Globaler Klimawandel vor Ort: Neue Fördermaßnahme soll digitale Werkzeuge für Klimaanpassung entwickeln

Welche konkreten Klimaveränderungen sind in meiner Region zu erwarten? Welche Anpassungsmaßnahmen sind notwendig und sinnvoll? Antworten auf diese und weitere Fragen soll die neue BMBF-Fördermaßnahme RegIKlim liefern.

Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, um Kommunen und Regionen neue Werkzeuge für Klimawandelanpassung an die Hand zu geben. Acht Forschungsprojekte tragen seit August 2020 gemeinsam dazu bei, entscheidungsrelevantes Wissen zum Klimawandel in Kommunen und Regionen aufzubauen und eine breite Basis für maßgeschneiderte und verlässliche Services für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu schaffen.

In sechs Modellregionen werden über drei Jahre neue digitale Werkzeuge vor Ort entwickelt. In transdisziplinären Projekten gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft sollen Informationstools für die Entscheidungsunterstützung zur regionalen Anpassung an den Klimawandel entwickelt werden. Zusätzlich werden die Regionen an grundlegenden Aspekten der Klimaanpassung forschen. Hierbei stehen das Thema Anpassungskapazität sowie die integrierte Bewertung von Klimarisiken und Handlungsoptionen im Fokus.

Die Modellregionen sind breit über Deutschland verteilt, sie reichen vom geographischen Voralpenland bis nach Ostfriesland. Damit adressieren sie verschiedenste geographische und klimatische Regionen und decken inhaltlich die wesentlichen in Deutschland auftretenden Klimafolgen ab, z. B. Extremereignisse in Form von Hitzewellen, Trockenheit, Starkregen und Hochwasser.

Für den Landkreis Elbe-Elster beschäftigt sich ein Team um die BTU Cottbus mit dem Landschaftswasserhaushalt: Welche Arten von Maßnahmen können diesen positiv beeinflussen? Auch um „zu viel" oder „zu wenig" Wasser geht es in den Mittelgebirgsregionen mit vielen kleineren Kommunen. Ein Verbund, geleitet von der TU Dresden, entwickelt Werkzeuge, die insbesondere der Land- und Forstwirtschaft eine bessere Anpassung an den Klimawandel ermöglichen sollen. In Ostfriesland ist besonders „zu viel" Wasser ein Problem: Wenn Starkregen, Hochwasser oder Stürme gleichzeitig auftreten, braucht die Region Strategien, um mit den Auswirkungen umgehen zu können. Das Helmholtz Zentrum Geesthacht wird mit Partnern dafür maßgeschneiderte Klimadienstleistungen entwickeln. Genauso im Alpenvorland: Wenn Starkniederschlag Hochwasser- und Schneelastereignisse hervorruft, muss die Region reagieren. Ein Verbund um die Ludwigs-Maximilian-Universität hat daher vor, Kommunen mit neuen Leitfäden Anpassungsmöglichkeiten zu eröffnen. Nach andauerndem Starkregen, aber genauso wenn der Regen fehlt, wird es am Rhein vor allem für die Schifffahrt problematisch: Die Region um Duisburg entwickelt mit einem Team des Forschungsinstituts für Wasser- und Abfallwirtschaft ein Entscheidungsunterstützungstool, um in Kommunen dafür strategisch richtige Entscheidungen fällen zu können. Auch für Stuttgart wird ein Online-Informations- und Beratungssystem für die Regional- und Stadtentwicklung entworfen. Dabei geht es um die Entwicklung eines quantitativen Anpassungs-Checks, die Konzeption von Indikatoren zur Anpassungskapazität sowie um Kosten-Nutzen unterschiedlicher Maßnahmen gegenüber Hitzestress und Starkregen. Die Universität Stuttgart leitet diese Arbeiten.

Die Informationen über zukünftige Klimaänderungen werden allen Modellregionen von einem Querschnittsprojekt zur Verfügung gestellt. Das Querschnittprojekt, angeführt vom Climate Service Center Germany (GERICS) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), liefert die von den Regionen spezifisch benötigten Klimainformationen aus hochaufgelösten Klimasimulationen.

Das Climate Service Center Germany (GERICS), das Umweltbundesamt sowie die Universität Stuttgart begleiten die Regionen im Hinblick auf Vernetzung, Wissenstransfer und Verstetigung. Es geht insbesondere darum, die lokal angewendeten methodischen Ansätze und Lösungen integrativ zusammenzuführen. Damit liefert das wissenschaftliche Begleitprojekt grundlegende Impulse für die Übertragbarkeit der Ergebnisse in andere Regionen mit ähnlichen Problemlagen.

Ein wichtiger Aspekt von Klimaanpassung ist zudem, Ergebnisse nicht nur in Leuchtturmprojekten zu testen, sondern für möglichst viele Regionen nutzbar zu machen. Daher sind weitere Phasen geplant, um die neuen Werkzeuge weiterzuentwickeln und zu verstetigen, damit dauerhaft alle Regionen in Deutschland davon profitieren können.

Das BMBF fördert RegIKlim in den kommenden drei Jahren mit 18 Millionen Euro. Die Maßnahme ist auch Teil der Leitinitiative „Lokale Klima- und Umweltmodelle für Zukunftsstädte und -Regionen" der BMBF Digitalstrategie sowie des Aktionsplans Natürlich.Digital.Nachhaltig.