU-Biodiversitäts-Strategie für 2030. Diese neue, sehr ambitionierte Strategie soll die biologische Vielfalt in Europa zum Nutzen der Menschen, der Umwelt und des Planeten nicht nur bewahren, sondern ihr auch neue Entfaltungsmöglichkeiten geben. Die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 ist überschrieben mit „Mehr Raum für die Natur in unserem Leben" und erschien gemeinsam mit der EU Strategie „Vom Hof auf den Tisch" – einer Strategie für ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem. Bei beiden Strategien steht die Absicherung unserer Lebensgrundlagen im Fokus, und sie haben zum Ziel, die Umwelt deutlich zu verbessern.

Die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 sieht vor, dass Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, gesellschaftliche Gruppen und Vereine sowie die Forschungs- und Wissensgemeinschaft in starken Partnerschaften auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene aktiv werden müssen. Das passt zum diesjährigen Motto des Weltumwelttages „natur:verbunden". Investitionen in Forschung, Innovation und Wissensaustausch werden für die Sammlung von Daten und die Entwicklung der besten naturbasierten Lösungen von entscheidender Bedeutung sein. Durch Forschung und Innovation können Szenarien entwickelt und getestet werden, wie „grüne" Lösungen Vorrang vor „grauen" Lösungen erhalten sollten und wie Investitionen in naturbasierte Lösungen, z. B. in alten Industriegebieten, einkommensschwachen Regionen oder von Katastrophen betroffenen Gebieten, nachhaltig gefördert werden können. Ab 2021 startet das europäische Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa mit einer langfristigen Forschungsagenda für die biologische Vielfalt sowie mit einer höheren Mittelausstattung als das aktuelle Rahmenprogramm. Die Forschungsagenda wird auch einen Mechanismus zur Verknüpfung von Wissenschaft und Politik beinhalten, damit z. B. forschungsbasierte Optionen in eine schnelle Umsetzung zur Absicherung und Erholung unserer Biodiversität einfließen können und unsere Umwelt auf den Pfad der Erholung gebracht wird.

Auch die EU-Strategie Vom Hof auf den Tisch legt den Schwerpunkt auf Forschung und Innovation im Lebensmittelbereich u. a. unter Berücksichtigung von Klimaschutz, nachhaltiger Landschaftspflege, Erhaltung und nachhaltiger Nutzung der biologischen Vielfalt sowie fairen Wertschöpfungsketten. Die Erprobung und Demonstration systemischer Innovationen für nachhaltige Lebensmittel vom Bauernhof bis auf den Tisch ist dabei gefordert. Wichtig dabei sind auch gesetzgeberische Maßnahmen, um den Einsatz und das Risiko chemischer Pestizide zu verringern sowie den Eintrag von Düngemitteln und Antibiotika in unsere Umwelt deutlich zu reduzieren. Mit all diesen Maßnahmen lässt sich der Druck auf die biologische Vielfalt verringern. Auf diese Weise wird ein besserer Schutz der natürlichen Ökosysteme in Verbindung mit Bemühungen um eine Reduzierung des Handels und Verzehrs von Wildtieren auch dazu beitragen, möglichen künftigen Krankheiten und Pandemien vorzubeugen und die Resilienz zu stärken.

Kernelemente der ehrgeizigen EU-Biodiversitätsstrategie für 2030:

  • 30% der Land- und 30% der Meeresflächen in Europa unter Schutz zu stellen,
  • verbliebene Primär- und Altwälder unter strengeren Schutz zu stellen,
  • degradierte Land- und Gewässer-Ökosysteme in Europa wiederherzustellen durch:
    • Erhöhung des ökologischen Landbaus und artenreicher Landschaftselemente auf landwirtschaftlichen Flächen,
    • Stopp und Umkehr des Verlusts an Bestäubern,
    • Verringerung des Einsatzes und der Risiken von Pestiziden um 50% bis 2030,
    • Renaturierung von Flüssen in der EU auf mindestens 25 000 km Fließlänge,
    • Pflanzung von 3 Milliarden Bäumen bis 2030.
  • 20 Mrd. EUR pro Jahr für die biologische Vielfalt aus verschiedenen Quellen verfügbar zu machen, darunter EU-Mittel sowie nationale und private Mittel. Naturkapital und biologische Vielfalt sollen betriebswirtschaftliche Praktiken eingebracht werden.
  • die EU in eine weltweit führende Position bei der Bewältigung der globalen Biodiversitätskrise zu bringen. Die EU-Kommission möchte auf der Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt im Jahr 2021 alle Handlungsmöglichkeiten und internationale Partnerschaften nutzen, um einen ehrgeizigen neuen Rahmen für die globale biologische Vielfalt der Vereinten Nationen zu schaffen.

Damit diese ehrgeizigen Ziele umgesetzt werden können, ist es unerlässlich, dass Entscheidungsträger Informationen und Daten zum Zustand und den Veränderungen der biologischen Vielfalt, zu den Ursachen und Treibern des Biodiversitätsverlustes und zu wissensbasierten Handlungsoptionen und Maßnahmenportfolien erhalten. Daher engagiert sich das BMBF bereits seit vielen Jahren im europäischen Partnerschafts-Netzwerk BiodivERsA. Mit der im Jahr 2019 gestarteten BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt werden weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu den hierfür notwendigen Grundlagen erarbeitet.

Hintergrund

Die biologische Vielfalt ist die Grundlage des Lebens. Unsere Ernährung, unsere Gesundheit und unser Wohlergehen hängen von ihr ab. Biodiversität und Ökosysteme versorgen uns mit Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Medikamenten. Sie filtern unsere Luft und unser Wasser, halten das Klima im Gleichgewicht, wandeln Abfall in Ressourcen um, bestäuben und düngen Pflanzen, bieten uns Erholung und steigern unser Wohlbefinden. Biodiversität hat zentrale Bedeutung für unsere Wirtschaft: Die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP), 40 Billionen Euro, hängt von der Natur ab.

Dennoch verlieren wir biologische Vielfalt in einem rasanten Ausmaß aufgrund nicht-nachhaltiger menschlicher Aktivitäten: Weltweit sind 60% der wild lebenden Arten in den letzten 40 Jahren verschwunden. 1 Million Arten sind vom Aussterben bedroht.

Der Verlust der biologischen Vielfalt und die Klimakrise bedingen und verschärfen sich gegenseitig. Um den bis 2030 erforderlichen Klimaschutz zu erreichen, ist es unerlässlich Wälder, Böden und Feuchtgebiete sowie von Grünflächen in Städten wiederherzustellen.

Die europäische Forschungs-Partnerschaft BiodivERsA

Die Partnerschaft BiodivERsA ist ein Netzwerk von 39 nationalen Förderorganisationen aus 25 Ländern und sechs Überseeterritorien in der Biodiversitätsforschung. Seit der Gründung des Netzwerks im Jahre 2005 als ERA-Net (European Research Area Network) veröffentlichte BiodivERsA neun pan-europäische Calls und förderte über 100 internationale Verbundprojekte mit einer Fördersumme von über 115 Mio. Euro. 2016 verabschiedete BiodivERsA eine gemeinsame Strategische Forschungs- und Innovationsagenda. Die Partnerschaft BiodivERsA ist die Grundlage für regelmäßige Förderbekanntmachungen, die auch gemeinsam mit anderen Förderern bzw. Netzwerken (Europäische Kommission, Belmont Forum, Gemeinsame Programmplanungsinitiativen) umgesetzt werden.