ACTRIS-D: Beobachtung von Aerosolen, Wolken und Spurengasen sowie ihrer komplexen Wechselwirkungen im System von Atmosphäre, Klima, Umwelt und Mensch
Der Klimawandel ist komplex und wird nicht nur von Treibhausgasen bestimmt. Weniger bekannt ist die Bedeutsamkeit natürlicher und vom Menschen verursachter Partikel in der Luft, den sogenannten Aerosolen, vereinfachend auch als Feinstaub bezeichnet.
Feinstaub oder anders ausgedrückt Aerosolpartikel spielen eine wichtige Rolle bei Wolken- und Niederschlagsprozessen. Sie steuern den gesamten Lebenszyklus einer Wolke mit. Sie beeinflussen auch die Strahlungseigenschaften von Wolken und damit ihre Wirkung auf das Klima. Ebenso sind Aerosolpartikel unmittelbar am Strahlungstransport in der Atmosphäre beteiligt.
Aerosole und kurzlebige Spurengase können auch die menschliche Gesundheit beeinflussen. Daher sind Informationen zu Konzentrationen und räumlichen Verteilung von Aerosolen und kurzlebigen Spurengasen notwendig, um Luftverschmutzung und damit verbundene negative Effekte auf die menschliche Gesundheit und das Ökosystem zu reduzieren.
Die Menge und Zusammensetzung von Feinstaub und anderen Aerosolpartikeln ändert sich durch wirtschaftliche Aktivitäten. Die Klimawirkung von Aerosolen, kurzlebigen Spurengasen und Wolken wird in den aktuellen Klimamodellen allerdings noch nicht ausreichend präzise dargestellt. Der Grund dafür sind fehlende Informationen über diese kurzlebigen Bestandteile in der Atmosphäre. Diese Wissenslücke soll das internationale Beobachtungsnetzwerk ACTRIS (Aerosols, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure) schließen und wird dazu weiter ausgebaut. ACTRIS wird somit auch wichtige Beiträge zu den Grundlagen der UN-Konvention zum Schutz des Klimas sowie zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens leisten.
ACTRIS-D ist der deutsche Beitrag zu ACTRIS. Die Aufbauphase von ACTRIS-D wurde zum 1. Juli 2021 mit der Förderung des Verbundprojektes „Zentrale Kalibrierzentren" begonnen. Im August 2021 startete der zweite Verbund der „Nationalen Einrichtungen". Die Aufbauphase für ACTRIS-D umfasst den Zeitraum von 2021 bis 2029, in der das BMBF insgesamt 86 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Die Nutzungsphase (einschließlich Testphase) findet im Zeitraum von 2026 bis mindestens 2036 statt.
Das BMBF hat in den letzten Jahren erheblich in die Forschung zur Erfassung und Bewertung von Treibhausgasen und Aerosolen investiert und setzt dieses Engagement mit ACTRIS-D konsequent fort.
Die Erkenntnisse aus den Messungen und Analysen in ACTRIS-D werden wichtige Grundlagen für die Entwicklung von weiteren Maßnahmen zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes bieten. Ferner stellt ACTRIS-D der Politik gesicherte Daten zur Luftqualität sowie zum jeweiligen Zustand des Klimas zur Verfügung, auf deren Basis umweltpolitische Entscheidungen getroffen sowie Regeln und Gesetze erarbeitet werden können.
Unter Federführung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) beteiligen sich an ACTRIS-D das Forschungszentrum Jülich GmbH (FZJ), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Alfred-Wegener-Institut mit dem Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die Universität Bremen, die Universität zu Köln, die Bergische Universität Wuppertal (BUW), die Goethe Universität Frankfurt am Main (GUF) sowie der Deutsche Wetterdienst (DWD) und das Umweltbundesamt (UBA).
Hintergrund: Forschungsinfrastruktur ACTRIS
Der Klimawandel ist ein globales Phänomen. Der internationale Austausch ist daher grundlegend für eine erfolgreiche Klimaforschung. Die pan-europäische Forschungsinfrastruktur ACTRIS hat zum Ziel, bisher noch wenig erforschte flüchtige Spurengase, Aerosole und Wolken sowie ihre Wirkung auf die Luftreinhaltung und das Klima zu erforschen. Sie stellt Daten und Dienstleistungen zur Verbesserung der gegenwärtigen Kapazitäten für die Analyse, Vorhersage und Bewertung vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Veränderungen im atmosphärischen Umfeld zur Verfügung. Des Weiteren charakterisiert die Forschungsinfrastruktur die 4D-Variabilität der physikalischen und chemischen Eigenschaften von kurzlebigen atmosphärischen Bestandteilen, vom Boden über die Troposphäre bis hin zur Stratosphäre. So dient ACTRIS einer großen Nutzergemeinschaft auf den Gebieten der Atmosphärenmodellierung, der Satellitenfernerkundung, der Klima- und Wetteranalyse und Vorhersage und bietet Zugang zu hoch entwickelten technologischen Plattformen zur Erforschung atmosphärischer Prozesse und technologischer Innovationen.
Als Ergebnis der langfristigen Zusammenarbeit innerhalb der Atmosphärenforschungsgemeinschaft ist ACTRIS 2016 in die ESFRI-Roadmap (ESFRI – European Strategy Forum on Research Infrastructures) aufgenommen worden.
Nachrichten zur Maßnahme
Zuletzt geändert am