Wissenschaftliche Begleitung der Wiederaufbauprozesse nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – Klimaanpassung, Hochwasser und Resilienz (KAHR)
Nach dem Hochwasser 2021 in Westdeutschland stehen die betroffenen Regionen vor großen Herausforderungen. Wie kann der Neuaufbau resilient gegenüber dem Klimawandel gestaltet werden? Eine BMBF-Förderinitiative bietet wissenschaftliche Begleitung.
Wissenschaftliche Begleitung für den klimaresilienten Wiederaufbau in den Flutgebieten
Das Hochwasser 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gehört zu den größten Naturkatastrophen, die Deutschland in den letzten 100 Jahren getroffen hat. Die betroffenen Regionen stehen vor den Herausforderungen des Neuaufbaus. Frühzeitig hat das BMBF dabei seine Unterstützung zugesichert und eine Förderinitiative gestartet. Ziel der Sofortmaßnahme ist es, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel und zur Klima-Anpassung für die Prozesse des Aufbaus und für die beteiligten Handelnden zur Verfügung zu stellen. Die Regionen werden mit wissenschaftlicher Expertise dabei unterstützt, zukunftssichere, resiliente und klimafeste Strukturen zu gestalten.
Unterstützung durch Untersuchung des Hochwasserereignisses, Bewertung von Vorsorgemaßnahmen und bedarfsorientierte Beratung
Um für die Zukunft zu lernen, richtet das Projekt auch den Blick zurück. Das Hochwasserereignis und die maßgebenden Prozess- und Wirkungsketten werden wissenschaftlich untersucht. Dafür werden unter anderem die hydrologischen Rahmenbedingungen der Flut rekonstruiert und Vorsorgekonzepte, anfällige Strukturen sowie Schadensmuster analysiert. Die Erkenntnisse ermöglichen, dass die Schutzwürdigkeit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, bestimmter Siedlungsbereiche und kritischer Infrastrukturen zukünftig bei der Vorsorge und dem Risikomanagement stärker berücksichtigt werden.
Das hinsichtlich seiner Fachexpertise breit aufgestellte Konsortium bietet den unterschiedlichen Stakeholdern auf Kommunal-, Regional- und Landesebene eine interdisziplinäre wissenschaftliche Beratung zu verschiedenen Themen des Wiederaufbaus und aktueller Vorsorge- und Schutzstrategien an, zum Beispiel beim Objektschutz und der Umsiedlung. Dafür sind die Projektpartnerinnen und -partner während der dreijährigen Projektlaufzeit auch in den Hochwassergebieten vor Ort. Gemeinsam werden die Chancen und Herausforderungen für einen resilienteren Aufbau von Infrastrukturen und Gebäuden erarbeitet und konkrete Strategien und Maßnahmen diskutiert und umgesetzt. Diese können ein breites Spektrum umfassen, wie zum Beispiel die Hochwassermodellierung für die betroffenen Regionen nach den aktuellsten Klimakarten, die Überarbeitung von Hochwasser-Risikokarten, die Beurteilung geplanter Hochwasserschutzmaßnahmen, sowie die Beratung der Kommunen etwa zu Wiederaufbaustrategien und konkreten baulichen Maßnahmen.
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis schafft zukunftsfähige Strukturen
Mit Blick auf zukünftige Ereignisse sind die Ergebnisse aus den geförderten Forschungsprojekten sowie die Erfahrungen von Privathaushalten, Unternehmen und kommunalen Einrichtungen innerhalb des Neuaufbaus eine wichtige Wissensquelle, sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxispartner. Im Ergebnis des Projekts werden Hochwasser- und Starkregenrisikokonzepte, die über die Festsetzung der gesetzlichen Überschwemmungsbereiche hinausreichen, weiterentwickelt. Ebenso werden Vorsorgeansätze und -Maßnahmen gestärkt. Zudem wird die Fähigkeit zur Bewältigung und Anpassung an extreme Hochwasser- und Starkregenereignisse im Zusammenwirken von Wasserwirtschaft, Katastrophenschutz und räumlicher Planung optimiert.
Im Projektverlauf werden auch Anknüpfungspunkte zu bestehenden Forschungsprojekten aus anderen BMBF-Maßnahmen aufgenommen und bearbeitet. Dies betrifft insbesondere Projekte aus den Maßnahmen „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region" und „RegIKlim – Regionale Informationen zum Klimahandeln" sowie „Stadt-Land-Plus", sofern diese im Themenfeld oder vor Ort mit den Handelnden zusammenarbeiten.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt für den gesamten Verbund mit insgesamt 13 Partnern Fördermittel von rund 5,2 Millionen Euro bereit.
