Forschung auf dem Eisbrecher: WASCAL-Studierende untersuchen auf ihrer Fahrt von Mindelo auf den Kapverden nach Bremerhaven die Auswirkungen des Klimawandels auf den Atlantik

Forschungsergebnisse im Seesack: Nach zwei Wochen auf hoher See sind die Studierenden der 2. WASCAL-Floating-University in Bremerhaven angelandet. Auf der FS Polarstern haben sie die Auswirkungen des Klimawandels auf den Atlantik untersucht.

Am 28. März 2023 startete die zweiwöchige akademische Ausbildungs- und Forschungsreise mit elf Studierenden des WASCAL-Masterprogramms „Climate Change and Marine Sciences von Mindelo" (Kapverden-Insel São Vicente) auf dem Forschungsschiff Polarstern nach Bremerhaven.
„In den ersten beiden Tagen haben wir die Regeln an Bord gelernt - und davon gibt es viele! Es gibt eine strenge Hierarchie an Bord und alle Besatzungsmitglieder haben ihre eigenen Aufgaben. Es gibt sogar eine korrekte Art, das Bett zu machen", sagt Osvaldina Julião Fernandes Soares, eine WASCAL-Studentin von den Kapverden.
Gemeinsam mit neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Kiel (CAU), Oslo (UiO) und Mindelo (UTA) sowie des GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des IOW, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde untersuchen die Studierenden auf dieser Fahrt die Auswirkungen des Klimawandels auf den Atlantik.

Klimaforschung auf hoher See
Auf dieser Reise untersuchen die Studierenden beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels auf den offenen tropischen und subtropischen Atlantik. Dabei analysieren sie biogeochemische und ökologische Veränderungen, die durch zwei Langzeitstationen erfasst werden. Mithilfe hydroakustischer Methoden, die auch in der Fischereiforschung und dem Fischereimanagement verwendet werden, messen sie die Biomasse von Zooplankton und Fischen in den obersten 800 Metern der Wassersäule. Eine Studentin von der Elfenbeinküste entnimmt Proben von Fischlarven sowie Zooplankton, um die Struktur von Nahrungsnetzen in verschieden Meeresregionen zu analysieren. Die Messungen verwendet sie unmittelbar für ihre Masterarbeit. Auf der Fahrt nach Bremerhaven führen die Studierenden Arbeiten an definierten Stationen in einer Wassertiefe bis zu 5000 Metern durch. Dabei wird der Kohlendioxid-Gehalt im Ozean und in der Atmosphäre gemessen – er ist ein Indikator der Ozeanversauerung.

Erfahrungen an Bord
Die Studierenden kommen aus zehn westafrikanischen Ländern nach Mindelo, um dort zwei Jahre lang zu studieren und auch das Training auf See zu absolvieren.
Osvaldina Julião Fernandes Soares sagt dazu: „Ich habe viel gelernt, was ich an Land nicht hätte lernen können. Auch, was es bedeutet, auf Station zu sein und Proben auf einem fahrenden Schiff zu nehmen", fügt sie hinzu. Amie Ndure, eine Studentin aus Gambia, stimmt dem zu: „Im Masterstudiengang haben wir theoretisches Wissen erworben, aber die Anwendung bei Messungen und Beobachtungen auf See ist eine unschätzbare Erfahrung". Die persönliche Erfahrung kann sehr intensiv sein: „Es ist wirklich emotional, in dieser geschlossenen Umgebung mit so vielen Kolleginnen und Kollegen zu sein und täglich mit allen zu interagieren. Ich kann es gar nicht in Worte fassen", ergänzt sie. Amadou Biteye, ein Student aus dem Senegal, hat den Morgen des vierten Tages damit verbracht, Wasserproben des CTD-Messgerätes in Flaschen zu füllen, um den Sauerstoffgehalt in den verschiedenen Wassertiefen zu messen. Dazu sagt er: „Wenn ich den ganzen Prozess der Entnahme und Analyse einer einzigen Probe durchlaufe, verstehe ich jetzt wirklich, woher die Daten kommen, und weiß zu schätzen, was in den globalen Datensätzen für jede Messung steckt. Es ist wirklich erstaunlich. Das ist Ozeanographie - Jahre der Planung, Wochen der Schiffszeit und Tage der Seekrankheit gipfeln in stundenlangen, sorgfältigen Messungen für einige wenige, wertvolle Datenpunkte. So etwas lernt man nicht im Labor!"

WASCAL-Masterprogramm
In diesem WASCAL-Masterprogramm „Climate Change and Marine Sciences von Mindelo" erhalten die Studierenden die erforderlichen wissenschaftlichen und akademischen Fähigkeiten in den Bereichen Klima, Meereswissenschaften und Management sowohl auf internationaler als auch auf regionaler Ebene in Westafrika. Sie werden dadurch angemessen auf ein anschließendes Postgraduiertenstudium oder eine berufliche Laufbahn im Umwelt-Management oder in der Industrie, in Beratungsunternehmen, in Regierungsbehörden etc. vorbereitet.
2021 wurde das Klimakompetenzzentrum WASCAL mit diesem Masterprogramm auf den Kapverden für Graduierte als Aktion der UN-Ozean-Dekade ausgewählt.
An der Premiere der WASCAL-Floating University 2022 nahmen 14 Master-Studierende an Bord des Forschungsschiffs Maria S. Merian teil.
2023 konnte die WASCAL-Floating-University erstmals auf dem Forschungsschiff Polarstern stattfinden. Die FS Polarstern, die vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) betrieben wird, passiert auf ihrem Transit von der Antarktis nach Deutschland zweimal im Jahr die Kapverden. Dort hat sie die Studierenden, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie deren Fracht in Mindelo an Bord genommen.