Neue Broschüre liefert Hintergrundwissen für CO2-Speicherung im Ozean
Der Weltozean hat bislang rund ein Viertel der vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Emissionen aufgenommen und den Klimawandel somit maßgeblich gebremst. Ziel der BMBF geförderten Forschungsmission CDRmare ist es, diese natürlichen Kohlendioxid-Aufnahmeprozesse der Meere zu verstärken. Welche Verfahren dafür in Frage kommen und wie sie umgesetzt werden können, erläutert eine jetzt erschienene Fachbroschüre der Deutschen Allianz für Meeresforschung (DAM).
Mit der 62-Seiten umfassenden Publikation stellen die Forschenden aktuelles Wissen zu meeresbasierten Verfahren zur Kohlendioxid-Entnahme (engl.: Carbon Dioxide Removal, CDR) bereit. Dieses Wissen wird dringend benötigt, um als Gesellschaft entscheiden zu können, ob diese Verfahren zum Erreichen der Klimaziele eingesetzt werden sollen – und wenn ja, wie.
„Ein enger Austausch zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik ist zentral, um die relevanten nationalen und internationalen Fragen zur Kohlendioxid-Entnahme zu bearbeiten und gesellschaftliche Entscheidungen gut informiert zu treffen", sagt Prof. Dr. Andreas Oschlies, Co-Sprecher der Forschungsmission CDRmare. „Wenn Verfahren zur Kohlendioxid-Entnahme tatsächlich helfen sollen, unsere Klimaziele zu erreichen, dann müssen wir als Gesellschaft ihre Umsetzung und Regulierung frühzeitig vorbereiten. Die dafür notwendigen Debatten müssen jetzt geführt werden und verschiedene Akteure zusammenarbeiten.“
Die Broschüre bietet einen idealen Einstieg in das komplexe Thema der meeresbasierten Kohlendioxid-Entnahme. Sie erläutert, warum Deutschland seine Klimaziele ohne den Einsatz von CDR-Verfahren nicht erreichen wird und beschreibt anschaulich, wie der Ozean auf natürliche Weise Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnimmt und speichert. Meeresbasierte Verfahren zur Kohlendioxid-Entnahme zielen nämlich darauf ab, genau diese Aufnahmeprozesse zu verstärken.
Im Anschluss stellen die Forschenden drei meeresbasierte Kohlendioxid-Entnahme- und zwei geologische Speicherverfahren vor, die im Rahmen der Forschungsmission untersucht werden. Dabei erklären sie die Funktionsweise jedes Verfahrens, seinen technischen Entwicklungsstand sowie das theoretische Entnahme- und Speicherpotenzial. Sie fassen das aktuelle Wissen zu Risiken und Nebenwirkungen zusammen und erläutern, wie eine Vielzahl an Wissenslücken durch Forschungsarbeiten in CDRmare geschlossen werden sollen.
„Wir wollen mit dieser Broschüre Denkanstöße für die so dringend benötigten Diskussionen über die Handlungsoptionen zum Erreichen der Klimaziele liefern. Der politisch-gesellschaftliche Dialog ist auf eine breite Wissensbasis angewiesen, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen”, ergänzt Prof. Dr. Gregor Rehder, Co-Sprecher der Forschungsmission CDRmare.
Zu den beschriebenen Verfahren gehören:
- die Erweiterung kohlenstoffreicher Küstenökosysteme,
- Verfahren zum künstlichen Auftrieb,
- Ansätze zur Alkalinitätserhöhung des Ozeans
- Verfahren zur Speicherung abgeschiedenen Kohlendioxids in Sandsteinformationen oder Basaltgestein tief unter dem Meeresboden (engl. Carbon Capture and Storage, CCS).
Außerdem erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeit an einem Leitfaden, mit dem die Forschungsergebnisse zusammengeführt und Methoden bewertet werden sollen. Dazu muss nicht nur gefragt werden, ob eine Methode technisch, rechtlich oder politisch umsetzbar ist, sondern auch, ob ihr Einsatz gemessen an ethisch-moralischen Grundsätzen unserer Gesellschaft als »wünschenswert« bezeichnet werden kann.
Die Broschüre mit einem Grußwort der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, ist unter dem Titel: „Gezielte Kohlendioxid-Entnahme: Welche Möglichkeiten meeresbasierte Verfahren bieten und wie diese erforscht werden“ erschienen. Sie kann kostenlos auf der CDRmare Website heruntergeladen werden.
Die Forschungsmission CDRmare – kurz für „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für aktuell drei Jahre mit rund 26 Millionen Euro gefördert und bündelt die Expertise von insgesamt 22 Forschungseinrichtungen, Behörden und Unternehmen.