Smart-SWS-Pilotanlage gestartet
Ende November 2024 ist im bayerischen Hüll eine Pilotanlage in Betrieb gegangen, die Hochwasserschutz und Dürrevorsorge miteinander verbindet. Das neuartige Wasserspeichersystem wurde unter Koordination der Technischen Universität München im Verbundprojekt Smart-SWS entwickelt.
Ein multifunktioneller Untergrundwasserspeicher auf dem Gelände des Hopfenforschungszentrums Hüll in der Hallertau dient in den kommenden Jahren als Reallabor. Praktisch erprobt wird dort ein neues Konzept zum Management von temporären Wasserüberschüssen und Wassermangel. Dabei wird Starkregen aus Regenrückhaltebecken gezielt über Brunnen in den lokalen Grundwasserleiter eingeleitet. Auf diese Weise kann das anfallende Wasser wesentlich schneller als unter normalen Umständen versickern und länger vor Ort gespeichert werden. Zudem wird das versickerte Wasser aufbereitet, um die Qualität des Grundwassers nicht zu verschlechtern. Der unterirdische Wasservorrat steht in Trockenperioden für die Bewässerung in der Landwirtschaft zur Verfügung.
„Indem es Hochwasserschutz und Dürrevorsorge koppelt, ermöglicht das Konzept einen Ausgleich des Landschaftswasserhaushalts und damit ein nachhaltiges Wassermanagement für die Region", erläutert Professor Dr. Thomas Baumann von der Technischen Universität München. Sein Team und er haben die Hüller Pilotanlage im Projekt Smart-SWS entwickelt, das seit Frühjahr 2022 läuft. Seine Kollegin Lea Augustin ergänzt: „Ein großer Vorteil ist, dass das System basierend auf den Ergebnissen unserer Eignungsanalysen an vielen Standorten und Regionen in Deutschland eingesetzt werden könnte."
Grundsätzlich, so die Wissenschaftler, bestehe bei Behörden- und Praxisvertretern großes Interesse an dem Speicherkonzept, das in dieser Form erstmals in Deutschland umgesetzt werde. „Aufgrund fehlender Daten und praktischer Erfahrungen stellen aber insbesondere die genehmigungsrechtlichen Anforderungen eine große Hürde dar." Denn die Kopplung von Hochwasserschutz und Dürrevorsorge durch eine gesteuerte Grundwasseranreicherung berührt unterschiedliche Rechtsbereiche, zum Beispiel Wasser-, Umwelt- und Baurecht. Ein rechtliches Gesamtkonzept definiert die unterirdische Raumordnung bislang nicht. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Smart-SWS-Pilotbetrieb sollen daher in die Definition und Erweiterung des rechtlichen Rahmens für unterirdische Wasserspeicherlösungen einfließen. „Der Nachweis der technischen Machbarkeit ist ein wichtiger Baustein für die Etablierung und Akzeptanz des Verfahrens", sagt Professor Baumann.
Die Forschenden gehen von jährlich etwa fünf bis zehn Regenereignissen aus, bei denen die Anlage in Betrieb gehen kann. Aufbauend auf den Ergebnissen des Pilotprojekts sollen in Smart-SWS auch Ansätze für einen Transfer des Konzepts auf andere und größere Speicherstandorte erarbeitet werden.
Das Verbundvorhaben Smart-SWS (Smarte multifunktionelle Wasserspeicher) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis Mitte 2025 als eines von zwölf Projekten in der Maßnahme "Wasser-Extremereignisse" (WaX) unterstützt. WaX läuft unter dem Dach des Bundesprogramms "Wasser: N – Forschung und Innovation für Nachhaltigkeit", das Teil der Strategie "Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA) ist.