CO2-Entnahme-Methoden erforschen, verstehen, einordnen: Die neue BMBF-Förderrichtlinie „Methoden zur Entnahme von atmosphärischem Kohlendioxid (Carbon Dioxide Removal, CDR)“ ist veröffentlicht
Am 19. Juni 2020 wurde die neue Förderrichtlinie „Methoden zur Entnahme von atmosphärischem Kohlendioxid (Carbon Dioxide Removal, CDR)“ veröffentlicht. Die Projektskizzen sind bis zum 14. September 2020 einzureichen. Das Bundesforschungsministerium leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Rahmenprogramms FONA3.
Die EU soll bis 2050 klima-neutral werden: Dieses Ziel hat die Europäische Kommission als Teil des "European Green Deal" verkündet. Auch das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung strebt an, die Treibhausgasneutralität von Deutschland bis 2050 zu erreichen.
Nach jetzigem Wissensstand wird es auch in Zukunft unvermeidbare Emissionen z. B. aus Landwirtschaft und Industrie geben. Die angestrebte Treibhausgasneutralität beschreibt daher ein Gleichgewicht zwischen den Quellen und Senken der Treibhausgase. Um diese ehrgeizigen Ziele in Deutschland und in der Europäischen Union zu realisieren, wird es voraussichtlich notwendig sein, zusätzlich zu ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen, aktiv Treibhausgase aus der Atmosphäre zu entziehen. Methoden, die dies erreichen, werden als "Carbon Dioxide Removal (CDR)"-Methoden oder auch "Negative Emissions Technologies" bezeichnet. Das 2015 verabschiedete Übereinkommen von Paris verfolgt das Ziel, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf „deutlich unter 2 °C" und vorzugsweise sogar auf 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau zu beschränken. In den meisten Szenarien des IPCC-Sonderberichts „1,5 °C Globale Erwärmung" (2018) wird bereits mit einem gewissen Einsatz von CDR kalkuliert.
Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen sind aufgerufen, Forschungsanträge mit möglichst breiter interdisziplinärer Abdeckung zu stellen. Ziel ist es, durch die Erforschung von Methoden zur Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre die Grundlagen für forschungs- und klimapolitische Entscheidungen der Bundesregierung zu verbessern. Dazu sollen CDR-Methoden in Bezug auf die Umsetzbarkeit, Risiken und Wechselwirkungen mit anderen Nachhaltigkeitszielen sowie komplexen und weitreichenden Wirkungszusammenhängen im Erd- und Klimasystem erforscht werden. Das Programm strebt zudem eine vergleichende Analyse und Bewertung der verschiedenen CDR-Methoden an. Im Vordergrund steht nicht die Implementierung von Maßnahmen, sondern CO2-Entnahme-Methoden und ihre Potenziale besser zu verstehen und ihre mögliche Rolle in der Klimapolitik zu bewerten. Ambitionierter Klimaschutz durch die Reduktion von Treibhausgasemissionen sowie Anpassung an den erwarteten Klimawandel haben weiterhin höchste Priorität.
Die Förderrichtlinie ist technologieoffen und begrüßt interdisziplinäre Förderanträge zu landbasierten und/oder technischen Verfahren sowie Querschnittsvorhaben, welche grundsätzliche oder übergreifende Aspekte von negativen Emissionen thematisieren. Komplementär adressiert die Förderrichtlinie „MARE:N – Küsten- und Meeres- und Polarforschung: Forschungsmission ‚Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung' der Deutschen Allianz Meeresforschung" marine CDR-Methoden.
Die Antragsberatung übernimmt der Bereich „Umwelt und Nachhaltigkeit" des DLR Projektträgers (Dr. Rolf von Kuhlmann) für das BMBF-Referat „Globaler Wandel, Klimaforschung". Die vollständige Förderrichtlinie ist hier einsehbar. Die Projektskizzen sind bis zum 14.09.2020 über die Plattform easyonline einzureichen.