Klimaschutz und Gesundheit durch aktive Mobilität
Kann eine klimagerechte Mobilitätswende auch zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen? Wie das durch die Bewegung zu Fuß, mit dem Fahrrad oder durch Nutzung des ÖPNV gelingen kann, erforscht Dr. Jan Keller mit seiner Nachwuchsgruppe AMBER.
Interessen im Doppelpack: Umwelt & Menschen
Wenn Jan Keller auf seine Kindheit und Jugend zurückblickt, fällt ihm eine Aktivität sofort ein: mit seiner Familie die Natur in Brandenburg und nahe der Mecklenburgischen Seenplatte entdecken. Der 36-Jährige erinnert sich gerne an die Zeit: „Wir haben Radtouren gemacht und waren im Wald Pilze sammeln. Ich war und bin nach wie vor sehr gerne im Grünen und mag die Weite und Ruhe, die von Gewässern ausgeht."
Neben seinem Interesse für die Umwelt interessierte ihn besonders das Verhalten der Menschen. Die Wahl seines Studiengangs war somit naheliegend: die Psychologie. Auch heute noch ist Jan Keller fasziniert von dem Fachgebiet, „denn es gibt viele Dinge, die wir noch nicht wissen oder erklären können." Und dass Bewegung für Jan Keller auch weiterhin zu seinem Alltag gehört, zeigt seine Vorliebe, Wege mit den eigenen Füßen oder mit dem Fahrrad zurückzulegen: Dazu gehören Spaziergänge oder Joggingtouren an der Spree, das Spurten zur S-Bahn oder Fahrradfahrten zu AMBER-Projekttreffen am IÖW, wo seine Kollegin Vivian Frick arbeitet.
Nachwuchsgruppe AMBER
In seiner Dissertation widmete er sich der Förderung von Bewegung im Alltag und wertet aktuell eine Studie zur Förderung von nachhaltigem und aktivem Berufspendeln aus. „Aktives Pendeln, das heißt für die Arbeitswege zu Fuß zu gehen, Rad zu fahren oder die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, zielt sowohl auf die Förderung körperlicher Aktivität als auch auf die Reduzierung der Umweltbelastung ab und hat somit das Potenzial zu den 'Zielen für nachhaltige Entwicklung' (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen beizutragen." Wie Menschen zur Arbeit kämen, sei oftmals ein hoch automatisiertes Verhalten, das viele Menschen ausführten, ohne darüber nachzudenken. Die Forschung habe gezeigt, dass eine bestehende Gewohnheit durch die wiederholte Ausführung einer neuen Verhaltensweise im gleichen Kontext zur Bildung einer neuen Gewohnheit führen könne.
Wie aktive Mobilität sowohl zu individuellen Veränderungen führen als auch Strukturen verändern könne, dazu tauschte sich Jan Keller mit seiner Kollegin Vivian Frick aus. So entwickelten sie die Idee des Projekts AMBER (Active Mobility for maintained Benefits of Health and Environment), das sie gemeinsam seit Anfang 2023 leiten.
Mit Bürgerinnen und Bürgern Wissen schaffen und Veränderungen anstoßen
Jan Keller ist es sehr wichtig, dass Menschen an der Forschung beteiligt werden. Im Rahmen von AMBER möchte er gemeinsam mit der gesamten Nachwuchsgruppe die Menschen befähigen, sich für eine gesunde und nachhaltige Lebenswelt einzusetzen.
So sollen sogenannte Citizen-Science-Projekte entstehen, die 2025 in Berlin und 2026 in Frankfurt an der Oder durchgeführt werden. „Wir wollen eine große, möglichst repräsentative Zielgruppe für die beiden Städte untersuchen. Ein Teil der Personen wird bestimmte Alltagsrouten über eine Studien-App ausmessen, um beispielsweise zu ermitteln, welche Strecken eine besonders hohe Lärmbelastung aufweisen. Über eine gemeinsame Auswertung ihrer Daten erhalten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, aktiv an der Forschung mitzuwirken", führt er aus. Mit den gewonnenen Ergebnissen soll das Projekt AMBER aufzeigen, welche strukturellen Faktoren – wie etwa verkehrsberuhigte Kieze – eine gesunde und nachhaltige Mobilitätswende begünstigen können. Dafür arbeitet die Nachwuchsgruppe auch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen. So sollen die Forschungsergebnisse auch deren tägliche Arbeit zur Mobilitätswende unterstützen. Diese Ergebnisse können laut Keller auch ein „Blueprint" – sprich eine Vorlage – für andere Städte sein.
AMBER und Karriere
Die Leitung der Nachwuchsgruppe ist für die wissenschaftliche Karriere von Jan Keller sehr wichtig. „Der Schnittstellenbereich zwischen Gesundheit, Klimaschutz und Nachhaltigkeit wird meiner Meinung nach in der Psychologie ein wichtiges, zukunftsweisendes Themenfeld sein. Außerdem lerne ich viel über verschiedene Themen aus der Mobilitätsforschung – ein großes und interdisziplinäres Forschungsfeld." Auch zukünftig möchte er weiterhin in Forschung und Lehre im Universitätskontext arbeiten.
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