WASCAL-Forschung WRAP 2.0
Die Folgen des Klimawandels sind in Westafrika deutlich sichtbar. Um sich besser auf Klimaveränderungen, wie lange Hitzeperioden, aber auch Überschwemmungen durch Starkregen, einstellen zu können, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung sechs WASCAL-Forschungsprojekte gefördert.
Klimawissen (weiter) aufbauen, neue Daten zum Klimawandel messen und auswerten, Entscheidungsgrundlagen für zukunftsorientiertes Handeln schaffen – diese Ziele hat das Forschungsprogramm „WRAP 2.0" (WASCAL RESEARCH ACTION PLAN 2.0) verfolgt. So haben sechs Forschungsverbünde auf enge Kooperation und gemeinsame Datenerhebung gesetzt. Alle sechs Projekte waren durch zwei gemeinsame Ziele verbunden: die Resilienz vor Ort zu stärken und eine effektivere Anpassung an den Klimawandel zu ermöglichen.
Die Schwerpunkte der WASCAL-WRAP 2.0-Projekte waren die Schaffung einer Wissensbasis zur Analyse der Ursachen, Auswirkungen und Folgen des Klimawandels in Westafrika, die Entwicklung von unterschiedlichen Klima- und Umwelt-Dienstleistungen sowie der Aufbau von Expertise für die Minimierung von Umweltschäden durch eine nachhaltige Landwirtschaft für Ernährungssicherheit (Klimaanpassung) bei gleichzeitiger Emissionsminderung (Klimaschutz).
So hat zum Beispiel das Projekt FURIFLOOD erforscht (siehe unten), wie Überflutungsrisiken in Westafrika entstehen und durch welche Maßnahmen sie eingedämmt werden können. Mit einem digitalen Entscheidungs-Unterstützungssystem können die lokalen Verantwortlichen nun Kosten und Nutzen von Maßnahmen vergleichen und abwägen.
Weitere Projekte haben die Auswirkungen des zunehmenden Pendelns zwischen Land und Stadt über weite Strecken sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft in Westafrika erforscht. So hat zum Beispiel das Vorhaben MiTra-WA (siehe unten) Empfehlungen für die lokalen Gemeinden erarbeitet, um die regelmäßige Migration zwischen Land und Stadt (zirkuläre Migration) bzw. ihre Vereinigungen als Ansprechpartner zu nutzen, um die Wissensbasis für eine klimaangepasste Landwirtschaft zu erweitern.
Insgesamt investiert das BMBF rund zwölf Millionen Euro in die sechs Forschungsprojekte. Die Laufzeit der Vorhaben erstreckte sich von 2021 bis 2024.
Das Forschungsprojekt GreenGaDe zielte auf die Bereitstellung von Basisdaten zum Klimaschutz und die Vorhersage der Entwicklung von Treibhausgasemissionen und Kohlenstoffvorräten in der Landwirtschaft in Westafrika. Dafür hat ein Konsortium aus vier westafrikanischen und zwei deutschen Institutionen mit Spezialistinnen und Spezialisten für Land- und Forstwirtschaft, Modellierung und Treibhausgas-(THG)-Monitoring mit einem multidisziplinären Ansatz einen Datensatz auf lokaler und regionaler Ebene aufgebaut. Für die Umsetzung dieses Projekts haben Akteure von Forschungsinstituten und staatlichen Institutionen eng zusammengearbeitet.
Die Ergebnisse dieses Projekts sind vor allem neue Klimakarten, Datenbanken sowie Kapazitätsaufbau. Diese werden die westafrikanischen Länder bei der Entwicklung und Festlegung von national festgelegten Beiträgen (NDC) zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen deutlich unterstützen. Weiterhin hat das Projekt Klimawandelszenarien anhand von aktuellen Dynamiken des Landwirtschaftssektors entwickelt und bereitgestellt. Auf diese Weise können direkte und indirekte Effekte des Klima- und Landnutzungswandels auf die Kohlenstoffspeicherung und Treibhausgasemissionen in Westafrika besser verstanden werden.
Laufzeit: 01.04.2021 – 31.12.2024
Das Forschungsprojekt MiTra-Wa hat die Existenzsicherung durch zirkuläre Migration in Westafrika untersucht. Insbesondere in den ländlichen Regionen Westafrikas, in Ländern wie Ghana, Nigeria und Burkina Faso, ernähren sich die Menschen seit Jahrhunderten von der Landwirtschaft in Subsistenzwirtschaft.
Aber in den Zeiten von Klimawandel und Bodenabnutzung (Degredation) durch eine wachsende Bevölkerungszahl bietet die Subsistenzwirtschaft mit schrumpfenden Ernten oft keine Grundlage mehr, um die größer werdenden Familien zu ernähren. Denn der Regen setzt oft zu spät ein, reicht nicht mehr aus oder kommt als Starkregen und spült junge Setzlinge aus dem Boden.
Zudem haben auch die Winde durch den Klimawandel zugenommen und beschleunigen die Erosion der Böden.
Die Ernteausfälle aufgrund des Klimawandels verstärken die schlechte wirtschaftliche Lage auf dem Land in Westafrika.
