ERA-Net Cofund AquaticPollutants steht vor Abschluss

Menschengemachte Schadstoffe und neue Krankheitserreger belasten zunehmend unsere Flüsse und Meere. In der europäischen Initiative „ERA-Net Cofund AquaticPollutants“ arbeiten 18 länderübergreifende Forschungsprojekte daran, diese problematischen Stoffe im Wasserkreislauf besser zu identifizieren, zu bewerten und wirksame Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Sie stellten ihre Ergebnisse auf der Abschlusskonferenz vor.

Antimikrobielle Resistenzen – also Bakterien, die nicht mehr auf Antibiotika reagieren –gehören aus Sicht der Europäischen Kommission und der Mitgliedstaaten zu den drei größten Gesundheitsgefahren. Um solche und andere gefährlichen Stoffe in Gewässern zu bekämpfen, haben sich drei europäische Forschungsinitiativen (Joint Programming Initiatives, JPI) zusammengetan: Water, Oceans und AMR. Gemeinsam mit der EU-Kommission haben sie 2020 die Maßnahme ERA-Net Cofund AquaticPollutants gestartet. Außerhalb der EU beteiligen sich auch Südafrika, Brasilien und Israel. Die 18 geförderten internationalen Verbünde und ein ergänzendes wissenschaftliches Begleitprojekt stellten am 22. und 23. Oktober 2024 in Frankfurt am Main vor rund 100 Teilnehmenden ihre Forschungsergebnisse vor.

Deutsche Partnerinnen und Partner sind in elf der AquaticPollutants-Projekte aktiv. So wurde im Projekt SARA (Surveillance of emerging pathogens and antibiotic resistances in aquatic ecosystems) unter Leitung des TZW in Karlsruhe nachgewiesen, dass die Überwachung von Krankheitserregern wie SARS-CoV-2 und Antibiotikaresistenzen besonders gut über Abwasseranalysen erfolgen kann. Die Forschenden haben Methoden entwickelt, um Messungen zu vereinheitlichen. So können Überwachungsdaten von unterschiedlichen Stellen miteinander verglichen werden.

Das Projekt SERPIC (Sustainable electrochemical reduction of contaminants of emerging concern and pathogens in WWTP effluent for irrigation of crops), an dem das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) beteiligt ist, hat ein neues Abwasserverfahren entwickelt, das als vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen eingesetzt werden kann. Mit einer Kombination aus Membranfiltration und elektrochemisch hergestellten Oxidationsmitteln können Spurenstoffe aus Abwässern besonders wirksam entfernt werden.

Dass nicht nur Hightech, sondern auch naturbasierte Lösungen sehr gute Ergebnisse erzielen können, hat das Projekt NATURE (Nature-based solutions to reduce antibiotics, pathogens and antimicrobial resistance in aquatic ecosystems) gezeigt. Durch Maßnahmen wie Pflanzenkläranlagen, Flussrenaturierungen und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten konnten beispielsweise mehr als 90 Prozent der Antibiotikaresistenzgene aus Abwässern entfernt werden. Die Methoden funktionieren auch in Flussläufen und Mündungsbereichen und können somit das ökotoxikologische Risiko in den Gewässern deutlich reduzieren. An NATURE hat unter anderem ein Team des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) mitgewirkt.

Die Forschenden betonten, dass die Ergebnisse nun schnell in die Praxis umgesetzt werden müssen – sowohl in Form von neuen Technologien als auch in Form von neuen Regelwerken, um Fortschritte gegen Wasserverunreinigungen zu erzielen. Dabei sei zielgerichtete Wissenschaftskommunikation, die sich an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wendet, ein zentraler Faktor.

Die Ergebnisse sind unter anderem bereits als Factsheets und Podcasts über die AquaticPollutants-Webseite abrufbar und werden in den nächsten Monaten komplettiert.

Die geförderten Projekte enden im Dezember 2024. Insgesamt wurden über 20 Millionen Euro bereitgestellt, um neue Erkenntnisse zu Spurenstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf und deren Folgen für die Umwelt und menschliche Gesundheit zu gewinnen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat 3,7 Millionen Euro beigetragen.