Vermeidung von Verpackungen schützt Ressourcen
Dr. Henning Wilts erforscht mit seinem Team systemische Lösungen der Verpackungsvermeidung im Projekt PuR.
220 Kilo Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr
Seine Schule lag neben einer Müllverbrennungsanlage. Und so beschäftigt sich Henning Wilts seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Abfall. Heute liegen seine Schwerpunkte in der Abfallvermeidung und Abfallwirtschaft, Stoffströme, nachhaltiges Ressourcenmanagement und sinnvolle Wiederverwertung. Denn kein Land in Europa verursacht mehr Verpackungsabfall als Deutschland – im Jahr 2017 erreichte das Aufkommen einen Spitzenwert von 18,7 Millionen Tonnen. Die Menge an Verpackungsmüll hat sich allein bei Kunststoffverpackungen gegenüber dem Jahr 1995 verdoppelt. 2018 wurde Wilts zum Leiter der Abteilung „Kreislaufwirtschaft" am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie ernannt. Seit 2019 leitet er gemeinsam mit Dr. Elisabeth Süßbauer die Nachwuchsgruppe „PuR – Mit Precycling zu mehr Ressourceneffizienz – Systemische Lösungen der Verpackungsvermeidung" in der Sozialökologischen Forschung.
PUR: Verpackungsvermeidung
Welche grundlegenden Hemmnisse der Verpackungsvermeidung bestehen in den verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette Herstellung, Logistik, Handel und Nutzung sowie an deren Schnittstellen? Wie kann die Wertschöpfungskette verändert werden, um Verpackungsmüll zu vermeiden? Welche Lösungsansätze des Precycling sind erfolgversprechend für eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit? Einige der Fragen, die Henning Wilts mit seiner Nachwuchsgruppe beantworten möchte. „Wir versuchen gemeinsam mit Praxispartnern Lösungen zu entwickeln, wie man mit weniger Verpackung auskommen kann. Wir Deutschen fühlen uns als Recycling-Weltmeister. Aber mit unserem Team suchen wir nach neuen Konzepten z. B. Precycling, bevor der Verpackungsabfall überhaupt entsteht."
Precycling
Henning Wilts weiß, dass Recycling nach wie vor wichtig ist. Aber Vermeidung von Verpackungsmüll, also Precycling sei besser. Er hält die Kombination aus Wiederverwendung von Materialien, dem Verzicht auf Einwegverpackungen und dem verbesserten Recycling für die beste Lösung. Sein Team erprobt auch mögliche Innovationen zur Verpackungsvermeidung gemeinsam mit ausgewählten Praxisakteuren aus den Bereichen Lebensmittel, Lieferdienste und Individualgastronomie sowie Transportverpackungen. Wilts würde es begrüßen, „wenn wir es schaffen würden, wieder zurück zu gehen zu der Verpackungsabfallmenge, die wir vor zwanzig Jahren hatten. Also die Hälfte, dann braucht jeder nur eine halb so große gelbe Tonne und hat einen Quadratmeter mehr Platz in seiner Wohnung z. B. für eine neue Pflanze."
Karriere und Familie
Dem Vater einer sechs Monate alten Tochter ist die Familie gerade wichtiger als die Karriere. „Nichts ist wichtiger als meine Kleine!" Daher empfindet er die Nachwuchsgruppenleitung als sehr vorteilhaft, weil er sich die Arbeit so einteilen kann, seine Tochter in ihren wachen Phasen zu erleben. Und diese Kombination aus Arbeit und Kind bereitet ihm momentan große Freude.
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