Hüttengase zu Dünger
Erster Spatenstich für Stahlwerk der Zukunft in Duisburg / Rachel: Wir zeigen, wie klimafreundliche Produktion gelingt
Wir zeigen, wie klimafreundliche Produktion gelingt. Hier am Standort der thyssenkrupp Steel Europe AG werden wir demonstrieren, wie man aus Hüttengasen Dünger, Kunststoff oder Kraftstoff gewinnt. Damit erreichen wir einen klimarelevanten CO2-Einspareffekt, sagte Rachel.
Im Forschungsprojekt Carbon2Chem entwickeln acht Industrieunternehmen gemeinsam mit der Max-Planck- und der Fraunhofer-Gesellschaft sowie weiteren wissenschaftlichen Partnern eine weltweit einsetzbare Lösung, um Hüttengase in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Dünger umzuwandeln. Der dafür benötigte Wasserstoff wird mit Überschussstrom aus erneuerbaren Energien produziert. Mit dem Carbon2Chem-Ansatz sollen 20 Millionen Tonnen des jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes der Stahlbranche wirtschaftlich genutzt werden. Dies entspricht 10 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen der deutschen Industrieprozesse und des verarbeitenden Gewerbes.
Im Technikum geschieht der Sprung von der Grundlagenforschung in den industriell-technischen Maßstab unter Praxisbedingungen. Mit direktem Zugang zum Hüttengasnetz des thyssenkrupp-Stahlwerks in Duisburg werden auf circa 2.600 Quadratmetern Demonstrationsanlagen für Gasreinigung und für Wasserelektrolyse errichtet. Das BMBF investiert in den nächsten vier Jahren allein für die Nutzung und die Ausstattung des Technikums rund zehn Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2018 geplant. Hiesinger unterstrich die Bedeutung des Technikums für den Erfolg von Carbon2Chem: Wenn das Projekt gelingt, wird die CO2-Belastung aus der Stahlerzeugung wesentlich verringert. Gleichzeitig kann Carbon2Chem einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Energienetze leisten. Thyssenkrupp stellt für das Technikum 33,8 Millionen Euro bereit.
Mit Carbon2Chem entsteht erstmals ein branchenübergreifendes Netzwerk aus Stahlherstellern, Stromerzeugern und Chemieindustrie sowie weiteren Anwendern. Diese Branchen spielen ein Schlüsselrolle für Nordrhein-Westfalen und beschäftigen alleine hier mehr als 180.000 Menschen. Das BMBF unterstützt damit eine nachhaltige strukturelle Entwicklung der emissionsintensiven Industrien, die bisher diese Region prägen.
Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka hatte Carbon2Chem am 27. Juni 2016 im Rahmen einer Pressekonferenz gestartet. Das BMBF fördert das Forschungsprojekt Carbon2Chem mit insgesamt mehr als 60 Millionen Euro. Die beteiligten Partner planen Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro bis 2025. Für die kommerzielle Realisierung haben sie mehr als eine Milliarde Euro vorgesehen.