Pionierarbeit für die Energiewende
Als Volker Presser ein Kind war, sammelte er Steine, Mineralien und Kristalle in seiner Heimat, dem Allgäu. Schon damals faszinierten ihn die Struktur und Eigenschaften von Materialien und er wollte sie besser begreifen. Diese Leidenschaft hat der Mineraloge inzwischen zu seinem Beruf gemacht. Als jüngster W3-Professor der Universität des Saarlandes erforscht er, welche Materialien als Energiespeicher optimiert und genutzt werden können.
Erneuerbare Energie zu speichern, wenn sie gerade nicht genutzt wird, ist eine der großen Herausforderungen der Energiewende. Materialwissenschaftler Professor Volker Presser erforscht deshalb kleine, kompakte, leistungsfähige und gleichzeitig günstige und umweltfreundliche Energiespeicher – als Leiter des Programmbereichs Energie-Materialien am INM - Leibniz-Institut für Neue Materialien. „Zielgerichtete Forschung erfordert Funktionsmaterialien so zu untersuchen, dass Zusammenhänge klar werden und ich die technische Anwendung ableiten kann", sagt der 35-Jährige. Dabei begeistert ihn das das Entdecken und das Nutzen von Neuem heute genauso wie früher.
„Im Gegensatz zur klassischen Industrieforschung kann ich Fragen bearbeiten, die nicht zwingend in einem Produkt enden müssen. Dadurch habe ich die Freiheit, Themen und ihre Prioritäten auch jenseits aktueller Trends zu steuern", beschreibt Presser seine Forschungsfreiheit. Diese Freiheit sei wichtig, um die Struktur-Eigenschafts-Beziehung von Energiespeichermaterialien zu kennen – dafür benötige man einen langen Atem. Aber für ihn ist dieser Beruf genau richtig.
Lösungen zur Energiespeicherung
In den vergangenen fünf Jahren hat Presser als Nachwuchsgruppenleiter des Ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an der elektrochemischen Energiespeicherung mittels Superkondensatoren geforscht. Solche Speicherzellen können die Effizienz des Stromnetzes steigern und sind für viele Anwendungen, wie den öffentlichen Verkehr, wichtig. Als Highlight seiner Forschung beschreibt der, dass aus einfachen porösen Kohlenstoffmaterialien und herkömmlicher Technologie enorme Speicherkapazitäten entstehen können: „Wir haben ein aussichtsreiches Energiespeicherkonzept auf Basis von Redox-Elektrolyten entwickelt". Mit diesen Kapazitäten könnte der Strom aus erneuerbaren Energien besser gespeichert werden und somit den Energiebedarf zuverlässig decken.
„Die wissenschaftliche Karriere ist eine der am schlechtesten planbaren in unserer Gesellschaft"
Während der BMBF-Förderung in den letzten fünf Jahren entwickelt sich Pressers Karriere rasant: als Rückkehrer nach Deutschland von einer Post-Doc Stelle in den USA bis zu einer Berufung auf eine Professur und der Leitung des neuen Programmbereichs Energie-Materialien am Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM). Mit nur 33 Jahren wurde er W3-Professor für Energie-Materialien an der Universität des Saarlandes. Damit ist er der jüngste Universitätsprofessor im Saarland. Der Wissenschaftler ist sich sicher: „Ohne die Nachwuchsgruppenleitung und der Förderung des BMBF, wäre das nicht möglich gewesen. Das ist ein Qualifikationsmerkmal, das Prüfungskomitees überzeugt, dass man auch ohne Habilitation berufbar ist". Für ihn sei der eigentliche Erfolg aber die Pionierarbeit, die er zu Energiespeichermaterialien erbringt.
Rat an junge Forscher: seid flexibel und mobil
Jungen Wissenschaftlern rät Presser: „Wenn die Forschung eigene Berufung ist, dann geht ihr nach. Ohne Leidenschaft wird es schwierig." Flexibel und mobil zu sein sei außerdem sehr wichtig. Könne die Forschung vielleicht im Ausland oder außeruniversitär weitergeführt werden? Entscheidend sei das Gesamtpaket des Angebots.
Zukunftsthemen Energie, Wasser und Umwelt
Den fachlichen Schwerpunkt in den nächsten Jahren legt Presser auf Energie, Wasser und Nachhaltigkeit. An Energiespeichern will er weiter forschen. Er interessiert sich aber auch für Energieeffizienz, die verbesserte Gewinnung von Energie, Batterien und Wasseraufbereitung und -entsalzung. Zukünftig sollen all diese Themen durch Forschung nachhaltiger und günstiger werden.
Hintergrund zur Förderinitiative Energiespeicher
In der „Förderinitiative Energiespeicher" entwickeln Forscher neue Technologien, um erneuerbare Energien besser speichern zu können. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unterstützen die Entwicklung verschiedener Speichertechnologien in 66 Projektverbünden mit 184,3 Millionen Euro.
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