Arktis im Wandel: Deutsch-britische Zusammenarbeit in der Arktisforschung
Erstmalig beschreiten Großbritannien und Deutschland gemeinsame Wege in der Meeres- und Polarforschung. Im bilateralen Förderschwerpunkt "Arktis im Wandel" (Changing Arctic Ocean) werden ab Juli 2018 zwölf Forschungsprojekte den Einfluss des Klimawandels auf den Arktischen Ozean untersuchen. Das britische Natural Environment Research Council (NERC) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzieren die Forschung mit mehr als neun Millionen Euro.
Mit fünf Anrainerstaaten ist internationale Kooperation eine Selbstverständlichkeit in der Arktisforschung, zumal sich die hier ablaufenden Veränderungen auch auf weiter entfernte Regionen auswirken. Das gemeinsame deutsch-britische Forschungsprogramm trägt entsprechend dazu bei, global drängende Fragen zu beantworten, indem es auch Vorhersagemodelle für die arktische und europäische Klima- und Fischereiforschung liefert.
Nationale Infrastrukturen wie die eisgängige Forschungsflotte der beiden Länder, die mit hochspezialisierten Messgeräten ausgestattet ist, sind ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der bilateralen Zusammenarbeit. Nicht zuletzt profitiert der Förderschwerpunkt von der vereinten Expertise und wissenschaftlichen Exzellenz britischer und deutscher Forscher, die u.a. von amerikanischen, kanadischen, russischen und norwegischen Kollegen unterstützt werden.
Die zwölf Forschungsprojekte werden viele der entscheidenden Effekte des Klimawandels auf das Arktische Ökosystem untersuchen. Das Abschmelzen des Meereises nimmt hier eine zentrale Rolle ein, da dies wiederum massive Änderungen für das Ökosystem nach sich zieht.
So führt der Rückgang des Meereises zu einem veränderten Lichtklima (Projekt Eco-Light), setzt verschiedene Schadstoffe und Plastikpartikel frei (Projekt EISPAC) und erzeugt eine größere Meeresoberfläche, über die dann verstärkt Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen können (Projekt PETRA).
Der Rückgang der Eisbedeckung hat außerdem einen entscheidenden Einfluss auf die Ozeanströmungen, sodass sich Nährstoffe im Atlantik, Pazifik und im Arktischen Tiefenwasser verändern werden (Projekte APEAR und PEANUTS). Dies wiederum bestimmt, wie erfolgreich sich Mikroorganismen, die die Grundlage des Arktischen Nahrungsnetzes bilden, an der sonnendurchfluteten Oberfläche (Projekt Micro-ARC) und an der Unterseite des Meereises (Projekt Diatom-ARCTIC) an den Klimawandel anpassen können. Wann, wo und wie diese Mikroorganismen verfügbar sind hat einen entscheidenden Einfluss auf die sensiblen Nahrungsnetze und damit weitreichende Konsequenzen auch für die hochproduktiven Fischereigründe des Ökosystems (Projekte Coldfish und MiMeMo).
Auch die an Land stattfindenden Änderungen haben einen enormen Einfluss auf das marine Ökosystem. Die Erwärmung der Arktis hat bereits ein massives Schmelzen der Permafrost-Böden und einen erhöhten Frischwasser Eintrag in den Ozean zur Folge. Die zusätzlich eingetragenen Nährstoffe, Spurengase und Toxine beeinflussen wiederum sowohl die Primärproduktion als auch die Ozeanversauerung (Projekt CACOON). Die steigenden Temperaturen begünstigen die Einwanderung neuer Arten aus subpolaren Gebieten (Projekte CHASE und LOMVIA). Hintergrundinformationen zu den Forschungszielen der einzelnen Projekte finden Sie in der obenstehenden Bildergalerie.
Die deutsch-britische Kooperation knüpft an das britische "Changing Arctic Ocean"-Programm an. Seit Februar 2017 erforschen rund 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an insgesamt 18 verschiedenen Institutionen in vier großen Verbundprojekten (ARISE, Arctic PRIZE, ChAOS, DIAPOD) die Arktis im Wandel. Mit den gemeinsam vom britischen NERC und dem deutschen Bundesforschungsministerium geförderten Projekten werden nun 170 Forschende an 32 in Großbritannien und Deutschland basierten akademischen Einrichtungen zum Forschungsprogramm beitragen.
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