Die Wissenschaftsplattform Klimaschutz (WPKS): Forschungspolitisches Beratungsgremium unterstützt deutsche Klimapolitik
Prof. Ottmar Edenhofer ist ein Mitglied des Lenkungskreises der WPKS. Diese unterstützt in ihrer 2. Arbeitsperiode die Bundesregierung in einem wissenschaftlichen Begleitprozess, um die mittel- und langfristigen Klimaziele Deutschlands zu erreichen.
Herr Professor Edenhofer, welche Ziele und Aufgaben hat die WPKS?
Die WPKS hat die Aufgabe, die Bundesregierung auf dem Weg zu den 2030er-Klimazielen und zur Klimaneutralität 2045 wissenschaftlich zu begleiten. Wir möchten eine Art Kompass für die deutsche Klimapolitik sein. Mit evidenzbasierter Politikberatung wenden wir uns an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in den Ministerien, insbesondere im BMBF, im Kanzleramt und im Bundestag. Unser Ziel ist es, dabei eine umfassende und vorausschauende Perspektive auf die Fragestellungen der Zukunft einzunehmen. Mit unserer Ausrichtung auf die mittel- und langfristigen Entscheidungen der Klimapolitik ergänzen wir die Arbeit anderer wissenschaftlicher Beratungsgremien – wie zum Beispiel die des Expertenrats für Klimafragen.
Sie waren bereits Mitglied des Lenkungskreises der WPKS in der ersten Arbeitsperiode. Welche Erkenntnisse und Erfahrungen („Learnings") bringen Sie für die zweite Arbeitsperiode mit?
Sehr zugute kam der WPKS schon in der ersten Phase die interdisziplinäre Zusammensetzung des Gremiums. Die Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen erlaubt es uns, die Zukunftsfragen der Klimapolitik ganzheitlich zu betrachten. Das ist wichtig, denn die Kernfragen der Klimapolitik betreffen alle Wirtschaftsbereiche und müssen auf legislativer, institutioneller, technologischer und gesellschaftlicher Ebene angegangen werden. Eine wichtige Erkenntnis aus der ersten Phase ist außerdem, wie lebenswichtig ein stetiger Gedankenaustausch für eine erfolgreiche Politikberatung ist. Deshalb wollen wir die Gesprächsformate mit der Politik und mit Stakeholdern intensivieren und insbesondere regelmäßig den Dialog mit dem BMBF suchen.
Welche Themen haben Sie und der WPKS-Lenkungskreis sich für die zweite Arbeitsperiode vorgenommen?
Für die kommende Arbeitsperiode haben wir uns vier Schwerpunkte gesetzt: Adaptation, also die Anpassung an die Folgen des Klimawandels; die Dekarbonisierung des Gebäudesektors; die Entnahme und Speicherung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre und schließlich die Gestaltung und Umsetzung des Klimarechts auf unterschiedlichen legislativen Ebenen – sowohl zwischen EU und Mitgliedstaaten als auch zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Diese Themen werden aus unserer Sicht eine wichtige Rolle auf dem Weg zu „netto null" und „netto negativ" spielen, und es müssen dringend Antworten auf zentrale Herausforderungen in diesen Bereichen der Klimapolitik gefunden werden.
Welche Art von Begleitung kann die Politik von der WPKS für die zweite Arbeitsperiode erwarten?
Wir möchten das Entscheidungsproblem der Politik – das Abwägen zwischen verschiedenen Aspekten in Zielkonflikten – ernst nehmen. Und noch gezielter wissenschaftlich beraten, indem wir den Kontakt in die Ministerien suchen, um direkt zu erfahren, welche Fragen zu unseren vier Schwerpunktthemen diskutiert werden. Diese Fragen möchten wir in unserem Forschungsprozess aufgreifen. Wir planen zwei Round Tables mit Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Ressorts, einen themenzentrierten Fachworkshop und Hintergrundgespräche mit Bundesbehörden und Ministerien. Zudem möchten wir Auftragsstudien an externe Institute vergeben, um auf aktuelle Herausforderungen eine möglichst umfassende Perspektive einzunehmen. Unsere Ergebnisse wollen wir in Policy Briefs festhalten und der Politik so zugänglich machen.
Herr Professor Edenhofer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Zur Person
Prof. Dr. Ottmar Edenhofer ist Direktor und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und Professor für die Ökonomie und Politik des Klimawandels an der Technischen Universität (TU) Berlin. Er gehörte in den Jahren 2018, 2020, 2021 und 2022 laut dem „Web of Science"-Zitationsindex zu den ein Prozent der meistzitierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit und leistet neben seiner Tätigkeit für die WPKS auch als Vorsitzender des Europäischen Klimarates (ESABCC) wissenschaftliche Politikberatung.