Hitze, Starkregen, Niedrig- und Hochwasser schaden Mensch, Umwelt und Wirtschaft: BMBF-Projekt R2K-Klim+ entwickelt Tool zur Identifikation von Optionen zur Klimaanpassung
Binnenhäfen leiden im Klimawandel an unterbrochenen Lieferketten bei Hoch- oder Niedrigwasser. Damit Auswirkungen und Handlungsoptionen sichtbar werden, entwickelt R2K-Klim+ ein Tool zur Entscheidungsunterstützung für Kommunen wie Duisburg.
Duisburg ist der größte Binnenhafen Europas und damit ein komplexer Logistikstandort. Klimawandel-bedingte Extremwetterereignisse wie Hitze, Dürre, Starkregen, Hoch- und Niedrigwasser wirken sich auch auf die Stadt Duisburg aus. Das führt beispielsweise bei den Logistik- und weiteren Unternehmen im europaweit größten Binnenhafen zur Unterbrechung von eng verzahnten Lieferketten sowie zu Wertschöpfungsverlusten. In der Stadt kann es bei Hitzeperioden zu gesundheitlichen Risiken für Herz und Kreislauf kommen, vor allem für vulnerable Gruppen, wie kleine Kinder, Ältere und Vorerkrankte. Darüber hinaus verursacht Starkregen in stark versiegelten Stadtvierteln überflutete Straßen und Keller.
Die Duisburger Stadtverwaltung möchte in wirksame Klimaanpassungsmaßnahmen für Industrie, Verkehr, Logistik sowie in eine klimaangepasste Stadtentwicklung investieren. Duisburg benötigt dafür jedoch genaue Lagebilder, welche wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen zukünftig zu erwarten sind. Um politischen Entscheidungsträgern dazu wissenschaftlich fundierte Informationen zur Verfügung zu stellen, fördert das BMBF das Verbundprojekt R2K-Klim+ im Rahmen der Fördermaßnahme RegIKlim. Hier erarbeiten Projektpartner aus unterschiedlichen Bereichen ein Entscheidungsunterstützungs-Tool gemeinsam mit der Stadt Duisburg. Geleitet wird das Projekt vom Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft und Klimazukunft an der RWTH Aachen e. V.
Das Projekt R2K-Klim+ untersucht als Mikroebene die Stadt Duisburg und den Binnenhafen sowie als Makroebene das gesamte Rheineinzugsgebiet. Um die Auswirkungen von Extremwetter auf Bevölkerung, Infrastruktur, Umwelt und Wirtschaft so genau wie möglich zu erfassen, werden verschiedene Modelle zur Darstellung der Auswirkungen von Extremwetter von den Projektpartnern miteinander verknüpft. Auch zukünftig absehbare Belastungen durch den Klimawandel werden berücksichtigt.
Mit diesem Entscheidungsunterstützungs-Tool werden den Nutzern, also zunächst den Kommunalvertretern der Stadt Duisburg, die Auswirkungen von Extremwetter auf Infrastruktur, Umwelt, Wirtschaft und Stadtbevölkerung für unterschiedliche Klimaszenarien und Klima-Anpassungsmaßnahmen aufgezeigt. So können sowohl Defizite als auch Potenziale für die zukünftige städtebauliche Entwicklung leichter identifiziert werden. Durch das Tool kann beispielsweise der Schaden durch unterbrochene Lieferketten im Duisburger Hafen dann ebenso berechnet werden, wie die gesundheitlichen Belastungen in Stadtteilen mit besonderem Hitzestau. Diese teilweise auch in Euro bezifferten Schadensabschätzungen können Entscheidungsträger dabei unterstützen, Klimaanpassungsmaßnahmen gezielt in die städtebauliche Entwicklung zu integrieren.
Dadurch kann auch der Dialog mit betroffenen Gruppen, wie Wirtschaftsverbänden, der Bevölkerung sowie Umwelt-Organisationen, auf eine wissensbasierte Grundlage gestellt und somit versachlicht werden. Zukünftig soll das Tool als Klimadienst konfiguriert werden, sodass es für weitere Kommunen nutzbar wird.
„Woche der Klimaanpassung“ – mit dabei: BMBF-Projekte zeigen ihre Forschungsfortschritte
Hitze, Dürre, Starkregen – wie passen wir uns an den Klimawandel an? In der „Woche der Klimaanpassung“ vom 12. bis 16. September 2022 berichtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) täglich auf der FONA-Webseite zum Fortschritt ausgewählter Klimaanpassungsprojekte, die das Ministerium fördert. Bereits seit 16 Jahren engagiert sich das BMBF in diesem Forschungsbereich.
Termine
Dienstag 13.09.22, 10.00 Uhr - 12.00 Uhr: „Stadtstrukturelle Analyse zur Ermittlung der Vulnerabilität gegenüber Hitze“ (Online-Veranstaltung)
Vorstellung der stadtstrukturellen Analyse zur Ermittlung der Vulnerabilität gegenüber Hitze
Mittwoch 14.09.22, 14.00 Uhr - 15.30 Uhr: „Klimachecks für Entscheidungsprozesse in kommunalen Verwaltungen“ (Online-Veranstaltung)
Vorstellung aktueller Praktiken von Kommunalverwaltungen zur Entscheidungsunterstützung im Kontext des Klimawandels und Nachhaltigkeit mit anschließender Diskussion
Donnerstag 15.09.22, 13:30 – 15:00 Uhr: „Klimadienste für die kommunale Klimaanpassung, Beispiele aus dem BMBF-Fördervorhaben RegIKlim“ (Online-Veranstaltung)
Input R2K-Klim+: Vorstellung eines strategischen Entscheidungsunterstützungstools (in Entwicklung) zur Anpassung an den Klimawandel auf regionaler und kommunaler Ebene im Rheineinzugsgebiet
Hintergrund zum Projekt R2K-Klim+
Das Forschungsprojekt R2K-Klim+ entwickelt ein Entscheidungsunterstützungssystem für Stadtverwaltungen, um Ansatzpunkte für wirksame Klimaanpassungsmaßnahmen auf der kommunalen und regionalen Ebene zu schaffen. Es hat eine Laufzeit vom 01.06.2020 bis zum 31.05.2023.
Die Leitung des Projekts führt das Forschungsinstitut für Wasserwirtschaft und Klimazukunft an der RWTH Aachen (FiW) e. V. aus, Anfragen sind an Mark Braun (braun@fiw.rwth-aachen.de) zu richten.
Projektpartner im Verbund sind die Stadt Duisburg, gaiac an der RWTH Aachen e. V., die geomer GmbH, die Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbh, das RISP an der Universität Duisburg-Essen (UDE).
Das Projekt hat eine Laufzeit vom 01.06.2020 bis zum 31.05.2023. Das BMBF fördert R2K-Klim+ mit 2,9 Millionen Euro.