Wirkung des Klimawandels auf Pollenallergien
Der Klimawandel verändert Pollen. Doch wie lassen sich Pollenvorhersagen verbessern? Dr. Maria Plaza untersucht mit ihrer Nachwuchsgruppe IMPACCT klimabezogene Veränderungen von Pollen- und Sporenteilen und deren Verbreitung.
Umwelt und Klimawandel
Die gebürtige Spanierin Maria Plaza ist im Mittelmeerraum aufgewachsen. Dürre ist dort schon seit vielen Jahren ein drängendes Problem, in Zeiten des Klimawandels wird dies durch zunehmende Temperaturspitzen und extreme Hitzewellen noch weiter verstärkt. Sie sagt: „Die Erforschung des Klimawandels und die Vorhersage seiner Folgen für die Natur und letztlich auch für die Menschen hat schon früh mein Interesse geweckt und mich zu meiner beruflichen Laufbahn inspiriert." Sie studierte zunächst Forstingenieurwesen und erwarb ihren Master in Umwelt und Forstwirtschaft. Darüber hinaus schloss sie ein Masterstudium in Bioinformatik und Biostatistik ab und erhielt ihren Doktortitel in Biologie. In ihrer Promotion widmete sich Maria Plaza insbesondere der Aerobiologie – einem Fachgebiet, das sich mit Organismen und biologischen Partikeln wie Pollen und Sporen befasst, die in der Luft von Innenräumen, aber auch im Freien auftreten. „Ich habe mich auf das interdisziplinäre Gebiet der Aerobiologie und Umweltexposition konzentriert, da es sich dabei um eine multidisziplinäre Wissenschaft handelt. Sie liefert uns nicht nur Informationen über die biologische Vielfalt, sondern auch über die Veränderungen, die in unserer Umwelt auftreten, und darüber, wie die Natur auf diese Veränderungen reagiert. Mithilfe dieser Informationen wird es zum Beispiel möglich sein, die allergische Reaktion der Bevölkerung auf veränderten Pollen und Pollenflug vorherzusagen."
Nachwuchsgruppe IMPACCT
Maria Plaza selbst ist bisher nicht von Pollenallergien betroffen, was aber nicht bedeute, dass sie es für den Rest ihres Lebens bliebe. „Normalerweise wird das Immunsystem mit zunehmendem Alter weniger empfindlich und Allergiesymptome nehmen tendenziell ab. Doch durch den Klimawandel erleben wir immer längere und intensivere Pollensaisons und so werden von Pollenallergien betroffene Menschen künftig nicht nur weiterhin unter den Symptomen leiden, sondern diese Beschwerden können sich sogar weiter verschlimmern. Selbst ältere Erwachsene können somit zum ersten Mal in ihrem Leben von Allergien betroffen sein." Das ist einer der Gründe, warum die Nachwuchsgruppe „IMPACCT – Improved decision-support for Managing the risk from Environmental disease to Public Health in a Climate Change perspective" (auf Deutsch „Verbesserte Entscheidungsunterstützung für das Risikomanagement von umweltbedingten Erkrankungen für die öffentliche Gesundheit aus Sicht des Klimawandels") die Vorhersagesysteme für Pollenflug sowie die Art und Weise, wie sie der interessierten und betroffenen Öffentlichkeit mitgeteilt werden, verbessern will. Dabei vereint IMPACCT zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen: Gesundheitswissenschaften, Datenwissenschaft, Bioinformatik und Klimawandelwissenschaft. Denn eines der Ziele von IMPACCT ist es, ein besseres Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Natur zu erlangen und ein digitales Werkzeug für die Unterstützung des Allergiemanagements zu entwickeln. Am Lehrstuhl und Institut für Umweltmedizin an der Universität Augsburg und dem Helmholtzzentrum München ist die Nachwuchsgruppe eingebettet in ein transdisziplinäres Team. So werden die Nachwuchsforschenden mit Rückenwind insbesondere zur Steigerung der Planungs- und Managementkapazitäten sowie zur Verbesserung der Frühwarnsysteme und damit zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. „Das Ziel ist, dass wir alle über relevante und qualitativ hochwertige Informationen verfügen können", so Plazas Wunsch für eine erfolgreiche Forschung.
Von den Forschungsergebnissen werden in erster Linie von Pollenallergien betroffene Menschen sowie Ärzte und Ärztinnen profitieren, da sie sich frühzeitig auf anstehende Pollensaisons vorbereiten und entsprechende Maßnahmen zur Vorbeugung wie etwa eine Hyposensibilierung vornehmen können. Die Vorhersage von Pollen in der Atmosphäre gibt den Forschenden der Nachwuchsgruppe aber auch Aufschluss darüber, wie sich die Vegetation durch den Klimawandel verändert und welche Pflanzenarten aufgrund der Erwärmung in neue Breitengrade vordringen. So können künftig auch Nicht-Allergiker über neue Umweltfaktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen, informiert werden.
Internationale Zusammenarbeit
Maria Plaza wird mit ihrer Nachwuchsgruppe Daten aus mehreren europäischen Städten sammeln und analysieren. „Die Zusammenarbeit ist bei Studien, die Informationen über luftgetragene Partikel im Klimawandel sammeln, von entscheidender Bedeutung, da diese Partikel tausende von Kilometern von einem Gebiet zum anderen transportiert werden. Glücklicherweise verfügen wir in Europa über ein Netzwerk von Aerobiologen, die aktiv an verschiedenen internationalen Projekten mitarbeiten – und ich bin ein Teil dieses Netzwerks."
IMPACCT und Karriere
„IMPACCT gibt mir die Möglichkeit, zum ersten Mal als Nachwuchsgruppenleiterin eine Studie durchzuführen, die mit einem neuartigen Ansatz vertiefte Erkenntnisse über den Klimawandel und seinen Einfluss auf die menschliche Gesundheit gewinnen wird." Dafür sei es unerlässlich, unterschiedliche Disziplinen in einer innovativen und interdisziplinären Gruppe zu integrieren, so Plaza. Sie führt weiter aus: „Klima- und andere Umweltveränderungen, die sich auf unsere Gesundheit auswirken, erfordern gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Das Gute ist: Es gibt immer mehr technologischen Fortschritt, der auf diesem Gebiet angewendet werden kann, beispielsweise die verschiedenen Möglichkeiten der Bioinformatik." Sie freut sich auf die Herausforderung dieser verantwortungsvollen Position der Nachwuchsgruppenleitung, die es ihr ermöglicht, eng mit ihren Kolleginnen und Kollegen bei der Durchführung von Expositionsstudien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Umweltfaktoren zusammenzuarbeiten, Lösungsvorschläge zu entwickeln und Informationen an Bürgerinnen und Bürger weiterzugeben.
Besonderheit des BMBF-Nachwuchsprogramms
Jungen Forschenden Chancen zu geben, findet Maria Plaza sehr wichtig: „Denn um den globalen Wandel, mit dem wir konfrontiert sind, zu verstehen und eine solide Grundlage für zukunftsorientierte Entscheidungen zu schaffen, sind neue und kreative Ideen gefragt. Mit dem BMBF-Programm haben wir die Möglichkeit, unsere eigenen Forschungsideen zu entwickeln und mit unserer eigenen Arbeitsgruppe unabhängige Forschung zu betreiben, um mehr über den globalen Wandel und seine Auswirkungen auf unsere Gesundheit zu erfahren."
Zuletzt geändert am