JPI Oceans intensiviert Forschung zu Mikroplastik in den Meeren mit internationalen Partnern

Deutsche Federführung, fünf internationale Verbünde, 10 Mio Euro – mit diesem Rahmen fördert JPI Oceans offene Fragen zu den Auswirkungen von Mikroplastik in den Weltmeeren. Trotz zahlreicher Studien ist nach wie vor in großen Teilen unklar – woher konkret stammt das eingebrachte Mikroplastik, wohin driftet es in den Weltmeeren und wie lässt es sich am besten identifizieren?

Basierend auf Ergebnissen eines ersten Aufrufs aus 2015 schließen die fünf Vorhaben unmittelbar an den offenen Fragen an, die die elf JPI Oceans Mitgliedstaaten gemeinsam mit Brasilien fördern. Im Fokus der ersten JPI Oceans Projekte im Zeitraum 2016-2019 standen die umweltschädlichen Aspekte von Mikroplastik, die Abbaubarkeit von Plastik sowie Standards von analytischen Methoden, um Mikroplastik in europäischen Gewässern in einheitlich zu messen. Die Wissenslücken, die durch die vier früheren Projekte nicht adressiert werden konnten, sollen nun die aktuellen Forschungsverbünde schließen. Der Fokus liegt auf der Untersuchung von Quellen für Mikroplastik, Methoden zur Identifizierung von kleinsten Plastikteilchen bis in den Nanobereich sowie der Analyse der Zirkulations-Bewegungen von Mikroplastikteilchen in marinen Systemen.

Aktuelle Schätzungen gehen von 27- 67 Mio. Tonnen Plastik in unseren Weltmeeren aus (Eunomia 2016). Mikroplastik macht dabei den größten Anteil der Plastikvermüllung in den Ozeanen aus. Die kleinsten Plastikteilchen von weniger als 10 μm bis hin kleineren, so genannten Nanopartikeln, sind bereits an entlegensten Stellen der Ozeane, wie zum Beispiel im Arktischen Meereis, gefunden worden. Mikroplastikpartikel sind dauerhafte Schadstoffe, deren negative toxikologische Wirkung auf die marine Flora und Fauna trotz zahlreicher Studien noch nicht vollständig bekannt ist.

Die G7 Wissenschaftsminister haben 2015 das Thema Mikroplastik auf die Abschlusserklärung gebracht und der Vermüllung der Meere damit den Kampf angesagt. Die JPI Oceans Ausschreibung 2018 „Sources, distribution & impact of microplastics in the marine environment" ist ein Bestandteil verschiedener G7 Folgeaktivitäten, wie z.B. die internationale Wanderausstellung „Ocean Plastics Lab". Gleichzeitig fördert das Bundesforschungsministerium eine ganzheitliche Sicht zur Problematik mit der Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt". Unter der Leitinitiative Green Economy des BMBF-Rahmenprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklung" untersucht das BMBF die Umweltauswirkungen von Plastikmüll von der Produktion und den Konsums, über den Transport in den Flusssystemen bis hin zum Verleib in den Weltmeeren.

Den großen Forschungsbedarf zeigt die große Resonanz der aktuellen JPI Oceans-Ausschreibung: Insgesamt wurden 38 Projektvorschläge eingereicht mit einem Finanzbedarf von 42 Millionen Euro. An 24 aller eingereichten Verbünde haben sich deutsche Akteure beteiligt. Basierend auf einem Peer Review Verfahren und einem Expertengremium wurden fünf Projekte ausgewählt. An vier Projekten beteiligen sich Wissenschaftler aus Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und ein Unternehmen aus Deutschland. Insgesamt sind 9 deutsche Partner in den Verbünden vertreten, ein Projekt wird von GEOMAR koordiniert.

Insgesamt beträgt das Budget aller fünf Projekte 12,3 Millionen Euro, wobei etwa 8,4 Millionen Euro davon die beteiligten Förderorganisationen beitragen. Wissenschaftler aus Großbritannien, Canada und den Niederlanden nehmen mit eigenen finanziellen Mitteln an den Forschungsprojekten teil.

Voraussichtlich starten die Projekte im Frühjahr 2020. Ein gemeinsames Kick-off Meeting mit allen beteiligten Partnern soll im Mai 2020 in Oslo stattfinden, vor allem um frühzeitig den Wissenstransfer und Synergien zu ermöglichen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Projektträger Jülich (PtJ) sind Mitglieder in JPI-Oceans. Deutschland beteiligt sich an diesem Aufruf mit etwa 2.5 Mio. €.

Hintergrundinformationen:
JPI-Oceans (Joint Programming Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans) ist eine europaweite zwischenstaatliche Plattform, die bestrebt ist, die Wirksamkeit der nationalen Investitionen in die Meeresforschung zu erhöhen. Die JPI Oceans Mitgliedsländer kooperieren im Rahmen von gemeinsamen Aktionen, um eine kritische Masse aufzubauen und um Themen von hoher gesellschaftlicher Relevanz abzustimmen. Weitere Informationen: http://www.jpi-oceans.eu/