Fortsetzung der erfolgreichen Klimaforschung im Amazonas-Regenwald: Start der 2. Forschungsphase des deutsch-brasilianischen Atmosphären-Messturms ATTO
In der ersten ATTO-Forschungsphase konnten bereits wertvolle Erkenntnisse zum Einfluss der Prozesse über dem Amazonas-Regenwald auf das Weltklima gewonnen werden. Diese erfolgreiche Forschung wird nun für weitere drei Jahre vom BMBF unterstützt.
Bereits 2010 begann der gemeinsame Aufbau des deutsch-brasilianischen Verbundprojekts ATTO (Amazon Tall Tower Observatory) durch die Förderung des BMBF und des brasilianischen Forschungsministeriums MCTIC. Die ersten Pilotprojekte von ATTO starteten im Jahr 2017. Seither erarbeiteten mehr als 200 internationale Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen wertvolle Daten und Erkenntnisse, die zum besseren Verständnis der Rolle des Amazonas-Regenwald-Gebietes als Regulator des Weltklimas beitragen. In der Forschung am ATTO-Turm geht es hauptsächlich um den Kohlenstoff-, Wasser- und Energiekreislauf in den intakten Wäldern des zentralen Amazonas und im Austausch mit der Atmosphäre. Die ATTO-Forscher:innen haben beispielsweise herausgefunden, dass der Ferntransport von Saharastaub und Rauch von afrikanischen Savannenbränden die Nährstoffe und das Sonnenlicht beeinflusst, die den Wald erreichen.
Aufgrund dieser erfolgreichen deutsch-brasilianischen Forschungskooperation fördert das BMBF eine weitere Forschungsphase „ATTOplus" ab August 2021 für die kommenden drei Jahre mit ca. fünf Millionen Euro. Insgesamt fördert BMBF die ATTO-Forschung von 2010 bis 2024 mit über 14 Millionen Euro.
In der nun gestarteten zweiten Forschungsphase gehen die Wissenschaftler:innen unter anderem mit weiteren längerfristigen Messreihen der Frage nach, wie der Klimawandel und extreme Wetterereignisse, wie Dürre, Überschwemmungen und Stürme, die Wechselwirkungen zwischen dem intakten Tropenwald im zentralen Amazonasgebiet und der Atmosphäre beeinflussen und welche Konsequenzen sich daraus für die Region und weltweit ergeben.
Ausbau der Kooperationen und Vernetzung mit internationalen Forschungsinfrastrukturen
Ziel ist außerdem der Aufbau einer anschlussfähigen Datenbankstruktur, in der die Ergebnisse von ATTO und anderen Projekten für die Wissenschaft in der gesamten Welt zur Verfügung gestellt und verwertet werden können. Die Bereitstellung von Forschungsdaten des ATTO-Turms bildet eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen in den Bereichen Klimawandel, Landnutzung und Biodiversität.
Neben der Fortführung der Langzeitmessungen soll ATTOplus auch dazu beitragen, die deutsch-brasilianische Forschung und Zusammenarbeit weiter zu vertiefen, um ATTO für eine noch breitere wissenschaftliche Nutzung vorzubereiten. Damit wird die Vernetzung der ATTO-Infrastruktur mit anderen Forschungsinfrastrukturen ermöglicht, die ebenfalls Messungen in der Atmosphäre vornehmen, wie zum Beispiel ACTRIS und ICOS.
Standort Amazonas-Regenwald
Die deutsch-brasilianische Forschungsinfrastruktur ATTO steht mit seinem über 300 Meter großen Atmosphären-Messturm mitten im abgelegenen Amazonasbecken. Das Observatorium ist eine einzigartige wissenschaftliche Plattform zur langfristigen Erforschung der komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Amazonas-Regenwald-Gebiet als Regulator des weltweiten Klimas und der Atmosphäre. Durch die geographisch abgelegene, fast unberührte Lage bietet die ATTO-Forschungsinfrastruktur einzigartige Möglichkeiten für die Klima-, Atmosphären-, und Ökosystemforschung.
Hintergrund
Die Forschungsinfrastruktur Amazon Tall Tower Observatory (ATTO) ist ein deutsch-brasilianisches Kooperationsprojekt. Die Forschung wird vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und vom brasilianischen Forschungsinstitut INPA geleitet.
Gefördert wird ATTO vom BMBF, dem brasilianischen Wissenschaftsministerium (MCTIC), der Max-Planck-Gesellschaft, brasilianischen Organisationen, wie FAPEAM, sowie durch Forschungsmittel weiterer brasilianischer Organisationen.
Der mit über 300 Metern höchste Forschungsturm Südamerikas wurde am 15. August 2015 eingeweiht. Das BMBF fördert die aktuelle Forschungsphase ATTOplus von 2021 bis 2024 mit ca. fünf Millionen Euro.