Hintergründe zu Band II des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts, Folge # 2 – Wie sich Städte an den Klimawandel anpassen können

Der IPCC erstellt zurzeit den nächsten Weltklimabericht. FONA-Projekte beschäftigen sich mit Themen, die hierbei eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel die Anpassung von Städten an den Klimawandel.

Der Weltklimarat IPCC erstellt zurzeit seinen Sechsten Sachstandsbericht. In mehreren Bänden wird dieser den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammenfassen und einordnen. Der erste Band „Naturwissenschaftliche Grundlagen" erschien am 9. August 2021. Der 2. Band zu „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit" folgt Ende Februar. Band 3 zu „Minderung des Klimawandels" wird Anfang April erscheinen. Auf der Website der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle finden Sie aktuelle Informationen dazu.

Mit einer Serie von Meldungen stellen wir Ihnen Projekte aus der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA) vor, die sich mit wichtigen Themen für den IPCC-Bericht beschäftigen. Denn Forschung liefert die Grundlage für faktenbasierte und informierte politische und gesellschaftliche Entscheidungen zum Umgang mit dem Klimawandel.

Städte: Treiber und Betroffene des Klimawandels

Urbanisierung, also die Verstädterung, ist ein globaler Trend. Der IPCC zeigte bereits in seinem Fünften IPCC-Sachstandsbericht (2014): Schon vor zehn Jahren lebten mehr als 52 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Räumen. Auf diese städtischen Räume entfielen mindestens zwei Drittel des weltweiten Energieverbrauchs und der dadurch verursachten CO2-Emissionen.

Bis zum Jahr 2050 erwarten die Forscherinnen und Forscher ein Anwachsen der städtischen Bevölkerung auf 5,6 bis 7,1 Milliarden Menschen. Das entspricht 64 bis 69 Prozent der Weltbevölkerung. Die bevorstehende Erschließung neuer Stadtgebiete bietet daher eine einmalige Möglichkeit, eine klimafreundliche Entwicklung und die Minimierung von Treibhausgasemissionen zu unterstützen.

Städte tragen aber nicht nur wesentlich zum Klimawandel bei, sondern bekommen auch seine Folgen besonders stark zu spüren. Ein Beispiel ist der städtische Wärmeinsel-Effekt, der der Bevölkerung insbesondere bei Hitzewellen zu schaffen macht. Auch extreme Niederschlagsereignisse können direkt über Städten oder windabwärts von Stadtgebieten häufiger und verstärkt auftreten und für Überschwemmungen von Straßen, Gewerbe und Wohnungen sorgen. Der Schaden ist in besiedelten Gebieten besonders hoch, in denen wirtschaftliche Aktivitäten und Infrastrukturen, wie öffentlicher Verkehr, dicht beieinander liegen.

Hitzestress und extreme Niederschläge sowie Hochwasser, Erdrutsche, Luftverschmutzung, Dürre und Wasserknappheit erhöhen die Risiken für Menschen, Vermögenswerte, Wirtschaft und Ökosysteme in Städten. Doch es gibt Lösungen: Infrastruktursysteme und Dienstleistungen, die den Klimawandel mitberücksichtigen, könnten die Exposition und Verwundbarkeit in städtischen Räumen signifikant verringern (zu diesen Begrifflichkeiten siehe Meldung #1). Grünflächen in Städten unterstützen zum Beispiel die nächtliche Abkühlung und spenden tagsüber Schatten. Außerdem erleichtern offene Flächen und Korridore die Zufuhr von frischer und kühler Luft, und unversiegelte Flächen nehmen Regenwasser schneller auf und sorgen für die Versickerung. Schutzräume sowie öffentliche Trinkwasserbrunnen und geeignete Früh-Warnsysteme bei Extremwetter sind weitere Beispiele für Anpassungsmaßnahmen auf kommunaler Ebene.

Aufgrund der zentralen Bedeutung des Klimawandels für Städte wird der kommende IPCC-Bericht diesem Thema ein eigenes Kapitel widmen. Darüber hinaus plant der Weltklimarat, einen Sonderbericht über „Klimawandel und Städte" zu erstellen.

Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region

Kommunalverwaltungen spielen eine zentrale Rolle bei der Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel.

Mit der BMBF-Fördermaßnahme „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region" erforschen Verbundprojekte, wie Städte und Regionen widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen – das heißt klimaresilienter – werden können. Durch einen transdisziplinären Forschungsansatz mit direkter Beteiligung von Akteuren aus Kommunen, Stadtplanung und anderen Bereichen wird Klima-Wissen direkt vor Ort in konkreten Maßnahmen umgesetzt.

Das Projekt „ExTrass-V", das in dieser Maßnahme gefördert wird, möchte vor allem kleine Großstädte (100.000 bis 500.000 Einwohnende) und kreisfreie Mittelstädte (mehr als 50.000 Einwohnende) besser gegen Hitze und Starkregen wappnen. Aufbauend auf einer Analyse von hemmenden und fördernden Faktoren der urbanen Klimaanpassung werden die erfolgreichen Maßnahmen für Kommunen identifiziert. In den Fallstudienstädten Potsdam, Remscheid und Würzburg werden unter anderem Fassadenbegrünungen umgesetzt und wissenschaftlich begleitet, die Integration der Klimaanpassung in die Stadtplanung durch verbesserte Planungsgrundlagen unterstützt und Daten zum Stadtklima ergänzt. Die Bevölkerung wird durch geeignete Kommunikation für Risiken sensibilisiert. Des Weiteren werden Checklisten erstellt, die Kommunen dabei helfen sollen, ihre bestehenden Notfallpläne auf Vollständigkeit zu prüfen. Zudem werden Austauschmöglichkeiten geschaffen und Workshops abgehalten, damit Städte besser voneinander lernen können.