Workshop zur interdisziplinären Zusammenarbeit in der Küstenforschung
Rund 60 Forschende aus den Natur- und Sozialwissenschaften diskutierten am 6. September in einem Online-Workshop, wie die Zusammenarbeit der beiden Wissenschaftsdisziplinen verbessert werden kann. Oft scheitert diese Kooperation an fehlendem Verständnis für die jeweils andere Disziplin und an Kommunikationsbarrieren.
Ein paar Beispiele: Oft sind Begriffsbedeutungen unterschiedlich oder unklar definiert. Oder aber eine Disziplin wird erst nachträglich in ein Projekt einbezogen. Zudem werden die Aufgaben der anderen Disziplin mitunter missverstanden. So werden häufig Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler nur als Kommunikatoren gesehen und nicht als Forschende.
Um jedoch Lösungen für die durch Klimawandel und Nutzungsdruck verursachten Herausforderungen in unseren Meeren zu finden, ist eine gemeinsame Herangehensweise zwingend notwendig. Allein kann keine der beiden Disziplinen praktikable Strategien für ein nachhaltiges Managment von Nord- und Ostsee entwickeln.
Daher erhielten die Teilnehmenden des Workshops, die vor allem in Forschungsverbünden der Küstenfoschung Nordsee Ostsee (KüNO) und der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) forschen und zu zwei Dritteln in den Naturwissenschaften verankert sind, zuerst einen Überblick über die Forschungsansätze der Sozialwissenschaften. Mit Prof. Anna-Katharina Hornidge, der Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik und Sebastian Unger, (Forschungsgruppenleiter am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, erläuterten zwei sehr anerkannte Sozialwissenschaftler mit umfangreichen Erfahrungen in der interdisziplinären marinen Forschung ihre wissenschaftlichen Methoden.
Anschließend wurde anhand von Beispielprojekten der deutschen Küstenforschung vorgestellt, wie Forschende der Sozial- und Naturwissenschaftler an gemeinsamen Netzwerkanalysen, ökonomischen Umweltfragen und bei der Analyse von Governance-Mechanismen zusammenarbeiten. Den Kern des Workshops bildeten Diskussionen in kleineren Gruppen. Dort wurden bisherige Erfahrungen reflektiert und über Verbesserungsmaßnahmen debattiert.
„Um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu verbessern, bedarf es Zeit", resümiert Dr. Jochen Hinkel, Projektkoordinator des KüNO-Projektes ECAS-Baltic und Initiator des Workshops. „Die Kommunikationsbarrieren sind hoch und können nur durch den gemeinsamen Austausch abgebaut werden. Dieser muss bei der Projektplanung unbedingt berücksichtigt werden." Einig waren sich sämtliche Beteiligten, dass es notwendig ist, Projekte von Beginn an interdisziplinär zu planen. Insbesondere die Ziele müssen in enger Kooperation abgestimmt werden, um falsche Erwartungen zu vermeiden. Nicht zuletzt sollten schon im Studium Ansätze anderer Forschungsdisziplinen thematisiert und der interdisziplinäre Austausch trainiert werden, lautete ein weiteres Fazit.
Bei all den Schwierigkeiten, die die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen bringen kann, erkannten alle Teilnehmenden ihren hohen Wert und wollen dazu beitragen, auch für kommende Forschergenerationen Barrieren abzubauen und Herausforderungen anzupacken. Im KüNO-Verbund werden nun Formate für einen tiefergehenden Austausch zu einzelnen Aspekten entwickelt. Dies ist nicht nur für die laufenden Forschungsprojekte, sondern auch für kommende von Vorteil. Weiterhin sollen dabei auch Wissenschafter:innen der thematisch oft eng mit KüNO-Projekten vernetzten Forschungsmissionen der DAM involviert werden.