Neuaufbau nach Hochwasser: KAHR-Projekt setzt auf „Building Back Better“-Prinzip
Mit dem Leitfaden „Nach der Flutkatastrophe: Chance für Veränderung“ liefert das vom BMBF geförderte Projekt KAHR konkrete Strategien und praktische Beispiele für Kommunen, wie ein Wiederaufbau hochwasser- und klimaangepasst gestaltet werden kann.

Weltweit nehmen extreme Wettereignisse wie Starkregen zu. Auch in Zukunft ist mit häufiger und intensiver auftretenden Extremereignissen als Folge des Klimawandels zu rechnen. Das Starkregenereignis 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zählt zu den größten Naturkatastrophen, die Deutschland in den letzten 100 Jahren getroffen hat. Um die betroffenen Regionen zu unterstützen, startete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kurz nach der Katastrophe die Sofortmaßnahme KAHR: Klima-Anpassung, Hochwasser und Resilienz. Insgesamt 13 Forschungsinstitutionen und Einrichtungen arbeiteten seitdem an der wissenschaftlichen Begleitung des Wieder- und Neuaufbaus in den betroffenen Regionen. Die während der Projektlaufzeit gewonnenen Erkenntnisse wurden im Leitfaden „Nach der Flutkatastrophe: Chance für Veränderung" veröffentlicht, der unter Federführung der KAHR-Partnerinstitution Deutsches Institut für Urbanistik erstellt wurde.
Der Leitfaden dient dazu, kommunale Verwaltungen und die Lokalpolitik bei ihrer Arbeit nach einem Hochwasser- oder Starkregenereignis zu unterstützen. Er fasst Strategien und Maßnahmen zur Prävention zusammen und gibt Hinweise für eine klimaresiliente Bewältigung eines Hochwasserereignisses. Das KAHR-Projekt identifizierte drei zentrale Handlungsfelder:
- Wer muss was für einen effektiven, effizienten und vorsorgenden Wiederaufbau berücksichtigen?
- Wie sieht eine bessere Risikobewertung und Risikominderung aus?
- Wie kann die Resilienz in der betroffenen Bevölkerung gestärkt werden, um die Krise besser bewältigen zu können?
KAHR-Partner zeigen erprobte Strategien und ausgewählte Praxisbeispiele auf
Für betroffene Kommunen stellt sich unmittelbar nach einem Hochwasser- oder Starkregenereignis die Frage, ob der Wiederaufbau genau an demselben Ort und in derselben Weise erfolgen soll. Die im Leitfaden veröffentlichte Empfehlung des KAHR-Projekts lautet: „Wiederaufbau ist mehr als Reparatur – er bietet die Chance, Lebensräume neu zu gestalten und auf zeitgemäße Stadtentwicklungsprozesse zu reagieren". Gemäß des sogenannten „Building Back Better"-Prinzips verfolgt das Projekt den Ansatz, nicht den vor dem Ereignis bestehenden Status Quo wiederherzustellen, sondern zu prüfen, wie die Widerstandsfähigkeit gegenüber potenziell weiteren Hochwasserereignissen dauerhaft verbessert werden kann.

Der Leitfaden führt viele konkrete Beispiele zu den drei zentralen Handlungsfeldern aus. So auch der Aspekt der Frühwarnung. Bei der heutigen Hochwasserfrühwarnung werden überwiegend physikalische Parameter, wie zum Beispiel die zu erwartende Niederschlagsmenge oder der Wasserstand an einem Flusspegel, vorhergesagt. Aktuell arbeitet die Forschung an der Entwicklung neuer Methoden. Diese sollen künftig die Vorhersagen um ortsspezifische Aussagen über die zu erwartenden Auswirkungen ergänzen (Impakt-basierte Frühwarnung, siehe KAHR-Beitrag zum neuen Hochwassermodell). Künftig wird es möglich sein, im Voraus zu berechnen, wann welches Objekt mit welcher Wassertiefe überflutet wird und welche Schäden dadurch zu erwarten sind. Dadurch erhalten die Behörden eine deutlich bessere Informationsgrundlage, wenn es zum Beispiel um die Entscheidung einer Evakuierung eines Wohngebiets geht.
Über dieses Beispiel hinaus umfasst der Leitfaden viele weitere Aspekte, die beim Wieder- und Neuaufbau relevant sind und zu dem das KAHR-Projekt in den vergangenen Jahren die betroffenen Kommunen beraten hat, wie etwa zum Brückenaufbau, zur Risikokommunikation sowie zur Siedlungsentwicklung.
Das BMBF förderte das KAHR-Projekt von November 2021 bis Februar 2025 mit rund fünf Millionen Euro.