Kreislaufwirtschaft für Verpackungen
Ein Mehrwegsystem für den Onlineversand schont Ressourcen, spart Kosten und vermindert Abfall. Das Bundesforschungsministerium fördert dieses und weitere Win-Win-Modelle einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft.
Es ist ein Wachstum, das keinen Mehrwert bringt: Jährlich fallen allein im Online-Versand über 50.000 Tonnen Kunststoffverpackungen und über 750.000 Tonnen Verpackungen aus Papier, Pappe oder Karton an – rund ein Viertel aller Papp-Verpackungen überhaupt. „Wenn es so weiter geht, knacken wir in vier Jahren die Eine-Million-Tonnen-Marke", sagt Till Zimmermann vom Hamburger Institut Ökopol.
Die schlichte wie herausfordernde Lösung für die Verpackungsflut ist ein Mehrwegkonzept. Daran arbeitet Ökopol derzeit gemeinsam mit den Beteiligten des Versandsystems: mit großen und nachhaltigen Playern des Onlinehandels, mit Logistik-Unternehmen, Verpackungsproduzierenden und Mehrweg-Expertinnen und -Experten. Das Schlüsselwort ihres Systems heißt: praxistauglich. „praxPACK" ist entsprechend der Titel des knapp dreijährigen Forschungsprojekts.
Die „praxPACK"-Leute gehören zu den 25 Forschungsteams, die an Innovationen für geschlossene Produktkreisläufe arbeiten. Die erste Fördermaßnahme „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft – Innovative Produktkreisläufe (ReziProK)" ermöglicht neue Geschäftsmodelle, Designkonzepte oder digitale Technologien für diese Produktkreisläufe. Es ist die erste Fördermaßnahme des Forschungskonzepts „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft", mit dem das Bundesforschungsministerium in den kommenden Jahren den Umbau der deutschen Wirtschaft von einer linearen Wirtschaftsweise zu einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft unterstützt.
Für „praxPACK" bedeutet Mehrweg-Kreislauf auch die Frage, wie ein Mehrwegsystem rentabel werden kann. Also: Was rechnet sich für die Unternehmen und: Was macht die Verpackungs-Rückgabe für Kundinnen und Kunden attraktiv? Genügt dafür ein nachhaltiges Bewusstsein oder braucht es ein Pfandsystem?
Geforscht wird auch nach dem kreislauffähigsten Material. Pappe oder Kunststoff? Das eine stammt aus nachwachsenden Rohstoffen, das andere ist robuster und langlebiger. Welches ist nachhaltiger? Eignen soll sich das neue Mehrweg auch für die jeweiligen Produkte. Kleidung etwa, das am häufigsten georderte Produkt, wird derzeit meist in leichten Kunststoff-Beuteln geliefert. Elektronik oder Büromaterial meist in stabilen Pappkartons. Im Kooperationslabor tüftelt das „praxPack"-Forschungsteam derzeit an diesem Mehrwegsystem. Ab 2020 startet die Erprobungsphase im Online-Versand: Wieviel Mehrweg-Verpackung kommt zurück? Was sollte verändert und angepasst werden?
Ist auch ein verpackungsfreier Online-Handel denkbar, ähnlich den Unverpackt-Supermärkten, die komplett ohne Kunststoff und Co. auskommen? Aufgrund der speziellen Logistik, des Transports und der Zwischenlagerung beim Versand eher nicht, so Till Zimmermann: „Gerade deshalb brauchen wir kreislauffähige Verpackungen." Und die Weitergabe des neuen Know-hows an andere Versandunternehmen zum Nachmachen. – Zunächst treffen die „prax-Pack"-Forschenden heute und morgen bei einem Kick-Off auf die anderen „ReziProK"-Teams.