Daher ziehen viele junge Menschen in Westafrika zeitweise vom Land in die Stadt oder auch umgekehrt. Zum Beispiel arbeiten sie in der Stadt und kommen zwischendurch für ein paar Tage nach Hause aufs Land.
Die Auswirkungen dieser zirkulären Migration auf Wirtschaft und Gesellschaft hat das Projekt „Migration und Translokalität in Westafrika" (MiTra-Wa) eingehend untersucht: Die Forscherinnen und Forscher haben dafür die Motivation, Strukturen und Prozesse translokaler Migration in Westafrika sowie deren Folgen analysiert. Dafür war das Projekt interdisziplinär und international angelegt: Zum Konsortium gehörten neben Geographinnen und Geographen der Universität Passau auch Forschende aus der Raumplanung, Soziologie, Agrarökonomie, Ethnologie und Migrationsforschung aus den afrikanischen Partneruniversitäten in Accra, Kumasi, Ouagadougou und Ibadan sowie aus Dortmund. Die Zusammenarbeit erfolgte unter dem Dach des West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL).
Die Erkenntnisse des Projekts MiTra-Wa sind vielfältig: Die zirkuläre Migration hat in Westafrika bereits Tradition. Früher war sie eher durch junge Männer geprägt, heute migrieren immer mehr junge Frauen vom Land in die Großstädte. Die jungen Frauen schicken meistens auch regelmäßiger Geld an ihre Familien auf dem Land, als die jungen Männer. In der Stadt arbeiten die jungen Migrantinnen und Migranten in Gruppen zusammen, sie erhalten jedoch oft nur Jobs als Tagelöhner, etwa als Lastentragende für Lebensmittelgeschäfte. Für eine berufliche Ausbildung fehlt häufig das Geld. Viele können sich keine Unterkunft leisten und leben daher in unsicheren Verhältnissen auf der Straße. Die monatlichen Überweisungen an die Familie stellen dennoch einen wichtigen Faktor für das Überleben vieler ländlicher Familien und die Wirtschaft in Westafrika dar, so lauten Erkenntnisse des Projekts MiTra-Wa. Daher sollten die Kommunen die zirkuläre Migration unterstützen.
Für eine zukünftige nachhaltige Entwicklung („Sustainable Translocal Development") in Westafrika und zur Verbesserung der Lebenssituation im ländlichen Raum wurden vom Projekt MiTra-Wa u.a. folgende konkrete Empfehlungen für Regierungen und lokale Autoritäten erarbeitet:
• Durch gezielte Raum- und Regionalplanung sollten Klein- und Mittelstädte zu Wachstumspolen weiterentwickelt werden. Die Verbesserung der Infrastruktur, vor allem von Verkehrsanbindungen sowie der (Aus-) und Weiter-Bildung, kann laut den Erkenntnissen von MiTra-Wa dazu beitragen, den Migrationsdruck auf die großen städtischen Zentren abzumildern.
• Die Informationsangebote für die Klimaanpassung zur Verbesserung der Klimakompetenz auf dem Land muss gestärkt werden. Etwa über Medien, aber auch durch Weiterbildungen für Landwirte. Klimaangepasste Bewirtschaftungsmethoden, wie zum Beispiel Bewässerungssysteme oder agrarökologische Nutzungsformen sollten ausgebaut werden.
• Migrantenvereinigungen sind für die Verbreitung und Information zu Klimaanpassungsmethoden auf dem Land gute Ansprechpartner. Diese Chance sollte genutzt werden.
Laufzeit: 01.04.2021 – 31.12.2024
Das Projekt LANDSURF hat mit der Entwicklung eines westafrikanischen Erdsystemmodells (WESM) für hochaufgelöste, längerfristige Klimawandelprojektionen einen wesentlichen Beitrag zum WASCAL-Klima-Forschungsprogramm geleistet. Der neuartige Aspekt an diesem regionalen Klimamodell ist die Berücksichtigung dynamischer Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Landoberflächenprozessen - einschließlich menschgemachter Landbedeckungsänderung und Landdegradierung - sowie zwischen Atmosphäre und Ozean.
Dabei hat das Projekt LANDSURF den Bedürfnissen der Endnutzer besondere Aufmerksamkeit gewidmet, indem es diese Anforderungen bei der Entwicklung des regionalen Klimamodellansatzes berücksichtigt hat. Bisherige Forschungen haben bisher nur die herausragende Rolle von Landbedeckungseigenschaften (beispielsweise die landwirtschaftliche Nutzung unbedeckter Böden) und Meereseinfluss für Klimaschwankungen und Klimavorhersagen im subsaharischen Westafrika aufgezeigt.
Die Kombination eines Atmosphäre-Ozean-Modells mit einem interaktiven Vegetationsmodell mit der gleichen hohen Auflösung ist dagegen beispiellos. Damit wird eine neue Generation von realistischeren Projektionen durch IT-Modelle zum Klimawandel bereitgestellt, die als wissenschaftliche Entscheidungsgrundlage für bessere Anpassungsmaßnahmen in Westafrika dienen kann, beispielsweise für nationale Klimainstrumente, wie die nationalen Klimabeiträge (NDC), die nationalen Anpassungspläne (NAP) und weitere lokale Instrumente.