Das Projektkonsortium bündelt ein weites Spektrum an Fachexpertisen
Mit dieser Sofortmaßnahme fördert das BMBF in Höhe von rund 5,2 Millionen Euro dreizehn Partnerinnen und Partner aus unterschiedlichen Fachbereichen, die im Verbund KAHR eng zusammenarbeiten. Die Gesamtkoordination übernimmt Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann von der Universität Stuttgart. Der Verbund vereint Fachexpertisen aus den Bereichen Stadt- und Raumplanung, Hydrologie sowie Wasserbau und -wirtschaft, Gebäudetechnologie, Natur- und Umweltrisiken sowie aus der Innovations- und Systemforschung. Durch bisherige Arbeiten sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits gut in den Regionen vernetzt. Ganz besonders zeichnet das Projekt aus, dass auch zwei Praxispartner aus den beiden Hochwassergebieten zu den Verbundpartnern zählen. Dem Wasserverband Eifel-Rur (NRW) und dem Landkreis Ahrweiler (RLP) wird eine Schlüsselrolle im Projekt zukommen. Durch ihre enge Einbindung und die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis werden die Herausforderungen in den betroffenen Regionen direkt aufgriffen und die Bedarfe vor Ort berücksichtigt.
Organisationsstruktur des Projekts
Die Umsetzung des Projekts findet in enger Abstimmung mit den beiden Bundesländern statt. Zudem werden die Entscheidungsträger vor Ort in den Kommunen und bei Verbänden sowie Bürgerinnen und Bürger einbezogen. Das Projektkonsortium ist mit Vor-Ort-Büros in den Regionen präsent und arbeitet in zwei Teams, die jeweils in den Hochwassergebieten in RLP und NRW die Arbeit vor Ort und die Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden abstimmen:
- Rheinland-Pfalz – Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann (Universität Stuttgart), Vor-Ort-Büro: IQIB Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung
- Nordrhein-Westfalen – Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf (RWTH Aachen), Vor-Ort-Büro: RWTH Aachen
Darüber hinaus bündeln die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Fachkompetenzen in zwei Schwerpunktthemen:
- Im Schwerpunkt „Räumliches Risikomanagement" geht es darum, Schutz- und Planungskonzepte weiterzuentwickeln. Mit einem risikobasierten Ansatz sollen wasserwirtschaftliche, raumplanerische, städtebauliche und sozialwissenschaftliche Expertisen miteinander vereint werden. Dafür werden unter anderem ausgewählte Planungsprozesse oder Planungsinstrumente untersucht und Entscheidungs- und Bewertungsprozessen auf der Ebene von Haushalten und Unternehmen sowie kommunalen Akteuren betrachtet.
- Mit den Arbeiten im Schwerpunkt „Hochwasser-Risiko-Analysen" wird angestrebt, die Hochwasservorsorge weiterzuentwickeln und zukünftige Veränderungen von Gefahren, Verwundbarkeiten und Risiken in den Blick zu nehmen. Dafür werden die Gefahren- und Risikokarten überarbeitet und verschiedenen Zukunftsszenarien für Hochwasserereignisse entworfen.
Das Team für RLP
- Hochschule Koblenz, Fachrichtung Bauingenieurwesen, Prof. Dr. Lothar Kirschbauer
- IQIB – Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung, Dr.-Ing. Michael Boronowsky
- Landkreis Ahrweiler, Abteilung Strukturentwicklung, Michael R. Schäfer
- Technische Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft, Prof. Dr. Robert Jüpner
- Universität Potsdam, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie, Prof. Dr. Annegret Thieken
- Universität Stuttgart, Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung, Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann
Das Team für NRW
- Deutsches Institut für Urbanistik, Dipl.-Ing. Jens Hasse
- Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Department Stadt- und Umweltsoziologie, Prof. Dr. Christian Kuhlicke
- Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ, Sektion Hydrologie, Prof. Dr. Bruno Merz
- HochwasserKompetenzCentrum, Georg Johann
- RWTH Aachen, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf
- Technische Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung, Prof. Dr.-Ing. Stefan Greiving
- Wasserverband Eifel-Rur, Dr. Gerd Demny
Nachrichten zur Maßnahme
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