Nachhaltige Finanzwirtschaft: Neue BMBF-Fördermaßnahme KlimFi entwickelt Konzepte, wie Finanzwirtschaft nationale sowie internationale Klimaziele fördern kann
Die neue Fördermaßnahme „Klimaschutz und Finanzwirtschaft – KlimFi“ untersucht, wie sich die Finanzwirtschaft nachhaltig ausrichten und damit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele und der Klimaschutzziele leisten kann.
Die UN-Nachhaltigkeitsziele und ein ausreichender Klimaschutz können nur mit einer nachhaltig ausgerichteten Finanzwirtschaft (Sustainable Finance) erreicht werden. Bereits mit dem Übereinkommen von Paris wurde 2015 neben der Begrenzung der Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius sowie neben der globalen Stärkung der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel ein weiteres Ziel festgelegt: Die Finanzwirtschaft muss zur Erreichung dieser beiden Klimaziele beitragen.
Das ist eine große Herausforderung, an der die neue BMBF-Fördermaßnahme „Klimaschutz und Finanzwirtschaft – KlimFi" ansetzt, um die bestehenden Wissenslücken zu schließen und das Verständnis der wechselseitigen Einflüsse von nachhaltiger Finanzwirtschaft und Klimaschutz zu erhöhen. Darüber hinaus geht es darum, zu untersuchen, wie Finanzwirtschaft, -märkte und -akteure auf Veränderungen in den anderen gesellschaftlichen Teilsystemen – wie Realwirtschaft, Politik, Regulierung, Gesellschaft und Wissenschaft – reagieren müssen, die durch mehr Bemühungen zum Klimaschutz und zur Anpassung ausgelöst werden. Diese indirekten Effekte, die zum Beispiel durch ein verändertes Investitionsverhalten der Realwirtschaft im Zuge der Energiewende entstehen, erzeugen zusätzlich zu den direkten Auswirkungen des Klimawandels einen enormen Handlungsdruck auf die Finanzwirtschaft.
Ziel der Fördermaßnahme ist die Unterstützung der wissenschaftlichen Erforschung und Entwicklung von neuem Wissen. Der Fokus liegt hierbei auf der Schließung von Forschungslücken, die mittel- und längerfristige Problemlagen oder Herausforderungen thematisieren. Konkret sollen unter anderem folgende Fragen erforscht und beantwortet werden:
- Wie kann die Finanzwirtschaft nachhaltiger werden und damit eine aktive Rolle einnehmen, um den erforderlichen Beitrag zur Erreichung der nationalen und internationalen Klimaziele zu leisten?
- Welche Finanzprodukte und -instrumente, Prozesse und Marktmechanismen werden für mehr Nachhaltigkeit benötigt? Welche Rolle spielen dabei Finanzdienstleister:innen, Investor:innen und Privatkund:innen?
- Wie kann das Verständnis der wechselseitigen Einflüsse zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen, Bemühungen um mehr Klimaschutz und der Finanzwirtschaft verbessert werden?
- Wie können Daten als wichtige Grundlage für Sustainable Finance besser verfügbar und nutzbar gemacht werden?
Zur Beantwortung dieser Fragen sollen neben Forschenden auch Fachleute aus der Praxis, wie zum Beispiel aus der Finanzbranche, beitragen. Gemeinsam sollen konkrete Handlungsempfehlungen für Stakeholderinnen und Stakeholder aus Finanzwirtschaft, Realwirtschaft, Politik, Regulierung und Gesellschaft erarbeitet werden. Ziel ist es, die Finanzwirtschaft mit neuen Erkenntnissen dabei zu unterstützen, sich nachhaltiger auf die Klimaziele auszurichten.
Die ausführliche Bekanntmachung wurde am 31.03.2021 im Bundesanzeiger veröffentlicht. Projektskizzen konnten bis zum 1. Juni 2021 beim DLR Projektträger eingereicht werden.
Dynamische Entwicklungen auf nationaler und europäischer Ebene
Weltweit und insbesondere auf europäischer Ebene sind bereits vielfältige Anstrengungen zur Etablierung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft unternommen worden. So hat die EU-Kommission 2018 den „Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums" veröffentlicht, auf dessen Grundlage aktuell verschiedene Vorhaben zur Gestaltung eines nachhaltigen Finanzsystems entwickelt werden, wie unter anderem die EU-Taxonomie als Klassifizierungssystem für nachhaltige ökonomische Aktivitäten oder die europäische Sustainable Finance-Strategie.
Das Thema "Sustainable Finance" (nachhaltige Finanzwirtschaft) wurde zudem im Klimaschutzplan 2050 (KSP 2050) und im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung verankert. Neben den Sektoren, die für die Treibhausgasreduktion am bedeutendsten sind, wie Energiewirtschaft, Industrie oder Verkehr, benennt der KSP 2050 nachhaltige Finanzwirtschaft als wichtigen Baustein zur Stärkung des Klimaschutzes.
Die Bekanntmachung KlimFi ist ferner Teil der Umsetzung der „Aktion 22: Nachhaltige Ausrichtung des Wirtschafts- und Finanzsystem unterstützen" der BMBF-Strategie Forschung für Nachhaltigkeit (FONA). Gleichzeitig besteht ein enger Zusammenhang mit der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit mehr als zehn Jahren geförderten Forschung zur Ökonomie des Klimawandels.
Mit der Einrichtung dieses Förderschwerpunkts leistet das BMBF einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der wechselseitigen Einflüsse von Finanzwirtschaft, Finanzmärkten und Klimaschutz und damit zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele im Rahmen des Klimaschutzplans 2050 sowie der internationalen Ziele des Pariser Abkommens von 2015. Zudem kommt das BMBF der Empfehlung des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung von Februar 2021 nach: Dieser empfiehlt in seinem Abschlussbericht eine gezielte Ausweitung der Forschungsanstrengungen im Bereich „Sustainable Finance".
Eckdaten
Die Fördermaßnahme (KlimFi) wird vom BMBF von 2021 bis 2025 mit rund 11 Millionen Euro gefördert.
Forschende sowie Expertinnen und Experten aus der Praxis sollen die folgenden fünf Themenfelder bearbeiten:
- Finanzprodukte und -instrumente, Prozesse und Marktmechanismen und ihre Wirkung (Impact)
- Bedarfe, Akzeptanz und Verhalten von Finanzmarktakteur:innen: Die Rolle der Finanzdienstleister:innen, Investor:innen und Privatkund:innen
- Systemische Betrachtung des Finanzsektors: Steuerung, Steuerbarkeit und Regulierung sowie gesamtwirtschaftliche Einbettung und Verzahnung
- Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen, Klimawandel und der Finanzwirtschaft
- Datenverfügbarkeit, -qualität und -analyse.
Es werden Handlungsempfehlungen für Stakeholder:innen aus Finanzwirtschaft, Realwirtschaft, Politik, Regulierung und Gesellschaft entwickelt. Die Erkenntnisse werden dazu beitragen, dass sich die Finanzwirtschaft verstärkt an Kriterien für mehr Klimaschutz ausrichten kann.