Laufzeit: 01.06.2021 – 31.08.2024
Ziel des Projekts MIGRAWARE war es, einen wissenschaftlich-technischen Rahmen für die Bewertung der Prozesse, Treiber und Faktoren der Land-Stadt- und grenzüberschreitenden Migration in Westafrika bereitzustellen. Als Ergebnis seiner Forschung empfiehlt das Projekt nun Verwaltungs-Maßnahmen (Governance), die geeignet sind, die Lebensgrundlagen vor Ort zu verbessern und damit den Migrationsbedarf zu verringern sowie die Interaktion zwischen Mensch und Umwelt aufrechtzuerhalten.
Die Forschenden haben hierfür die typischen Migrationspfade und -geschichten untersucht, die zur Migration vom armen Hinterland in städtische Ballungsräume und andere Orte führen. Damit können Governance-Instrumente auf die lokale, nationale und zwischenstaatliche (grenzüberschreitende) Ebene neu zugeschnitten werden.
Laufzeit: 01.06.2021 – 31.12.2024
Durch den Klimawandel kommt es in Westafrika immer häufiger zu Starkregen und größeren Überflutungen der ausgetrockneten Böden. Allein im Juni bis September 2024 waren laut UNICEF in Zentral- und Westafrika über vier Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen. Diese kosteten über 1000 Menschen das Leben und verursachten extreme Ernteausfälle.
Angesichts solcher Herausforderungen sind effektive Lösungsansätze gefragt: Das deutsch-afrikanische Projekt FURIFLOOD wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, um die Ursachen und Auswirkungen von Überflutungen in städtischen und ländlichen Regionen Westafrikas zu analysieren.
Das Team der Forschenden untersuchte vor allem die hydro-meteorologischen Zusammenhänge von Extremniederschlägen und das Ausmaß von Überflutungen in zwei Regionen Westafrikas. Auf Basis seiner Messungen und Analysen hat das Projektteam eine Expertise für Überflutungsrisiken geschaffen.
Entwickelt wurde ein neues Entscheidungs-Unterstützungssystem (Decision Support System FURIFLOOD), das hochwasserbedingte Gefahren und Risiken in Westafrika berechnen kann sowie Empfehlungen für lokale Maßnahmen zur Minderung von Überflutungsrisiken in den unterschiedlichen Regionen enthält. Auf diese Weise können Entscheider und Betroffene Kosten und Nutzen für systematische Maßnahmen abwägen.
Dieser Ansatz von FURIFLOOD hat es ermöglicht, aussagekräftige regionale Expertise über extreme Überflutungen in Westafrika aufzubauen und im WASCAL-Kompetenzzentrum vorzuhalten. Das Institut für Meteorologie und Klimaforschung Troposphärenforschung (IMKTRO) des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat das Projekt auf deutscher Seite koordiniert und dabei eine solide statistische Grundlage für ein besseres Verständnis gegenwärtiger und zukünftiger Extremniederschläge sowie ihrer Entwicklung erarbeitet.
Das Konsortium der Forschenden bestand aus vier deutschen und fünf westafrikanischen Universitäten. Geleitet wurde es in Zusammenarbeit der Universität Lomé (Togo) mit dem Karlsruher Institut für Technologie.
Laufzeit: 01.08.2021 – 31.12.2024
Westafrika hat ein sehr schnelles Bevölkerungswachstum, das mit einer starken Intensivierung der Landwirtschaft einhergeht. Dies führt zum Beispiel zu Umweltschäden, erhöhten Treibhausgasemissionen (TGE), Bodenerosion und zum Verlust der biologischen Vielfalt. Diese Situation wird durch den Klimawandel noch weiter verschärft. Eine nachhaltige, widerstandsfähige Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion ist daher für die Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort entscheidend. Eine nachhaltige Landwirtschaft muss jedoch resilient gegenüber dem Klimawandel sein, die Treibhausgasemissionen verringern und die Kohlenstoffbindung in bereits degradierten Böden erhöhen.
Ziel des Projekts CONCERT war es daher, Optionen der Emissionsminderung für die wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas in der Landwirtschaft Westafrikas zu ermitteln und gleichzeitig die Ernährungssicherheit zu verbessern. Dies wurde erreicht durch (a) die Erweiterung des Fluss-Beobachtungsmessnetzes von WASCAL, (b) die Schätzung und Prognose des Treibhausgasemissions-Haushalts unter Verwendung eines vollständig gekoppelten und auf die Region abgestimmten regionalen Klima-Hydrologie-Vegetationsmodells und c) durch die Ermittlung von Landnutzungsoptionen, die zur Minderung der Treibhausgasemissionen, der Erhöhung der Boden-Kohlenstoff-Bestände und zur Verbesserung der Ernährungssicherheit in der Region geeignet sind.
Laufzeit: 01.05.2021 – 31.12.2024
Nachrichten zur Maßnahme
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